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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Handbewegung zur nächsten Ecke. »Da vorn. Ich war eben vor die Tür getreten. Oskar, so heißt dieses Untier zu meinen Füßen, musste erst mal sein Bein heben, und ich habe mich in der Zeit ein wenig umgesehen. Der Mercedes ist mir aufgefallen, weil der Fahrer plötzlich das Licht ausgeschaltet hat und so rasant losfuhr. Da stimmt etwas nicht, dachte ich bei mir, merkst du dir mal die Nummer. Erst später habe ich bemerkt, dass es brennt.«
    Â»Konnten Sie sehen, wer in dem Wagen saß?«
    Sie sah mich ernst an. »Das leider nicht. Aber Ihre beiden Herren dort drüben, die seit gestern Abend in ihrem Auto sitzen und das Haus anstarren, sollten doch eigentlich alles ganz genau gesehen und notiert haben.«
    Â»Die zwei haben leider nicht so gute Augen wie Sie«, sagte ich.
    Sie nickte. »Als alleinstehende Frau muss man seine Augen offenhalten. Es gibt so viel Gesindel auf den Straßen heutzutage. Vergangenes Jahr ist dort hinten vor der kleinen Buchhandlung eine junge Frau von einem Exhibitionisten belästigt worden. Kürzlich hat man im Nachbarhaus eingebrochen. Am helllichten Tag! Und wie man sieht …« Vorwurfsvoll deutete sie auf die schwarzen Fenster des Bella Napoli. »Es wird schlimmer und schlimmer. Jahr für Jahr.« Sie nickte mir stumm zu und ging.
    Â»Bingo«, sagte Balke, als er sein Handy wegsteckte. »Das Kennzeichen existiert, es gehört tatsächlich zu einem Mercedes …« Er grinste müde. »Und der Besitzer ist gebürtiger Russe.«
    In diesem Augenblick gesellte sich Klara Vangelis zu uns und grüßte stumm in die Runde. Balke bekam große Augen. Auch ich sah Vangelis heute zum ersten Mal nicht im Nadelstreifenkostüm, sondern in Jeans und Pullover. »Der Typ heißt Igor Akimov«, fuhr Balke fort, nachdem er sich zu Ende gewundert hatte. »Geboren in Sevastopol. Geschäftsmann. Gastronomie. Nehme an, das heißt: Sexclubs.«
    Ich hatte zu früh gehofft. Es war noch nicht vorbei. Wenn ich Pech hatte, dann ging es jetzt überhaupt erst richtig los.
    Einige Schritte entfernt entstand plötzlich Unruhe. Einer der Feuerwehrmänner hatte unter einem am Straßenrand parkenden, weißen Mini-Cooper etwas entdeckt.
    Â»Vorsicht«, ermahnte er mich, als ich mich bückte. »Nicht anfassen, das Ding!«
    Ein vierter Brandsatz war danebengegangen, vermutlich gegen die Außenwand des Hauses geprallt, unter den davor parkenden Wagen gerollt und aus irgendwelchen Gründen nicht explodiert. Ein Team vom Sprengmittelbeseitigungsdienst wurde angefordert, und so lange würde der längliche, olivgrün lackierte Gegenstand liegen bleiben, wo er lag. Niemand wagte, ihn auch nur scharf anzusehen.
    Â»Eine Brandgranate mit Aufschlagzünder«, vermutete der Finder mit fachmännischer Miene.
    Â»Israelisches Fabrikat«, behauptete ein am Boden kniender, weiß gewandeter Kollege von der Spurensicherung. »Hab mal Bilder davon gesehen, auf einer Schulung. Das Beste, was du zurzeit kriegen kannst.«
    Â»Damit sind wieder die Bulgaren am Zug«, meinte Balke. »Bin gespannt, was die als Nächstes im Rohr haben.«
    Ich richtete mich auf und drückte meinen schmerzenden Rücken durch. Die ersten Wagen der Feuerwehr und ein Rettungswagen, der glücklicherweise umsonst angerückt war, fuhren weg. Die letzten Schaulustigen trollten sich.
    Â»Und jetzt?«, fragte Balke mit demonstrativem Blick auf die Uhr.
    Â»Razzien«, entschied ich, ohne lange nachzudenken. »Wir mischen die Clubs der Russen auf, noch in dieser Nacht. Wir müssen jetzt ein deutliches Zeichen setzen, dass man uns nicht ungestraft auf der Nase herumtanzt. Wir packen sie da, wo es diesen Leuten am meisten wehtut: beim Geld. Wenn ihren Nobelbordells die Kundschaft wegbleibt, dann werden sie schnell zur Vernunft kommen. Und außerdem statten wir dem Halter des Mercedes einen Besuch ab. Den übernehme ich persönlich.«

12
    Igor Akimov, der angebliche Gastronom, wohnte standesgemäß in einer Villa im Mannheimer Philosophenviertel. Klara Vangelis begleitete mich bei der nächtlichen Fahrt nach Westen. Balke hatte ich nach Hause geschickt, um den unehelichen Frieden mit seiner Evalina nicht noch mehr zu gefährden.
    Wir mussten lange klingeln, bis im Haus endlich Licht anging.
    Â»Ja?«, bellte die Sprechanlage.
    Wieder einmal hielt ich meinen Dienstausweis vor ein

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