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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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beteiligen.«
    Giannis Idee war ungewöhnlich – noch nie hatte es ein derartiges Unternehmen, die Impresa eines Maestro, gegeben – aber sie war genial, und so stimmte ich seiner Teilhaberschaft in meiner Bottega zu. Wir richteten bei der Banca Taddei ein gemeinsames Konto ein, und er zahlte seine Dukaten dort ein.
    Fortan führte Gianni die Geschäfte der Bottega: Er verhandelte mit dem päpstlichen Schatzmeister wegen der Zahlungen und besprach mit dem Küchenchef des Papstes unsere Mahlzeiten. Il Fattore, so nannte ihn Giulio Romano eines Tages, kümmerte sich um die Einkäufe beim Apotheker und Papierhändler, führte die Kontobücher, stellte die Lehrpläne für die Schüler auf, nahm Aufträge für mich an und hielt uns Maestros auf Trab.

    »Dein Leben ist ein Kunstwerk, Raffaello, und dieser Palazzo ist der würdige Rahmen dafür«, sagte Donato, als wir durch die Via Giulia schlenderten, die von der Engelsburg zum Ponte Sisto führte.
    Mit einem Ellenmaß hatte er einen Strich quer über die Straßenkarte von Rom gezogen, und Papst Julius hatte dieser fiktiven Linie den Namen Via Giulia gegeben. Wie Holzfäller im Wald hatten Donatos Bauarbeiter eine breite Schneise durch die baufälligen Palazzi des Viertels Rione di Ponte um den Campo dei Fiori geschlagen. Die Häuser auf der rechten Seite zur Tiberschleife waren alle niedergerissen, sodass die neuen Palazzi auf der linken Straßenseite einen herrlichen Blick über den Lungotevere auf den Fluss, den Monte Gianicolo und San Pietro hatten.
    Donato blieb stehen und deutete auf die Fassade. »Ich habe diesen Palazzo für mich selbst gebaut, aber ich werde wohl nie darin wohnen. Julius wünscht, dass ich im Palazzo del Belvedere bleibe. Er findet es praktischer, mich in seiner Nähe zu haben. Du kannst den Palazzo also kaufen, wenn du willst. Er steht leer, und du kannst sofort einziehen.«
    Das gemietete Haus in der Via dei Coronari 122, in der Straße der Rosenkranzmacher und Mosaikschneider, war längst zu klein geworden, obwohl ich erst seit einem halben Jahr in Rom war. Meine Schüler und meine Freunde Gian Francesco Penni, Bastiano da Sangallo und Gian Antonio Sodoma mit seiner Muse Thalia wohnten bei mir. Timoteo Viti, mein alter Maestro aus Urbino, hatte angekündigt, dass er mich bei der Arbeit in den Stanzen unterstützen und nach Rom kommen wollte. Das Haus in der Via dei Coronari bot auch keinen angemessenen Rahmen für die Einladungen und Empfänge, die ich für meine einflussreichen Freunde Giovanni de’ Medici und Alessandro Farnese geben wollte. Ich hatte Donato Bramante um Rat gefragt, und er hatte mir sein eigenes Haus in der Via Giulia zum Kauf angeboten.
    Ich blickte an der Fassade hoch. Donato hatte einen bemerkenswerten Palazzo geschaffen! Die Rustikabögen des Erdgeschosses erinnerten an die Bögen des Palazzo Medici in Florenz, das Piano Nobile hingegen hatte eine Fassade mit eleganten römischen Säulenpaaren und großen Fenstern, die im Inneren für viel Licht sorgten. Der Verputz war in einem warmen Ockerton gestrichen, der dem Palazzo eine Leichtigkeit verlieh, als ob er schwerelos über der Via Giulia schwebte.
    »Er gefällt mir«, sagte ich anerkennend.
    Donato war wirklich ein begnadeter Architekt! Dieser Palazzo übertraf die Palazzi Medici und Strozzi in Florenz an Grandezza und Grandiosità.
    Bramante schob lächelnd das Portal auf. »Dann sieh ihn dir von innen an, Raffaello.«
    Wir durchquerten den Cortile und eine großartige Halle und stiegen die breite Marmortreppe ins Piano Nobile hinauf. Der Bankettsaal schien mir nicht viel kleiner als der Ratssaal der Signoria von Florenz. Ich sah aus den hohen Fenstern über den im Nachmittagslicht schimmernden Tiber zum Monte Gianicolo hinüber. Am Hang erkannte ich San Pietro in Montorio mit Donatos herrlichem Tempietto.
    Donato trat neben mich. Er deutete auf das gegenüberliegende Ufer. »Dort drüben, genau gegenüber, baut Agostino Chigi seine neue Villa. Und zwei Häuser weiter steht der Palazzo des Kardinals Farnese. Ein paar Schritte weiter, am Campo dei Fiori, baut Rafaele Riario seinen neuen Kardinalspalast. Die anderen Palazzi in der Via Giulia gehören den Colonna, den Orsini und den Savelli, den reichsten und mächtigsten Familien Roms. Sogar Jakob Fugger soll hier angeblich ein Grundstück gekauft haben. Die Via Giulia ist die teuerste Gegend von Rom.«
    »Es gefällt mir«, wiederholte ich.
    »Der Palazzo ist sehr groß«, erklärte Donato, als er mich durch die

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