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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Maivormittags. Ich zählte fünf Streifenwagen. Zwei zivile Fahrzeuge aus dem Fuhrpark der Kriminalpolizei kamen wenige Sekunden nach mir an.
    Als ich aus meinem Peugeot stieg, sah ich mich umringt von fragenden Gesichtern. Ich pickte mir Rolf Runkel heraus, übertrug ihm die Leitung der Aktion, beschrieb Geldorfs BMW , ließ sein Foto herumgehen.
    Â»Denken Sie daran, der Mann hat jetzt einen Vollbart«, sagte ich so laut, dass jeder es hören konnte. »Und er ist wahrscheinlich bewaffnet.«
    Â»Der Parkplatz ist ja zum Glück nicht so riesig«, stellte Runkel nach einem Rundumblick fest. »Hinten sind allerdings noch mehr Parkplätze, hab ich vorhin gesehen.«
    Â»Lassen Sie die Zufahrten sperren«, befahl ich. »Ich gehe inzwischen hinein und sehe mich um.«
    Kurze Zeit später drängelte ich mich durch den Eingang des um diese Tageszeit bereits erstaunlich gut besuchten Supermarkts. Man veranstaltete gerade eine mediterrane Gourmetwoche, die offenbar guten Zuspruch fand. Außerdem gab es einen Toshiba-Laptop zum Superschnäppchenpreis.
    Ich durchstreifte den Supermarkt Zeile für Zeile, drängelte mich durch Trauben von Einkäufern, die ihre Beute zur Kasse schoben, konnte Jakob Geldorf jedoch nirgendwo entdecken. Vor allem der Wein und der Laptop schienen gut wegzugehen. Zu meiner Beruhigung sah ich auch nirgendwo einen der Bulgaren.
    Die Suchaktion dauerte nicht einmal zehn Minuten. Wir fanden weder Geldorf noch seinen BMW oder seine potenziellen Mörder. Schließlich ließ ich den Einsatz abblasen. Meine Mitarbeiter stiegen in ihre Fahrzeuge und machten sich auf den Weg zurück zur Polizeidirektion. Natürlich wagte keiner, in meiner Gegenwart abfällige Bemerkungen zu machen. Das würden sie während der Fahrt ausgiebig nachholen, ich konnte es in ihren Mienen lesen: Der Gerlach wird allmählich alt. Schon der zweite Alarm, bei dem nichts herauskommt als vertane Zeit und verschwendetes Benzin.

32
    Ich ließ meinen Mitarbeitern einige Minuten Vorsprung, beichtete Vangelis die neuerliche Pleite und reihte mich schließlich in den lebhaften Verkehr in Richtung Innenstadt ein. Während der gemächlichen Stop-and-go-Fahrt durch Handschuhsheim freute ich mich am gesunden Klang meines Motors und wünschte Herrn May ein langes, glückliches Leben.
    Wie üblich schienen wieder einmal alle Ampeln rot zu sein. Zwischendurch überfiel mich plötzlich die Lust, Theresas Stimme zu hören, ihr Lachen. Ich hatte das Handy schon in der Hand, legte es aber wieder zurück auf den Beifahrersitz. Vielleicht war es nicht klug, gerade jetzt zu telefonieren, wo es jeden Augenblick Geldorfs Festnahme melden konnte.
    Zehn Minuten später, inzwischen stand ich an einer Ampel kurz vor der Ernst-Walz-Brücke, trillerte mein Handy tatsächlich. Es war jedoch nicht die erwartete gute Nachricht, sondern Melindas Mutter.
    Â»Grad ist mir noch was eingefallen«, rief sie aufgeregt. »Manchmal fährt der Herr Geldorf auch nach Weinheim zum Einkaufen. Da gibt’s anscheinend einen kleinen russischen Supermarkt. Und die haben Sachen, die er sonst nicht kriegt.«
    Und nun? Wenden und nach Weinheim fahren? Auf so einen vagen Hinweis hin? Erneut eine Fahndung auslösen, die vermutlich wieder zu nichts als schlechter Laune führen würde? Ich entschied mich dagegen. Weit würde Geldorf ohnehin nicht mehr kommen. Jeder Polizist Heidelbergs kannte inzwischen das Kennzeichen seines Wagens, hatte sich sein Porträt eingeprägt. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis ihn eine rote Kelle an den Straßenrand winken würde.
    Die Grünphasen waren kurz, die Autoschlange vor mir lang. Der Verkehr staute sich schon weiter vorn, entdeckte ich, jenseits der Brücke. Der russische Supermarkt in Weinheim beschäftigte mich immer noch. Sollte ich doch lieber kehrtmachen und dieser neuen Spur folgen, die mit größter Wahrscheinlichkeit keine war? Vor mir stand ein tiefergelegter schwarzer Mercedes mit dunklen Scheiben und einem Auspuff, den der TÜV gewiss noch niemals gesehen hatte. Der Fahrer spielte nervös mit dem Gaspedal. Selbst bei geschlossenen Scheiben drang das Wummern seiner Musik bis zu mir. Es war fast elf Uhr, und in meinem Peugeot wurde es minütlich wärmer. Ich gähnte. Vielleicht wäre eine Klimaanlage im Auto doch keine schlechte Sache?
    Wieder wurde die Ampel grün. Dieses Mal gehörte ich zu

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