Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
vollgestopft mit Gerümpel und Unbrauchbarem, das vermutlich größtenteils von Schivkovs Vormietern stammte. Balke kletterte leise fluchend hinein und kam verdreckt und laut fluchend wieder heraus.
    Â»Das gibt’s doch nicht!«, schimpfte er und wischte sich mit der Rechten über die Stirn, was zur Folge hatte, dass er nun aussah wie ein Indianer auf Kriegspfad. »Die müssen den Coup doch irgendwo vorbereitet haben. Da bleiben doch Spuren, bei einem so großen Ding!«
    Â»Falls die zwei wirklich hinter dem Bankraub stecken«, überlegte ich, »dann müssen sie irgendwo einen zweiten Unterschlupf haben.«
    Balke verschwand im Bad, um sich Gesicht und Hände zu waschen.
    Â»Eine Scheune«, fuhr ich fort, als er mit feuchtem Gesicht wieder herauskam und sich die Hände an der Hose abtrocknete, »irgendwo im Odenwald vielleicht, ein verlassenes Gehöft.«
    In diesem Moment schlug mein Handy Alarm.
    Es war Runkel.
    Â»Sie haben den Dings«, brüllte er mir ins Ohr. »Diesen alten … Jetzt hab ich den Namen vergessen, Herrgott!«
    Â»Schivkov?«
    Â»Ja, den, genau.«
    Â»Wo?«
    Â»An der Straße zwischen Eppelheim und Plankstadt. Eine Streife hat ihn erkannt und angehalten.«
    Â»Sind auf dem Weg!«

    Dank Blaulicht und Martinshorn waren wir in weniger als zehn Minuten vor Ort. Am Straßenrand stand, die rechten Räder fast im Straßengraben, ein Mercedes älteren Baujahrs. Neben einem dahinter parkenden Streifenwagen mit Mannheimer Kennzeichen und eingeschalteten Blaulichtern erwarteten uns zwei uniformierte Kollegen mit betretenen Mienen. Schon der erste Blick machte klar – etwas war schiefgegangen. Der zweite Blick ergab: Was in der Szene fehlte, war Anton Schivkov.
    Â»Wo ist er?«, fragte ich, als ich aus dem Wagen sprang. »Was ist passiert?«
    Â»Das …«, begann der Ältere der beiden und sah seinen Kollegen hilfesuchend an.
    Â»â€¦ wissen wir auch nicht so genau«, gestand der mit roten Ohren und gesenktem Blick.
    Die beiden hatten Schivkov anhand der Personenbeschreibung im Vorbeifahren erkannt, waren sich ihrer Sache zunächst nicht ganz sicher gewesen, hatten ihn aber dennoch gestoppt. Schivkov hatte auch brav gehalten und ihnen mit seiner typischen großspurigen Bereitwilligkeit Ausweis und Fahrzeugschein gezeigt.
    Â»Die ganze Zeit hat der geschwätzt wie ein Wasserfall«, berichtete der zweite Schupo. »Wie toll er Deutschland findet und dass er die deutsche Polizei liebt und so weiter und so weiter. Nur wenn man ihn irgendwas gefragt hat, dann hat er große Augen gemacht und auf einmal nichts geblickt.«
    Der Name auf dem Personalausweis, den der alte Mann ihnen ausgehändigt und später zurückgelassen hatte, lautete: Jürgen Schwerin. Man musste schon sehr genau hinsehen, um festzustellen, dass er gefälscht war.
    Den beiden Kollegen war das zunächst nicht aufgefallen. Sie hatten mit ihrer Dienststelle telefoniert und anschließend mit der Heidelberger Direktion, um zu hören, was sie mit diesem merkwürdigen alten Kerl anfangen sollten, der den falschen Namen trug und so schlecht deutsch sprach.
    Â»Wie er Ihren Namen gehört hat, Herr Kriminaloberrat, da ist er fast übergeschnappt vor Begeisterung. Ich soll Sie grüßen, hat er gesagt, Sie seien ein guter Freund von ihm. Aber Sie sind ja gar nicht da gewesen, bloß Ihre Sekretärin. Und die hat dann gesagt, wir sollen den Mann festhalten, und Sie würden sich bei uns melden.«
    Und wie sie sich endlich wieder Schivkov zuwandten, war er nicht mehr da gewesen. Die beiden untröstlichen Helden konnten nicht einmal angeben, wann genau er verschwunden war.
    Â»Wie vom Erdboden verschluckt«, jammerte der Ältere.
    Â»Echt«, assistierte sein Kollege eifrig. »Dabei war der die ganze Zeit so was von friedlich gewesen und nett, irgendwie, und … Ich meine, wer rechnet denn auch mit so was? Wer rechnet denn damit, dass ein alter Knacker, der noch dazu zum Gottserbarmen hinkt, sich einfach in Luft auflöst?«
    Sicherheitshalber ließ ich die umliegenden Dienststellen alarmieren und ordnete an, die Umgebung abzusuchen. Aber mir war jetzt schon klar, dass es vergeblich sein würde.
    Schivkov war ein Fuchs. Ein hinkender Fuchs zwar, aber ein Fuchs.

22
    Unser nächster Besuch galt Rosalind Dobrev, Slavkos Scheinehefrau. Wieder musste ich lange läuten, obwohl hinter der

Weitere Kostenlose Bücher