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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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unsinnige Idee, ich könnte Felice eines Tages heiraten, amüsierte mich.
    »Du bist der begehrteste Junggeselle von Rom«, protestierte Giovanni.
    »Ich werde nicht heiraten. Niemals!«
    »Niemals?«, fragte der Kardinal.
    »Ich wäre der erste verheiratete Monsignore der Kirchengeschichte. Stell dir vor, Giovanni, ich werde Kardinal – oder Papst. Dann müsste ich mich ja vorher scheiden lassen«, lachte ich. »Und wenn ich Papst bin, wer gibt mir dann den Dispens? Ich selbst?«
    »Hast du schon einmal die Möglichkeit für einen Skandal ungenutzt verstreichen lassen, Raffaello?«, fragte Giovanni mit gespielter Verzweiflung. An ihm war ein hervorragender Schauspieler verloren gegangen. »Ich schicke Monsignor Inghirami jeden Morgen zur Statue des Pasquino an der Piazza Navona, um die Zettel abzureißen, die nachts dort über dich angeklebt werden. Es gibt die unglaublichsten Gerüchte über dein Liebesleben! Ich will bei deinen Skandalen auf dem Laufenden bleiben, aber ich kann manchmal mit Il Furioso nicht Schritt halten. Obwohl sich die Geschichten deiner Liebesabenteuer spannender lesen als das Decamerone «, neckte er mich. »Auch Regel Vier hast du zur Perfektion gebracht: Du weißt genau, wo der Heilige Geist weht – und wer der nächste Papst sein wird. Wer von dir zu einem deiner Bankette eingeladen wird, hat echte Chancen, zum Papst gewählt zu werden. Das macht die Einladungskarten begehrter als Sündenablässe. Dabei sind sie eigentlich die Einladung zur Sünde!
    Alessandro Farnese hat dir den Krieg erklärt, nachdem du ihn vor kurzem aufgefordert hast, das Bankett in deinem Palazzo zu verlassen. Eure Auseinandersetzung in der Bibliothek hat man bis in den Bankettsaal hören können. Weshalb habt ihr euch überhaupt zerstritten?
    Ist ja auch egal – es beweist, dass du Regel Fünf anwendest: Stifte Unfrieden und herrsche! Leg dich niemals mit einem Kardinal an, wenn du zwei verärgern kannst! Sorge aber dafür, dass es einen lachenden Dritten gibt, der dir den Rücken freihält.
    Deine Schlammschlacht mit Rafaele Riario war das Tagesgespräch im Konsistorium während der letzten drei Wochen. Er hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass du sein Porträt nicht vollenden willst. Pass nur auf, mit wem du dich anlegst«, warnte mich Giovanni. »Rafaele Riario ist mächtig – allmächtig! Er gehört zum della-Rovere-Clan, ist ein Cousin von Papst Julius …«
    »Er hält sich für den Cousin Gottes«, brauste ich auf.
    »… und er beherrscht die Kunst des Giftmischens ebenso gut wie die Borgia.«
    »Wie soll ich sein Porträt vollenden, wenn ich tot bin?«, konterte ich.
    Nach dem Essen tanzte ich mit Imperia eine Tarantella. Rafaele Riario ließ mich nicht aus den Augen, während ich anschließend Fiammetta in einer langsamen Pavane über die Terrasse der Gartenloggia führte. Ihre Augen funkelten herausfordernd, während sie sich bei einigen engen Drehungen des Tanzes an mich schmiegte. Meine Auseinandersetzung mit dem Kardinal, der so tat, als würde er Fiammetta besitzen, drohte an diesem Abend erneut zu eskalieren.
    Nach dem dritten Tanz erhob sich Agostino von der Tafel, um die beiden neuen Fresken in der Gartenloggia zu enthüllen: meinen Triumph der Galatea und Sebastiano Lucianis Polyphemos gleich daneben. Sebastiano trat an meine Seite, während die Gäste die beiden Bilder bestaunten.
    Sebastiano Luciani war Venezianer und zwei Jahre jünger als ich. Er war nicht nur Maler, sondern auch begnadeter Sänger und Musiker und spielte die Laute mit der harmonischen Perfektion Leonardos. Er war über seine Freundschaft mit Giovanni Bellini zur Malerei gekommen. Da der alte Bellini keine neuen Schüler mehr aufnahm, hatte Sebastiano Giorgione da Castelfranco als seinen Maestro gewählt und war lange genug als Assistent bei ihm geblieben, um dessen Manier zu perfektionieren. Agostino hatte ihn letztes Jahr, kurz nach Giorgiones Tod, während einer seiner Geschäftsreisen nach Venedig entdeckt und nach Rom eingeladen. Sebastiano hatte die Lünetten der Gartenloggia mit Szenen aus Ovids Metamorphosen ausgemalt, sobald Baldassare Peruzzis Gehilfen mit seinen astrologischen Deckenfresken fertig waren.
    Der Venezianer war ein charmanter Unterhalter, der ebenso fröhlich wie tiefsinnig sein konnte. Ich hatte die gemeinsame Arbeit mit ihm in der Villa Chigi sehr genossen. Manchmal war Gian Antonio Sodoma, der Agostinos Schlafzimmer freskierte, mit seiner Muse Thalia zu uns heruntergekommen, um unsere

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