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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Kameraauge.
    Â»Polizei?«, fragte die Stimme nach einer Gedankenpause. »Was ist los?«
    Â»Spreche ich mit Herrn Akimov?«
    Â»Ja.«
    Â»Es geht um Ihren Wagen. Bitte öffnen Sie.«
    Â»Haben Sie ihn etwa schon gefunden? Donnerwetter, das ging aber schnell!«
    Der Türöffner brummte.
    Igor Akimov war klein und kugelrund. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein gemütlicher Frührentner. Nur sein Blick verriet trotz unverkennbarer Schläfrigkeit, dass dieser Mann ein ungemütlicher Gegner sein konnte. Über einem gestreiften Seidenpyjama trug er einen ebenfalls aus Seide gewebten, geschmackvoll bunten Hausmantel. Die feisten Füße steckten in schwarzen Lederpantoffeln.
    Â»Kompliment!«, sagte er in akzentfreiem Deutsch, als er erst Vangelis, dann mir andeutungsweise die Hand schüttelte. »Ich hatte nicht damit gerechnet, den Mercedes so bald wiederzusehen.«
    Â»Verstehe ich Sie richtig? Ihr Wagen wurde gestohlen?«
    Â»Aber ja.« Akimov nickte eifrig. »Vor ein paar Stunden erst. Mitten in Mannheim. Ich war essen in einem meiner Restaurants, in Begleitung meiner Frau. Hält das Personal in Schwung, wenn hin und wieder unangekündigt der Chef auftaucht.«
    Â»Sie besitzen Restaurants?«
    Er nickte beiläufig. »Und wie wir gegen halb elf herauskommen, da ist der Mercedes verschwunden. Trotz Alarmanlage und Wegfahrsperre – einfach weg. Erst haben wir gedacht, wir hätten uns falsch erinnert und woanders geparkt.«
    Â»Ich nehme an, Sie haben den Verlust angezeigt?«
    Wir standen in einer großzügig geschnittenen, spärlich, aber elegant ausgestatteten Halle. Offenbar hatte der Hausherr nicht vor, uns ins Allerheiligste zu bitten.
    Â»Aber selbstverständlich habe ich das! Selbstverständlich habe ich den Diebstahl sofort angezeigt. Der Wagen ist noch kein halbes Jahr alt, und er war nicht billig. Ich nehme an, es waren Polen? Oder sollten es diesmal Ukrainer gewesen sein?«
    Â»Ich muss Sie leider enttäuschen, Herr Akimov. Wir sind nicht gekommen, um Ihnen Ihren gestohlenen Wagen zurückzubringen.«
    Ich berichtete ihm, was vorgefallen war.
    Â»Bulgaren?«, fragte er verständnislos. »Ein Brandanschlag auf eine Pizzeria? Stehlen jetzt seit Neuestem die Bulgaren unsere Autos?«
    Vangelis hatte in den letzten Sekunden leise telefoniert. Nun beendete sie das Gespräch und nickte mir zu. Akimov hatte tatsächlich vor etwa drei Stunden den Diebstahl seines schwarzen S -Klasse-Mercedes angezeigt.

    Â»Was ich mich die ganze Zeit frage«, überlegte Klara Vangelis während der Rückfahrt, »wer würde denn so verrückt sein, mit seinem eigenen Wagen vorzufahren, um ein Haus anzuzünden?«
    Â»Verbrecher machen nun mal idiotische Sachen. Das ist das Geheimnis unseres Erfolgs.«
    Im Radio dudelte Kaufhausmusik.
    Â»Vielleicht sollen wir auch genau das denken, was wir jetzt denken: dass die Russen dahinterstecken?«
    Â»Und was hätte das für einen Sinn?«
    Â»Tja.« Vangelis zuckte die Achseln.
    Wir erreichten die Autobahn. Wir hatten sie fast für uns allein. Ich trat aufs Gas.
    Â»Ihr Auto klingt irgendwie merkwürdig«, fand Vangelis.
    Ich fand das nicht.
    Â»Hören Sie das denn nicht?«
    Nein, ich hörte es nicht. Ich wollte auch nichts mehr hören. Ich wollte nur noch eines: zurück in mein Bett. Die Uhr an meinem Armaturenbrett zeigte Viertel vor drei, und der kommende Tag würde wieder anstrengend werden.

    In dieser Nacht wurden viele Flüche ausgestoßen. Zunächst von den leitenden Beamten, welche die von mir angeordneten Razzien organisieren mussten. Dann von dem Richter, der tief in der Nacht die notwendigen Beschlüsse zu unterzeichnen hatte. Und schließlich von unzähligen Kollegen, die aus ihren Betten gescheucht wurden, um in russischen Edelbordellen Unruhe zu stiften. Und endlich, da war es schon nach vier Uhr am Morgen, fluchten vermutlich auch eine Menge aufgebrachter, bevorzugt mit rollendem R sprechender Damen sowie deren um diese Uhrzeit nicht mehr allzu zahlreiche Kundschaft.
    Sogar den Namen eines Heidelberger Stadtrats entdeckte ich am Dienstagmorgen auf der Liste, die mir Kollisch mit vor Müdigkeit kleinen Augen auf den Schreibtisch knallte. Außerdem den Inhaber einer Buchhandlung für religiöse Literatur und den Direktor eines Gymnasiums in Ludwigshafen.
    Meine Truppen hatten in der vergangenen Nacht

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