Der Fürst der Maler
anderen Salones führte. »Du wirst einen Verwalter benötigen, einen Koch und mehrere Diener, Pferdeknechte für die Ställe hinter dem Palazzo, einen oder zwei Gärtner …«
»Gianni wird sich darum kümmern«, entschied ich, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, dass ein Künstler so viele Bedienstete hatte.
»… und Pferde in den Ställen …«
»Gian Antonio Sodoma hat schon einige Hengste und Stuten ausgesucht«, erklärte ich. »Und Esel.«
»… und Möbel für den Bankettsaal, die Bibliothek und dein Schafzimmer …«
»Willst du mir gerade wieder ausreden, dass ich diesen Palazzo kaufe?«, lachte ich vergnügt.
»Er ist nicht billig«, warnte er mich.
Die Frage: »Warum schleppst du mich hierher, wenn du glaubst, dass ich ihn mir nicht leisten kann?«, konnte ich nicht unzerkaut herunterschlucken.
»Ich hatte an dreitausend Dukaten gedacht …«, begann Donato seine Verhandlungen über den Kaufpreis.
Ich hatte mir mehrere Häuser im florentinischen Viertel angesehen, die nicht mehr als dreihundert oder vierhundert Dukaten kosten sollten. Dreitausend Dukaten war ein gigantischer Preis! Der Abriss der alten Basilika von San Pietro hatte weniger gekostet. Aber dieser römische Palazzo war etwas ganz anderes als alles, was ich mir vorher angesehen hatte. Und ich wollte nicht in den Ruinen von San Pietro wohnen …
»Dreitausend, abgemacht«, schlug ich ein. »Soll ich Gianni mit Golddukaten zu dir schicken oder dir das Geld an eine Bank deiner Wahl überweisen?«
Donato war sprachlos. Er hatte wohl mit einem zähen Feilschen um die Höhe des Kaufpreises gerechnet. Er hatte gewusst, dass ich wohlhabend war, aber nicht geahnt, dass ich so reich war, dass ich mir ohne mein fröhliches Lächeln zu verlieren einen Palazzo an der Via Giulia kaufen konnte.
In all den Jahren meines Nomadendaseins in Urbino, Perugia und Florenz hatte ich Monat für Monat meine Bilder verkauft. Teuer verkauft. Ich war reich geworden – der kostspieligste und begehrteste Künstler Italiens. Und doch hatte ich darauf verzichtet, mir einen Palazzo in Urbino oder Florenz zu kaufen.
Urbino und Perugia, Florenz und Venedig hatten mich angeregt. Herausgefordert. Verführt. Inspiriert. Hier in Rom war alles anders. Rom war Fülle und Leere zugleich, Frage und Antwort. Hier in Rom drängte sich kein Gedanke in meinen Geist. Nichts musste getan werden, nichts vollendet, denn hier war bereits alles vollendet. In Rom konnte ich zur Ruhe kommen. Mich selbst finden, nicht einen neuen Malstil. Die Dolce Vita genießen und mein Glück. Ich hatte mich entschieden: Ich würde Rom nie wieder verlassen!
Der Palazzo Santi, wie mein Haus fortan bei meinen römischen Nachbarn in der Via Giulia hieß, war ein Juwel. Die Salones waren luftig und hell und erstrahlten im goldenen Licht der untergehenden Sonne über dem Tiber. Mein Schlafzimmer auf der Gartenseite des Palazzo ermöglichte einen fantastischen Blick über die Dächer des Borgo auf die Kuppel von Santa Maria ad Martyres, die ich insgeheim nur den Pantheon nannte, im Norden auf die Weinberge des Pincio, im Süden auf die antiken Ruinen des Monte Palatino. Die Decke war mit einem Sternenhimmel freskiert, die Wände mit chinesischen Seidentapeten drapiert. Das Bett hatte einen Baldachin aus Goldbrokat, der aussah wie die windgeblähten Segel einer Galeone.
Alessandro Farnese, der wenige Tage nach meinem Einzug meinen Palazzo besichtigte, staunte, als ich ihn durch meine Bibliothek führte. Er ging andächtig an den Regalen entlang, in die ich meine Folianten und Codices gestellt hatte, weil auf den Tischen nicht genug Platz für die Bücher war.
Er las mit geneigtem Kopf die Buchrücken. »Die Werke von Boccaccio, Petrarca und Alighieri. Sonette von Pietro Bembo und Baldassare Castiglione. Ein Manuskript von Niccolò Machiavellis Il Principe und Leonardo da Vincis De divina proportione. Ein Skizzenbuch von Albrecht Dürer!« Dann ließ er sich auf einem gepolsterten Sessel nieder und trank von dem Wein, den ich ihm reichte. Er machte eine weite Armbewegung, die die gesamte Bibliothek einschloss: »Bücherschränke mit Intarsienarbeiten aus Florenz, ein venezianischer Spiegel, ein Kabinettschrank aus Antwerpen, ein persischer Teppich, ein chinesischer Wandschirm! Du lebst wie ein Fürst, Raffaello!«
»Ich habe beschlossen, mich in Rom niederzulassen, Alessandro. Jahrelang habe ich auf einem harten Strohsack in meiner Bottega geschlafen, bin in Florenz von Palazzo zu
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