Der Fürst der Dunkelheit
schlagen die Statistik und bleiben für immer zusammen. Aber wenn ich mit diesem Typ zusammengestoßen wäre, hätte ich das ganz sicher nicht vergessen. Aber du? Du hast uns nichts davon erzählt.”
Lauren ließ ein Seufzen hören. “Was um alles in der Welt hätte ich denn sagen sollen? Wir haben nichts zusammen getrunken, wir waren nicht essen. Ich bin in einem Gang mit ihm zusammengestoßen.”
“Ich hätte es jedenfalls erwähnt.” Deanna seufzte ebenfalls.
“Und er wohnt gleich neben uns”, kommentierte Heidi.
“Ja.”
Deanna blieb stehen und lachte. “Heidi, hast du das gehört? Lauren, du hast bloß dieses eine Wort gesagt und mehr Misstrauen hineingelegt, als ich fassen kann. Wo ist denn das Problem? Du bist in New Orleans mit ihm zusammengestoßen – und er übernachtet in New Orleans. Man stelle sich das vor.”
“Er übernachtet in New Orleans direkt neben uns”, sagte Lauren.
“Ich nenne das großartig”, sagte Heidi.
“Du bist verlobt”, rief Lauren ihr ins Gedächtnis.
“Aber nicht tot.” Heidi hatte ein Lächeln im Gesicht.
“Was ist denn los mit dir, Lauren?”, fragte Deanna. “Du bist doch sonst nicht so. Der Typ ist niedlich und scheint nett zu sein. Was hast du für ein Problem?”
Lauren hob eine Braue und schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht. Ich glaube, ich war letzte Nacht einfach nur nervös. Und nachdem wir nachts zurückgekommen sind, hat er draußen gestanden, da bin ich ganz sicher. Ich hab ihn auf der Straße gesehen.”
“Er wohnt da, wo wir auch wohnen. Er musste auf der Straße sein, um dorthin zu kommen”, stellte Heidi mit einem Lächeln auf den Lippen klar.
“Na prima”, meinte Lauren. “Dann hab ich Deanna am Pool gefunden – als Schlafwandlerin.”
“Du warst schlafwandeln?”, fragte Heidi.
“Schätze schon. Zum Glück hat Lauren mich gefunden, bevor ich in den Pool gefallen bin. Andererseits hätte das Wasser mich vielleicht aufgeweckt. Wer weiß?”
“Vermutlich hätten wir nicht den Frühflug nehmen sollen”, meinte Heidi.
“Das wird heute ein toller Tag”, versicherte Lauren ihr. “Hier lang. Der Klamottenladen, zu dem du wolltest, ist da rechts runter. Etwas weiter gibt es eine Galerie, in die ich gern möchte. Ich treffe euch dann in einer halben Stunde in dem Laden, wo es die großen Hüte gibt.”
Als sie das Geschäft erreicht hatten, schob sie die beiden hinein und marschierte weiter.
Lieutenant Sean Canady von der New Orleans Police saß im Revier an seinem Schreibtisch und starrte auf die Zeitung.
Kopflose Leiche.
Er sah auf und entdeckte Bobby Munro, der vor ihm stand.
“Hey, Bobby.” Er fragte seinen Kollegen nicht, ob auch er die Schlagzeile gesehen hätte; sie musste ihm ja ins Auge springen.
“Der Mississippi ist ein langer Fluss. Diese Leiche könnte von sonst wo angeschwemmt worden sein”, sagte Bobby. “Und es hat schon jede Menge Perverse gegeben, die ihre Opfer köpfen. Lass den Kopf verschwinden, verzögere die Identifizierung.”
Bobby ist ein verdammt guter Polizist, dachte Sean. Jung und gut aussehend, und trotzdem ein ordentlicher Beamter. Er hatte schon viel Schreckliches zu sehen bekommen, aber er war nicht abgestumpft. Bobby hielt sich selbst für einen von den Guten, und er glaubte immer noch daran, dass er die Welt verbessern könnte.
Sean lehnte sich zurück und sah zu Bobby auf. Er selbst war schon wesentlich länger dabei, und wenn er auch nicht gerade abgestumpft war, so war er doch müde und lustlos. Er kam aus dieser Gegend. Er wusste, dass die hohen Tiere ihn respektierten, vom Bürgermeister bis hoch zum Gouverneur – zum Teufel, sogar bis hoch zur Bundespolizei. Bei seinen Ermittlungen ließ man ihm viel Freiraum. Man war der Ansicht, dass man sich auf sein Wort verlassen konnte. Und auf seinen Instinkt.
Und das hier, das gefiel ihm gar nicht.
“Ein organisierter Mörder, der die Identität seines Opfers verschleiern will, hätte garantiert auch die Hände abgeschnitten”, sagte er. “Wir haben die Fingerabdrücke, und ich habe so ein Gefühl, dass wir sehr bald wissen werden, wer unser Opfer ist.”
“Ein Drogendeal, bei dem es Streit gab?”, schlug Bobby hoffnungsvoll vor.
Sean hob die Schultern. “Halt auf jeden Fall die Augen offen.”
“Klar. Und denken Sie immer daran, Lieutenant: Der Mississippi ist ein langer, langer Fluss.”
“Sicher.” Sean lächelte grimmig. “Aber die Leiche liegt in
unserem
Leichenschauhaus.”
Lauren erledigte ihren Einkauf
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