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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Namen bitte. Ich stecke hier in einer äußerst unangenehmen Situation, und Sie sind vermutlich der einzige Mensch, der mir heraushelfen kann. Deshalb bitte ich Sie dringend, kommen Sie und schaffen Sie mir diese Leute vom Hals.«
    Â»Natürlich«, erwiderte ich lahm. »Aber um ehrlich zu sein, ich verstehe im Moment überhaupt nichts.«
    Â»Brauchen Sie auch nicht. Ich werde Ihnen später alles erklären. Kommen Sie einfach, bringen Sie Ihren Dienstausweis mit, und ich werde Ihnen bis in alle Ewigkeit dankbar sein.«
    Ich zögerte immer noch. Nein, ich zögerte nicht, ich war einfach viel zu perplex, um vernünftig zu reagieren. Angemessen. Normal.
    Â»Herr Gerlach«, sagte die Stimme, die ich so gut kannte. »Ich denke, Sie schulden mir etwas. Und ich denke, wir wissen beide, wovon ich spreche.«
    Â»Bin schon unterwegs«, sagte ich ohne weiteres Nachdenken.
    Ich wusch mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser, während die Espressomaschine warm wurde, trank einen schnellen, starken Kaffee und machte mich auf den Weg.
    Während der eiligen Fahrt über die nächtlichen Autobahnen konnte ich zunächst an nichts anderes denken als an das, was ich eben am Telefon gehört hatte. Mein Ohr brannte noch von dem Satz: »Ich denke, Sie schulden mir etwas.«
    Klang das nach einer weiteren Katastrophe? Eigentlich nicht. Es klang nach etwas, was einfach nicht sein konnte. Was jeder Logik widersprach. Kurz war ich sogar versucht, Theresa anzurufen. Aber die gehörte zu den klugen Menschen, die nachts ihr Handy ausschalteten.
    Schließlich – da war es schon fast drei Uhr, und ich ließ eben das Weinsberger Kreuz hinter mir – wurde mir klar, dass ich hier durch Nachdenken nicht weiterkam, und prompt fiel mir der Funkzünder wieder ein. Aber auch hier half Denken nichts. Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte – was gestern Vormittag geschehen war, ergab keinen Sinn. Es sei denn, der Zünder hätte tatsächlich versagt, und die Bombe war einfach zum falschen Zeitpunkt explodiert.

    Um Viertel nach drei, noch immer war es stockdunkel, verließ ich die kaum befahrene A  81 an der Ausfahrt Stuttgart-Feuerbach. Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Ort dieser merkwürdigsten aller Verkehrskontrollen. Die letzten zwei Kilometer lotste mich die immer häufiger gähnende Polizeimeisterin per Handy.
    Und dann war ich da. Am spärlich beleuchteten Straßenrand parkte ein dunkler Mercedes mit ausgeschalteten Lichtern und Stuttgarter Kennzeichen. Darin saßen zwei Männer. Vor dem Mercedes stand ein Streifenwagen, an dem eine groß gewachsene Kollegin in Uniform lehnte, die soeben ihr Handy einsteckte. Die Beifahrertür des Mercedes öffnete sich. Ein großer, massiger Mann stieg aus, begrüßte mich mit betretenem Lächeln und steifer Herzlichkeit. Gleichzeitig kletterte aus dem Streifenwagen ein dürrer Schupo, der vermutlich kurz vor der Pensionierung stand und schon zu viel gesehen hatte, um sich noch über irgendetwas zu wundern. Zusammen mit POM Vaihinger begutachtete er meinen Dienstausweis. Schließlich nickten die beiden sich zu.
    Â»Ja dann«, sagte die Frau und reichte mir das Kärtchen zurück. »Damit ist die Sache für uns ja wohl erledigt. Wir haben schon alles Mögliche gedacht, wissen Sie? Der andere«, sie nickte in Richtung Mercedes, dessen Motor eben ansprang, »der hat ja gar keine Zicken gemacht. Aber Ihr Herr Meier, also, ich wüsst ja zu gern, was hinter der komischen Geheimnistuerei steckt …«
    Â»Ich kann es Ihnen leider nicht sagen.«
    Der Anlass meines nächtlichen Autobahnausflugs saß bereits in meinem Peugeot und hatte die Tür geschlossen. Die Nachtluft war kalt, stellte ich fest.
    Â»Warum haben Sie das Fahrzeug überhaupt kontrolliert?«, fragte ich.
    Sie kam ganz nah und senkte die Stimme. »Da hinten, gleich um die Ecke, ist seit Neuestem so ein Schwulenclub, wissen Sie? Nicht so ein schäbiges Ding, sondern was für die besseren Kreise. Sie müssten nur mal sehen, was da für Autos auf dem Parkplatz stehen. Ein paar Anwohner haben sich aber trotzdem beschwert, dass es manchmal zu laut ist, und drum gucken wir jetzt hin und wieder ein bisschen nach dem Rechten.«
    Â»Danke, dass Sie mich angerufen haben«, sagte ich ebenso leise und drückte ihre kräftige, kühle Hand.
    Sie ging wieder auf Abstand und sprach

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