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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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zerbrach das Siegel und entfaltete den Bogen. Schweigend wartete ich, während er mit zusammengekniffenen Augen las. Warum nahm er nicht das Augenglas zu Hilfe? Durch die geöffneten Fenster des Saals drang das Pferdegetrappel von der Piazza della Signoria zu uns herauf.
    Ich wartete ungeduldig, bis Piero Soderini schließlich das Empfehlungsschreiben sinken ließ. »Du weißt, was in diesem Brief steht, Maestro Raffaello?«, fragte er und deutete auf das Pergament in seiner Hand.
    »Ja, Euer Gnaden.«
    »Die Herzogin von Urbino bittet die Signoria von Florenz, dir jegliche Hilfe und Gunst zu gewähren. Alle Gefälligkeiten, die dir zuteil werden, will Elisabetta Gonzaga da Montefeltro als sich selbst erwiesen betrachten.«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Soderini betrachtete mich nachdenklich.
    Das Empfehlungsschreiben einer Herzogin war sehr ungewöhnlich für einen jungen Maler wie mich. Ich war gerade einmal einundzwanzig Jahre alt! Und auch Elisabetta da Montefeltros Wortwahl ließ ihn aufhorchen: Die Herzogin pries nicht meine Fähigkeiten als Maler, die sie so sehr schätzte, und sie bat auch nicht um einen Auftrag der Republik Florenz für mich. Sondern sie erbat die Unterstützung der Signoria, weil ich nach Florenz gekommen war, um zu lernen. Elisabetta da Montefeltro wusste, dass ich mich selbst um Aufträge kümmern konnte. Mit ihrem Empfehlungsschreiben bat sie um ein Stipendium der Republik Florenz! Und der liebevolle Wortlaut ihres Schreibens ließ Soderini erahnen, dass ich nicht irgendwer war …
    »Welches Verhältnis hast du zur Familie des Herzogs?«, fragte Piero Soderini.
    »Herzog Guido betrachtet mich als zur Familie gehörig. Sein Neffe, Francesco della Rovere, ist mein Freund.«
    Der Gonfaloniere schwieg eine Weile. Vielleicht dachte er daran, dass ein Onkel Francescos im Palazzo Ducale von Urbino saß und ein anderer auf dem Thron Petri in Rom.
    Soderini faltete den Brief zusammen, um ihn mir zurückzugeben. Doch dann hielt er inne und drehte das Papier um. Wie erstarrt sah ich zu, wie er kurzsichtig die Zeichnung der schlafenden Felice betrachtete. Er schien seinen Augen nicht zu trauen und griff zu seinem Augenglas, um das Gesicht und den Körper besser erkennen zu können. Er lächelte amüsiert, als er Felice della Rovere erkannte.
    »Die Rückseite des Briefes ist eine weit überzeugendere Empfehlung deiner Fähigkeiten als die Vorderseite! Wenn ich mich nicht täusche, ist das Felice della Rovere. Ich erspare mir die Frage, wie gut du die Tochter des Papstes kennst.« Der Gonfaloniere reichte mir den Brief zurück. »Was kann ich für dich tun? Brauchst du eine Unterkunft in Florenz?«
    »Nein, Euer Exzellenz. Ich wohne bei Taddeo Taddei …«
    »Beim Principe ?«, fragte der Gonfaloniere irritiert. »Wieso bist du dann zu mir gekommen, wenn du bei Signor Taddei, dem reichsten und mächtigsten Bankherrn von Florenz, wohnst? Die Familie Taddei hat seit zweihundert Jahren die höchsten Ämter in Florenz inne – offiziell. Nicht inoffiziell wie die Signori Cosimo, Piero und Lorenzo de’ Medici.«
    »Ich ersuche Euch um einen Auftrag, Euer Magnifizenz.«
    »Einen Auftrag?«, fragte der Gonfaloniere in einem Tonfall gespielter Verwunderung, den ich nicht einmal einem talentierten Schauspieler geglaubt hätte.
    »Einen Auftrag. Ein Fresko, ein Porträt, ein Altarbild …«, erklärte ich geduldig.
    Piero Soderini lehnte sich in seinem geschnitzten Sessel zurück und faltete seine Hände wie zum Gebet. »Hat der Principe dir keinen Auftrag gegeben?«
    »Er sagt, er habe kein Geld.«
    Der Gonfaloniere lachte schallend. »Taddeo Taddei hat kein Geld? Wenn wir in Florenz Papiergeld eingeführt hätten, wie uns Marco Polo vor zweihundert Jahren von den Chinesen berichtete, dann hätte der Principe die Matratze seines Bettes mit Geld ausgestopft und nicht mit Stroh. Er besitzt Florenz, wie vor Jahren Lorenzo de’ Medici Florenz besessen hat. Jeden Palazzo könnte er mit seinem Geld kaufen, sagt man. Die meisten Ratsherren der Signoria hat er schon gekauft.« Plötzlich wurde Piero Soderini ernst. »Man sagt, dass ich Florenz regiere, wie ein Kaufmann sein Unternehmen führt. Die Bilanzen stimmen. Aber leider sind die Kassen leer. So leer wie die des Herzogs von Urbino.
    Das Geld regiert die Welt. Aber Beziehungen können mehr wert sein als eine Truhe voller Fiorini d’Oro. Du hast mit Perugino im Collegio del Cambio in Perugia gearbeitet und mit Pinturicchio in der Dombibliothek der Santa Maria

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