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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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waren, die auf Voronins Audi geschossen haben.« Ich rieb mir die müden Augen. »Was ja noch nicht erwiesen ist.«
    Â»Jedenfalls hat sie gelogen, als sie sagte, sie hat mit Voronin nichts mehr zu tun. Er hatte ihre Adresse im Navi. Er wollte zu ihr.«
    Drei entgangene Anrufe, las ich auf meinem Handy – dreimal Sarah. Seufzend rief ich zurück.
    Meine Tochter weinte.
    Â»Paps«, schluchzte sie, »wir haben alles geputzt, wie du gesagt hast.«
    Â»Prima.«
    Â»Und dann wollten wir die Jeans rausnehmen. Wir brauchen die Jeans doch!«
    Â»Die müsst ihr jetzt wohl mit der Hand waschen. Der Trockner funktioniert ja zum Glück noch.«
    Â»Haben wir auch gedacht. Und da haben wir die Tür von der Waschmaschine aufgemacht und …«
    Â»Und wo ist das Problem?«, fragte ich ahnungsvoll.
    Â»Die Maschine war doch noch bis obenhin voll mit Wasser!«
    Stöhnend fiel ich in meinen Sitz zurück. Alle Welt genoss das verlängerte Wochenende, das schöne Wetter, und ich Narr raste durch die Gegend beim wahrscheinlich hoffnungslosen Versuch, einen Krieg zu verhindern, während meine Töchter unser Zuhause verwüsteten.
    Â»Ich komme, so schnell ich kann«, versprach ich. »Fangt schon mal an aufzuwischen, damit es im Erdgeschoss nicht durch die Decke regnet.«
    Vangelis schenkte mir einen mitfühlenden Blick und ersparte mir kluge Kommentare. Einige Minuten fuhren wir schweigend.
    Â»Ich sehe im Moment nur eine Möglichkeit«, überlegte ich laut, als wir wieder in Heidelberg waren. »Wir müssen diese Russin und ihre Leute rund um die Uhr überwachen. Keiner von denen darf in den nächsten Tagen auch nur aufs Klo, ohne dass wir es erfahren. Vielleicht halten sie dann still. Außerdem sollten wir sicherheitshalber auch das Bella Napoli im Auge behalten.«
    Â»Werde mich sofort darum kümmern.« Vangelis überholte einen rot lackierten Reisebus mit englischem Kennzeichen. »Zum Glück hatte ich an diesem Wochenende nichts vor. Mein Mann ist mit Freunden zum Segeln.«
    Es klang keine Spur von Neid aus ihren Worten.

    Zurück in der Polizeidirektion, erwartete mich eine Nachricht, deren Bedeutung ich erst später erfassen sollte, als ich längst auf feuchten Knien und mit einem Lappen in der Hand in meiner überschwemmten Wohnung herumrutschte.
    Â»Hätten Sie eine Sekunde für mich, Chef?«, sprach mich Balke auf der Treppe an. Er hielt einen schmalen hellgrauen Aktenordner in der Hand.
    Â»Worum geht’s?«, fragte ich unfreundlich und blieb stehen.
    Â»Um den Zünder. Die Stuttgarter haben das Ding untersucht beziehungsweise das, was davon übrig ist. Und jetzt heißt es auf einmal, es sei eventuell doch keine Zeitbombe gewesen, sondern eine Fernauslösung per Funk. Sie sagen, die Wahrscheinlichkeit liegt bei achtzig Prozent, vielleicht sogar neunzig.«
    Â»Das macht die Sache auch nicht besser«, fuhr ich ihn an, obwohl er nun wirklich nichts für die Schweinerei in meiner Wohnung konnte.
    Â»Ich dachte nur, Sie sollten es wissen.«
    Ich bedankte mich mühsam freundlich und wünschte ihm ein schönes Restwochenende. Am oberen Rand der Treppe fiel mir noch etwas ein.
    Â»Wie geht es unserem Verletzten von der Autobahn, diesem Piotr Dingsda?«
    Â»Voronin.« Balke wandte sich um und sah mich wütend an. Auch er verbrachte das erste schöne Wochenende des Jahres im Dienst und musste sich zur Belohnung auch noch von mir anraunzen lassen.
    Â»Die Ärzte sagen: Fifty-fifty, dass er durchkommt. Das Geschoss ist übrigens Kaliber neun Millimeter. Dasselbe wie bei der Wasserleiche. Ob es auch dieselbe Waffe war, können wir erst morgen sagen. Der Schuss ist vermutlich aus einem etwa gleich schnell und parallel fahrenden Auto abgegeben worden.«
    Â»Wann wird der Verletzte vernehmungsfähig sein?«
    Â»Falls er überhaupt noch mal aufwacht, dann wird er sich mit Sicherheit an nichts erinnern können, was mit dem Unfall zu tun hat.«

6
    Die Zwillinge hatten ihr Outfit den widrigen Umständen angepasst und waren in Bluejeans losgezogen. Sie hatten sich sehr zerknirscht gegeben und hoch und heilig versprochen, um halb elf zu Hause zu sein. Spätestens. Den Flur hatten sie, so gut es ging, trockengelegt. In der Küche stand immer noch das Wasser, aber deren Fußboden war zum Glück gefliest und wasserdicht.
    Eimer um Eimer trübe Brühe kippte

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