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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Affäre hatte. Fioretta liebte mich immer noch – nach all den Jahren!
    »Lächele, Fioretta«, forderte ich sie erneut auf.
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich kann nicht.«
    Ich legte den Pinsel weg und ging zu ihr hinüber. »Vielleicht wird dir das hier helfen …« Ich reichte ihr ein Geschenk.
    »Was ist das?« Sie zog die Schleife von der blauen Seide, in die das Geschenk eingewickelt war. »Ein Schlüssel?« Sie sah mich fragend an.
    »Der Schlüssel zum Paradies, Fioretta. Oben im Gästezimmer steht ein breites Bett. Ich wünsche Gian Andrea und dir viel Vergnügen.«
    »Ein Schlüssel zu deinem Haus?« Sie fiel mir um den Hals und küsste mich. »Du bist ein Engel, Raffaello! Ich liebe dich. Das werde ich dir nie vergessen!«
    Nein, das würde Fioretta nicht – Francesco aber auch nicht …

    Ende August begann ich mit den Vorbereitungen für Fiorettas Hochzeit. Niemand im Palazzo Ducale schien zu wissen, wer der Bräutigam sein sollte. Fioretta war außer sich vor Freude, denn sie nahm an, dass ihr Onkel Guido ihrer Ehe mit Gian Andrea Bravo zugestimmt hatte. Sie stürmte selig lächelnd durch den Palazzo und wirbelte eine Menge Staub auf. Und Gerüchte.
    Francescos schönes Gesicht wurde jeden Tag finsterer, seine Launen unerträglicher.
    Die herzoglichen Boten galoppierten schon früh am Morgen durch Urbino, durchquerten die Stadttore und verschwanden in Richtung Toskana. War Fiorettas Ehe mit dem Unbekannten ein Bündnis zwischen Urbino und … Florenz?

    Francesco galoppierte neben mir über den Waldweg. Der Pfad war so schmal, dass unsere Pferde und unsere Knie sich mehr als einmal berührten. Wir beugten uns über die wehenden Mähnen unserer Hengste, um tief hängenden Zweigen auszuweichen. Sonnenstrahlen fielen durch das Blattwerk der Bäume und blendeten uns. Es war beinahe Mittag.
    Der Weg machte eine leichte Biegung, und Francesco gewann einen kleinen Vorsprung – er war nicht mehr als zwei oder drei Ellen vor mir. Dann ging es steil bergab, und ich holte wieder auf. Francesco und ich ritten so schnell, dass Gian Andrea Bravo uns kaum folgen konnte.
    Ich wandte mich zu ihm um, und er winkte mir lachend zu.
    Signor Bravo war misstrauisch gewesen, als Francesco ihn gestern Abend zu einem Ausritt eingeladen hatte. Francesco und ich hatten beschlossen, auszureiten und den Tag am Fluss Metauro bei Fossombrone zu verbringen. Es war nicht das erste Mal, dass wir in einer ländlichen Trattoria dem höfischen Zeremoniell des Palastes entkamen. Gian Andrea Bravo hatte mich fragend angesehen.
    »Bitte begleitet uns, Signor Bravo«, hatte ich ihn gebeten. Und da er mir vertraute, hatte er zugesagt mitzukommen.
    Wir waren früh am Morgen aufgebrochen, die Satteltaschen gefüllt mit gegrilltem Pfau, Pastinaken und anderen Köstlichkeiten, und mit Decken und Kissen für das Picknick am Fluss. Francescos Satteltaschen waren besonders schwer.
    »Ziehst du in die Schlacht, Francesco?«, hatte ich gescherzt. »Du hättest deinen Kriegselefanten mitnehmen sollen, der dein Gepäck trägt.«
    Francesco hieb mit der Peitsche auf sein Pferd ein. Er warf mir einen triumphierenden Blick zu, als er an mir vorbeizog.
    »Glaub ja nicht, dass du gewinnst, Francesco«, rief ich ihm übermütig zu und hieb meinem Hengst die Absätze meiner Stiefel in die Flanken.
    »Ich gewinne immer«, gab er gut gelaunt zurück.
    Dann trieb er sein Pferd noch schneller an, obwohl das Tier von dem scharfen Ritt bereits schnaufte. Nebeneinander setzten wir in einem gewaltigen Sprung über einen Bach. Mein Hengst stolperte über eine Wurzel und blieb zwei Schritte hinter Francescos Pferd.
    Auf einer sonnigen Wiese am Fluss Metauro zügelte mein Freund seinen erschöpften Hengst. »Siehst du: Ich habe gewonnen«, rief er mir entgegen.
    »Du hast nicht gewonnen, Francesco«, korrigierte ich ihn, und er sah mich erstaunt an.
    Während Francesco seine Satteltaschen ins Gras warf, stieg ich ab. Ich breitete die Decke aus und verteilte drei Kissen. Als Gian Andrea Bravo vom Pferd sprang, begrüßte ich ihn mit den Worten: »Und hier kommt der Sieger des Rennens! Signor Bravo war so umsichtig, uns einen Vorsprung zu lassen, damit wir für ihn das Mahl bereiten können.«
    Francesco sah mich unwillig an, dann nahm er neben mir auf der Decke Platz und schenkte mir und Gian Andrea Bravo unsere Zinnbecher mit Aquavit voll. Erst als ich meinen Becher geleert hatte, trank auch Signor Bravo aus seinem Becher.
    Dann lagen wir in römischer Manier

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