Der fünfte Mörder
Schivkov nicht weit. Und dann wurde es allmählich doch Zeit, Verstärkung anzufordern.
Ich passierte gerade das Heidelberger Ortsschild, als ich erneut Vangelisâ Nummer wählte. Sie hörte kurz zu.
»Ich sause rüber ins Lagezentrum«, sagte sie dann, wie üblich durch nichts aus der Ruhe zu bringen, »und rufe Sie in einer Minute zurück.«
Jetzt waren nur noch vier Fahrzeuge zwischen mir und dem roten BMW , der betont langsam zu fahren schien: der weiÃe Ford, der taxifarbene Japaner, ein Lexus, wenn ich mich nicht irrte, Dobrev, ein nagelneuer, stolz im Sonnenlicht funkelnder Audi.
Dossenheim. Und wieder Ampeln.
Von der Direktion bis hierher braucht man mit Blaulicht fünfzehn Minuten. Und fünfzehn Minuten können verflucht lang sein, wenn man vor einer roten Ampel steht und sich ausmalt, was in der Zwischenzeit Schreckliches passieren kann. Dobrev war gerade noch bei Gelb durchgewischt, ich stand und beobachtete, wie der schwarze Helm um die nächste Biegung der BundesstraÃe verschwand und sich fünf, sechs, sieben Wagen vor mir einreihte. In einschlägigen Filmen biegt der Held an dieser Stelle auf den Gehweg ab, um zu überholen. Aber rechts von mir stand eine Schlange von Rechtsabbiegern, die nach Dossenheim hineinwollten. Und vor mir eine Ampel, die offenbar niemals wieder grün werden wollte. Mein Herz klopfte, meine Hände waren feucht.
Doch.
Sie wurde doch wieder grün.
Nördlich von Dossenheim bot sich die Gelegenheit zu überholen, wenn man sich über die Geschwindigkeitsbegrenzung hinwegsetzte. Ich nutzte meine Chance, wieder näher heranzukommen, und machte mir ein paar Feinde mehr auf der Welt. Als ich Schriesheim erreichte, waren nur noch fünf Wagen zwischen Dobrevs Motorrad und mir. Vor Dobrev waren jetzt andere Fahrzeuge. Der weiÃe Ford war verschwunden, ebenso der Audi. Nur der Lexus und der tomatenrote BMW waren noch da.
Immer noch fuhr Geldorf eher zu langsam als zu schnell, lieà sich hin und wieder überholen. Dobrev fuhr an den StraÃenrand und bremste ab, vermutlich um nicht zu nah heranzukommen, lieà mich vorbei. Jetzt war der Lexus direkt vor mir. Vom Fahrer konnte ich nichts sehen als die Augen im Rückspiegel.
Das Handy, Vangelis. Eine Flotte von vier Fahrzeugen war inzwischen auf dem Weg. Zwei auf der BundesstraÃe hinter mir, zwei auf der A  5, die einige Kilometer westlich parallel verlief. Diese beiden würden vor uns in Weinheim sein. Das war gut.
Vangelis hatte die Adresse des russischen Supermarkts in Weinheim an die dortigen Kollegen durchgegeben, damit sie ein Empfangskomitee in Stellung bringen konnten.
»Wir lassen die Verbindung ab jetzt stehen, okay?«
Ich behielt das Handy am Ohr, hörte, wie sie über einen zweiten Apparat telefonierte. »Es gibt eine neue Entwicklung«, sagte sie dann. »Spielende Kinder haben in einer Kiesgrube in der Nähe von Regensburg eine Leiche gefunden.«
»Mit einem Loch in der Stirn?«
»Sie sagen es.«
Damit war Geldorf der letzte der fünf Mörder, der noch am Leben war. Wenn ich einen Fehler machte, nicht mehr lange.
»Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Ihnen«, hörte ich Vangelis sagen. »Ich nehme die Autobahn und rufe Sie gleich wieder an.«
GroÃsachsen mit seiner knubbeligen kleinen Kirche. Inzwischen zählte ich acht Fahrzeuge zwischen Geldorf und mir. Dobrev war immer noch hinter mir und hatte mich offenbar nicht erkannt. Meine augenblickliche Position war gut. Weit genug zurück, um nicht aufzufallen, nah genug, um den roten BMW nicht zu verlieren.
Mit Vangelis kam ich überein, mit dem Zugriff in Weinheim so lange zu warten, bis Geldorf aus seinem Wagen stieg. Die dortigen Kollegen gingen gerade in Stellung, erfuhr ich von meiner Einsatzleiterin, die gerade mit zweihundert Stundenkilometern auf der A  5 nach Norden jagte. Dieser Zugriff würde brandgefährlich werden. Es musste sehr schnell gehen, und überdies mussten Geldorf, Dobrev und Schivkov gleichzeitig überrumpelt und entwaffnet werden.
Solange Geldorf sich bewegte, war er halbwegs in Sicherheit. Noch schien er nichts von seinen Verfolgern bemerkt zu haben.
GroÃsachsen blieb hinter uns. Geldorf war immer noch mit exakt siebzig Stundenkilometern unterwegs. Vor uns ein Abzweig nach links, in der Ferne schon die ersten Häuser Weinheims. Plötzlich wurde der BMW schneller, schlug einen scharfen Haken und
Weitere Kostenlose Bücher