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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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schon einige Informationen über Elisaveta Lebedeva zusammengetragen.
    Â»Als Beruf gibt sie Unternehmerin an. Alter: siebenundvierzig. Mit dem Gesetz ist sie noch nie in Konflikt gekommen. Nicht mal Punkte in Flensburg.«
    Â»Haben Sie mit der Abteilung für Organisierte Kriminalität beim BKA geredet?«
    Sie nickte. »Die haben eine Menge Akten über ihren toten Mann. Haben ihm aber nie etwas Gesetzwidriges nachweisen können. Wie das so ist …«
    Ich hielt mich am Griff über der Tür fest und wandte die Augen nicht von der Straße, da Vangelis pausenlos rechts und links überholte.
    Â»Ihr verstorbener Mann war vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion irgendwas Hohes in der KPdSU . Es heißt, anschließend hätte er zusammen mit ehemaligen Kollegen sowjetische Kombinate privatisiert. Und irgendwann hat er sich dann hier niedergelassen, anfangs in Neuenheim mit einer Firma für Import und Export. Aber wie gesagt, nicht einmal das BKA hat verlässliche Informationen über Lebedev und seine Geschäfte. Wenn es hin und wieder Ärger mit der Steuer oder mit dem Zoll gab, dann war immer ein Abteilungsleiter oder sonst wer schuld. Lebedev selbst haben sie nie drangekriegt. Die Witwe scheint ihr Geld heute ausschließlich mit legalen Geschäften zu verdienen. Ihr Mann ist übrigens keines natürlichen Todes gestorben. Er ist vor zwei Jahren beim Absturz eines Privatflugzeugs in der Nähe von Moskau ums Leben gekommen.« Vangelis bremste scharf, schlug einen Haken und überholte einen Traktor mit Anhänger.
    Â»Und heute leitet seine Witwe die Geschäfte?«
    Â»Das ist inzwischen ein verzweigtes Imperium geworden. Die einzelnen Teile ihres Firmengeflechts werden von angestellten Geschäftsführern geleitet. Es gibt eine Holding auf Zypern. Der größte Teil ihres Clans residiert übrigens in Baden-Baden, ein kleinerer Ableger im Raum Frankfurt, bevorzugt in Bad Homburg. Allein der Immobilienbesitz der schönen Elisaveta – so nennen die Schriesheimer Kollegen sie – wird auf achtzig Millionen geschätzt.«
    Â»Und womit verdient sie heute ihr Geld?«
    Â»Gute Frage. Ich bin gespannt, ob sie Ihnen eine Antwort darauf geben wird. Ich werde gleich morgens versuchen, mehr Informationen zusammenzutragen. Aber leider bin ich keine Betriebswirtin.«
    Vangelis schaltete zurück und bog rechts ab, wir hatten Schriesheim erreicht. Als ich kurz vor unserem Ziel einen Blick aufs Handy warf, entdeckte ich, dass in der Zwischenzeit eine SMS gekommen war. Mein Herz machte einen Hüpfer. Sie war von Theresa. Immerhin ein Lichtblick an diesem trostlosen Tag, der so sonnig begonnen hatte.
    Â»Gute Nachrichten von Ihren Mädchen?«, wollte Vangelis wissen, der mein Lächeln nicht entgangen war.
    Â»Von denen kommen zurzeit leider selten gute Nachrichten«, erwiderte ich seufzend.
    Theresa schrieb, ihr Mann werde überraschend verreisen und erst morgen im Lauf des Tages zurückkommen. Ob ich heute Abend schon etwas vorhabe und was ich außerdem von ihrem Buch halte.
    Während ich die SMS las, begann das Handy erneut zu summen. Ein Anruf, dieses Mal jedoch nicht von einer meiner Töchter, sondern von Doktor Egon Liebekind, dem Chef der Heidelberger Polizeidirektion und Theresas Ehegatte persönlich. Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete ich, er könne irgendwie mitbekommen, dass ich gerade dabei gewesen war, eine Nachricht von seiner Frau zu lesen.
    Â»Diese Sache mit dem explodierten Wagen«, begann Liebekind und räusperte sich. »Ich muss mir doch keine Sorgen machen?«
    Â»Nicht im Geringsten«, beruhigte ich ihn eilig. »Wir haben alles im Griff.«
    Â»Ich hatte nämlich vor, übers Wochenende wegzufahren und einen Freund zu besuchen.«
    Es fehlte nicht viel, und ich hätte »ich weiß« gesagt.
    Â»Falls Sie doch Unterstützung brauchen«, fuhr mein Chef fort. »Mein Handy wird die meiste Zeit eingeschaltet sein.«
    Â»Wir werden klarkommen. Keine Sorge.« Ich wünschte ihm ein schönes Wochenende und schrieb Theresa, dass ich leider nichts versprechen könne, berichtete von der aktuellen Sicherheitslage Heidelbergs und wohin ich gerade unterwegs war. Außerdem versprach ich, mich später noch einmal zu melden. Von dem Buch schrieb ich nichts, weil ich sonst hätte gestehen müssen, dass ich es bisher nur einmal kurz durchgeblättert und

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