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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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bartstoppelige Gesicht zu einem gequälten Grinsen. Wenn der Chef Witze macht, dann hat man die als Untergebener lustig zu finden.
    Â»Jemand zu Schaden gekommen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, griff in die Jeanstasche und nahm sein Handy wieder ans Ohr. Dann entfernte er sich ein paar Schritte und gestikulierte herum, während er halblaut und von Minute zu Minute unfreundlicher ins Mikrofon sprach. Am anderen Ende vermutete ich Evalina.
    Die Feuerwehrleute begannen, ihre Gerätschaften zusammenzuräumen, ein Journalist lief herum und knipste mit vor Konzentration verzerrter Miene. Ich drehte mich so, dass er mein Gesicht nicht aufs Bild bekam.
    Balke hatte endlich zu Ende telefoniert.
    Â»Das Haus war zum Glück komplett leer«, sagte er. »Die Russen – ich nehme mal an, es waren die Russen – haben drei Brandsätze durch die Fenster im Erdgeschoss geworfen.«
    Â»Zeugen?«
    Â»Da drüben, unsere zwei Helden, die das Haus bewachen sollten.« Mit müdem Grinsen deutete er auf einen hellblauen Opel Kombi, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite ungefähr dort stand, wo ich am Samstagvormittag geparkt hatte. Während ich die Straße überquerte, stiegen die beiden Bewacher aus. Beide waren jenseits der fünfzig. Einer davon ließ Rolf Runkel, mager, unglückliches Bernhardinergesicht, trotz seines Alters immer noch Oberkommissar – und Pechvogel vom Dienst.
    Â»Herr Kriminaloberrat«, begann er zerknirscht, noch bevor ich den Mund aufbekam. »Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen. Aber das ist so unglaublich schnell gegangen, Sie glauben es nicht …«
    Â»Zwei sind’s gewesen«, mischte sich der Beifahrer ein. »Zwei Männer. Mehr war beim besten Willen nicht zu sehen.«
    Â»Vielleicht der Wagentyp? Das Kennzeichen?«
    Â»Ein Mercedes.«
    Â»Kennzeichen konnten wir unmöglich lesen. Er hat kein Licht angehabt.«
    Â»Was für ein Mercedes?«
    Â»Eine S -Klasse.« Der Beifahrer fuhr sich mit einem karierten Taschentuch über die Stirn. »Der ist ganz harmlos da hinten um die Ecke gekommen. Als würd er einen Parkplatz suchen. Sehen Sie, hier fahren den ganzen Abend Leute rum, die einen Parkplatz suchen. Dann hat er gehalten, das hat keine zwei Sekunden gedauert, und dann sind die auf einmal mit Vollgas und Karacho los und ohne Licht. Und bis wir richtig hingeguckt haben, sind die schon weg gewesen.«
    Â»Sie hätten den Mercedes ja spaßeshalber ein kleines bisschen verfolgen können«, schlug ich vor.
    Â»Ist doch nicht gegangen«, gestand Runkel mit leidendem Blick.
    Â»Und warum nicht, wenn man fragen darf?«
    Â»Wir stehen hier seit sechs, Herr Kriminaloberrat«, erklärte er mit gesenktem Blick. »Anfangs ist viel Platz gewesen. Aber dann sind nach und nach immer mehr Autos gekommen und …« Er verstummte und wies mit einer hilflosen Geste auf den Opel.
    Endlich wurde mir klar, weshalb die beiden Trottel den Mercedes nicht verfolgt hatten, nicht hatten verfolgen können: Der große Opel, in dem sie gesessen hatten, war im Lauf des Abends so zugeparkt worden, dass sie nicht mehr aus der Lücke gekommen waren.
    Ich beschloss, gnädig zu sein. Die beiden würden unter dem Spott ihrer Kollegen genug zu leiden haben.
    Nur wenige Fenster der umliegenden Häuser waren hell. Es war weit nach Mitternacht. Vernünftige Menschen schliefen um diese Zeit. Balke hatte sich mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt und kam aus dem Gähnen nicht mehr heraus. Bei ihm stand eine hochaufgeschossene ältere Dame mit einem freundlich um sich blickenden Golden Retriever an der kurzen Leine.
    Â»Heise ist mein Name«, erklärte sie mit würdevollem Kopfnicken, als ich näher kam. »Dorothea Heise. Interessieren Sie sich möglicherweise für die Nummer des Mercedes?«
    Ich reichte ihr die Hand und stellte mich vor.
    Â»Ich weiß, Herr Gerlach«, erwiderte sie mit nachsichtigem Lächeln. Der Hund schnüffelte mehr aus Pflichtbewusstsein denn aus Interesse an meinem Hosenbein. »Man sieht Sie ab und an in der Zeitung.«
    Dorothea Heise konnte nicht nur das Kennzeichen des Wagens nennen, er hatte eine Mannheimer Nummer, sondern auch die Farbe.
    Â»Schwarz ist er gewesen«, berichtete sie. »Und geglänzt hat er, wie ein Direktionsfahrzeug.«
    Â»Wo waren Sie, als es passiert ist?«
    Sie machte eine präzise

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