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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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ich in die Spüle. Längst waren meine Hände weiß und schrumpelig, meine alte Hose, die ich für handwerkliche Tätigkeiten aufgehoben hatte, bis über die Knie durchnässt, und der Wasserstand am Fußboden schien nicht sinken zu wollen. Unglaublich, was in so eine Waschmaschine hineinpasst.
    Um sieben Minuten nach neun klingelte mein Telefon.
    Eine kurzatmige Männerstimme meldete sich: »Schreber hier. Spreche ich mit Kriminaloberrat Gerlach?«
    Ich kannte keinen Herrn Schreber. Die Nummer auf dem Display begann mit Null-Sieben-Eins, er rief also aus der Umgebung von Stuttgart an.
    Â»Worum geht’s?«
    Â»Die Sache ist kompliziert«, erwiderte er in leidendem Ton. »Es ist ein bisschen schlecht am Telefon …«
    Â»Welche Sache denn?«, fragte ich so gut gelaunt, wie man angesichts einer ausgelaufenen Waschmaschine nun einmal ist. »Falls es um Geldanlagen geht, ich habe kein Geld und bin nicht interessiert.«
    Er schwieg für Sekunden. Ich hörte seinen leise pfeifenden Atem. Schließlich fuhr er fort: »Bei Ihnen ganz in der Nähe gibt’s eine Telefonzelle. Vor der Kirche. Wären Sie vielleicht so nett, in zehn Minuten dort zu sein?«
    Â»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich habe weiß Gott Besseres zu tun, als am Samstagabend …«
    Â»Es ist zu Ihrem Besten. Bitte glauben Sie mir.«
    Ich bedachte den Teich in meiner Küche mit einem grimmigen Blick, wechselte die Hose und machte mich auf den Weg zur angegebenen Ecke. Der Abend war mild, die Luft voller Düfte und Stimmen. Irgendwo wurde gegrillt. Aus offen stehenden Fenstern drangen Gelächter und Musik. Ich musste nicht einmal eine Minute warten, bis das Gerät in dem grau-pink lackierten Kasten zu trillern begann.
    Interessiert beobachtet von einigen gelangweilten Teenies, die auf einer nahen Gartenmauer hockten, nahm ich den schweren Hörer ans Ohr. Immerhin waren meine Töchter nicht bei der Gruppe, stellte ich aus den Augenwinkeln fest.
    Â»Ja?«, sagte ich.
    Â»Danke«, keuchte der Mann von vorhin. »Sie sind allein? Niemand hört zu?«
    Â»Ich bin allein. Niemand hört zu.« Ich drehte mich so, dass die Teenies mein Gesicht nicht sehen konnten, und fühlte mich wie in einem albernen Agentenfilm. »Und ich bin sehr gespannt, was Sie mir zu erzählen haben.«
    Â»Also erstens, mein Name ist nicht Schreber.«
    Â»Das überrascht mich nicht.«
    Â»Im richtigen Leben heiße ich Arnold Heisenberg. Kriminaldirektor am LKA .«
    Â»Und?«
    Â»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie sich für eine gewisse Person in Schriesheim interessieren.«
    Â»Darf man erfahren, wie?«, fragte ich, nachdem meine Überraschung sich gelegt hatte.
    Â»Das tut nichts zur Sache.«
    Â»Und wenn es so wäre? Wenn ich mich tatsächlich für diese … Person interessieren würde?«
    Â»Dann würde ich Sie sehr herzlich bitten, lieber Herr Gerlach, die Finger davon zu lassen. Ich weiß, es klingt jetzt alles ein bisschen merkwürdig …«
    Â»Das ist noch milde ausgedrückt. Woher weiß ich überhaupt, dass Sie wirklich beim LKA sind?«
    Â»Ich wollte Sie nur warnen. Ich meine es gut mit Ihnen.«
    Â»Und jetzt?«
    Â»Jetzt vergessen Sie die Dame an der Bergstraße am besten und gehen wieder heim und putzen Ihre Küche.«
    Â»Ich … Augenblick mal. Woher wissen Sie …?«
    Aber er hatte schon aufgelegt.
    Mit einem Mal hämmerte mein Puls. Meine Hände waren feucht. Die Teenies in meinem Rücken lachten schallend, und für einen kurzen Moment bildete ich mir ein, sie lachten über mich.

    Klara Vangelis erreichte ich zu Hause. Im Hintergrund meinte ich, einen Fernseher zu hören, in dem eine lärmende Show lief und viel vom Band gelacht wurde.
    Â»Mit Sven habe ich noch kurz gesprochen«, sagte sie, nachdem sie meine Frage verstanden hatte. »Er wollte wissen, warum Sie so schlechte Laune haben. Ich dachte nicht, dass Ihr Wasserschaden geheim ist.«
    Â»Ist er ja auch nicht.«
    Â»Weshalb fragen Sie dann?«
    Â»Hat nichts zu bedeuten. Entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe.«
    Ich sah ihr fragendes Gesicht durchs Telefon.
    Bei Balke musste ich es lange läuten lassen.
    Â»Was?«, murmelte er verwirrt. Er klang, als hätte er schon geschlafen. »Mit wem ich was habe?«
    Â»Mit wem Sie über meine übergelaufene Waschmaschine

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