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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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(1638 – 1715), kamen ebenso vor wie seine zahllosen unehelichen Nachkommen. Der badische Markgraf Karl Wilhelm (1679 – 1738) hatte mit einer nicht exakt bekannten Zahl von jungen Hofsängerinnen eine größere Anzahl unehelicher Kinder, die – je nach Geschlecht – alle auf die Namen Carl oder Carline getauft wurden.
    Um halb elf war ich auf Seite fünfzehn, und allmählich wurde mir kühl. Ich ging hinein, setzte mich aufs Sofa und las weiter. Theresas Buch gefiel mir nicht schlecht, wenn auch bei manchen Passagen die Historikerin ein wenig mit ihr durchging. Zum Beispiel, wenn bei fast jeder neu auftauchenden Person in Klammern Geburts- und Sterbejahr genannt werden mussten. Des Öfteren kam ich mit den vielen hochwohlgeborenen Namen durcheinander. Schließlich legte ich das Buch zur Seite, um meinen Augen ein wenig Erholung zu gönnen. Demnächst sollten meine Töchter nach Hause kommen. Hatte ich halb elf gesagt oder elf?
    Als ich gegen Mitternacht wieder erwachte, war ich immer noch allein. Ich nahm mein Handy und wählte erst Sarahs, dann Louises Nummer. Beide Male landete ich auf der Voicebox. Ich goss mir ein zweites Glas Rioja ein und nahm die kurpfälzischen Kabalen wieder zur Hand. Ich beschloss, so lange wach zu bleiben, bis meine Töchter aufkreuzten, und ihnen gründlich die Leviten zu lesen.
    Als ich das nächste Mal erwachte, war es Viertel nach zwei, Theresas Buch lag aufgeschlagen auf dem Teppich, und mein linkes Bein war eingeschlafen. Mein Handy hatte mich geweckt. Keine Ahnung, wie lange es schon auf dem Couchtisch im Kreis herumschnurrte. Mein erster Gedanke war natürlich: die Zwillinge. Aber die Nummer auf dem Display war mir unbekannt. Die weibliche Stimme, die sich meldete, nicht weniger.
    Zunächst verstand ich überhaupt nichts.
    Â»Wer ist da?«, fragte ich benommen. »Was ist?«
    Â»Polizeiobermeisterin Vaihinger. Entschuldigung, falls ich Sie geweckt habe.«
    Ich versuchte, mir den Schlaf aus den Augen zu reiben. Um meine Töchter schien es nicht zu gehen.
    Â»Sie brauchen einen guten Grund, damit ich diese Entschuldigung annehme«, fuhr ich die arme Frau an.
    Â»Ich hab hier ein kleines Problem.«
    Â»Ich habe selbst genug Probleme.«
    Die Stimme meiner Gesprächspartnerin wurde lauter, der schwäbische Akzent ausgeprägter. »Herr Kriminaloberrat, ich mache hier auch bloß meine Arbeit, wissen Sie? Und ich weiß selber, dass es mitten in der Nacht ist, und ich ruf Sie weiß Gott nicht zum Spaß an, oder um Sie zu ärgern.«
    Â»Also, worum geht es? Wie war noch mal der Name? Und machen Sie es kurz, bitte.«
    Â»Vaihinger. POM Vaihinger.« Sie klang schon wieder friedlicher. »Aus Feuerbach ruf ich an. Und wir haben hier eine kleine Fahrzeugkontrolle, und einer von den Insassen will ums Verrecken seinen Ausweis nicht herzeigen.«
    Mein linkes Bein kam allmählich wieder zu sich und begann zu kribbeln und zu jucken. Nebenbei hob ich Theresas Buch auf und legte es ordentlich auf den Couchtisch.
    Â»Und was habe ich mit der Sache zu tun?«
    Â»Sehen Sie, das weiß ich auch nicht. Die betreffende Person verlangt, dass wir Sie kontaktieren.«
    Â»Ich weiß ja nicht mal, wo Feuerbach genau liegt.«
    Â»Das ist in der Nähe von Stuttgart. Und der Mann besteht darauf, dass ich Sie anrufe.«
    Â»Wer ist der Mann?«
    Â»Das ist doch gerade das Problem!«, stöhnte sie. »Er behauptet, er heißt Meier, und das glaub ich ihm nicht, und ausweisen will er sich nicht. Und jetzt will er Sie unbedingt sprechen.«
    Â»Ich ihn aber nicht, sagen Sie ihm das. Wo kommen wir denn hin …«
    Â»Bitte, Herr Kriminaloberrat. Ich steh mir hier jetzt seit über einer Stunde die Füße in den Bauch und streit mit diesem Granadedaggel rum, und so langsam hab ich keine Lust mehr, wissen Sie? Und wenn Sie nicht mit dem Mann reden wollen, dann nehm ich ihn jetzt in Gewahrsam. So.«
    Â»Geben Sie mir den Idioten in Gottes Namen.«
    Ich hörte Rascheln, Stimmen im Hintergrund, dann plötzlich ganz nah: »Guten Abend, Herr Gerlach. Beziehungsweise guten Morgen. Es tut mir unsäglich leid, dass ich …« Der Mann am anderen Ende hüstelte verlegen. »Sie wissen, wer ich bin?«
    Ja, ich wusste es. Es war die Stimme, die ich in dieser Sekunde am allerwenigsten erwartet hatte.
    Â»Natürlich, Herr …«
    Â»Keine

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