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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Schätze unten im Cortile abgegeben. Die Diener schaffen es nicht, die Teppiche und Möbel so schnell die Treppe hinaufzutragen und an ihren alten Platz zu stellen, wie neue Kostbarkeiten zurückgegeben werden. Die Florentiner kommen maskiert, um nicht erkannt zu werden. Ich stelle keine Fragen: Mir ist es egal, wer die Sachen bringt, solange alles, was mir gehört, zurückgebracht wird.
    Mein Arbeitszimmer ist nun wieder so, wie ich es verlassen habe. Mein Cousin Giulio richtet im Palazzo Medici das Officium des Kardinallegaten ein. Ich werde einige Monate hier in Florenz bleiben, um Giuliano beim Aufbau seiner Regierung zu unterstützen, bevor ich mit Giulio nach Rom zurückkehre. Giuliano ist nach all den Jahren am Hof von Urbino wieder glücklich, in Florenz zu sein. Er und unser Neffe Lorenzino, der Sohn meines verstorbenen Bruders Piero, bereiten sich auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte vor. Gestern haben die Nobili Giuliano gebeten, sich an der Diskussion über eine neue Verfassung der Republik zu beteiligen. Ein erster Schritt! Weitere werden folgen: die Wahl eines neuen Gonfaloniere, die Ernennung eines neuen Staatssekretärs, die Wahl der Signoria.
    Doch bevor Florenz wieder republikanisch wird, regiere ich wie die römischen Imperatoren: mit panem et circenses, Brot und Spielen. Ich plane festliche Bankette und Maskenbälle, öffentliche Theateraufführungen und Pferderennen. Giulio rauft sich die Haare: Ich gebe für ›Brot und Spiele‹ mehr Geld aus, als wir haben. Ich hoffe, dass Agostino Chigi mir weiter Kredit auf meine Konten in Rom gibt.
    Die triumphale Rückkehr meiner Familie nach Florenz war ein Sieg! Doch nicht jede Schlacht wurde gewonnen. Eine Niederlage bedauere ich besonders: der Karton der Schlacht von Cascina ist …« Michelangelo ließ das Pergament sinken. Er war blass geworden. Giovannis Brief fiel zu Boden.
    »Was ist?«, fragte ich bestürzt und griff nach dem Pergament.
    Michelangelo war unfähig, meine Frage zu beantworten.
    Ich überflog die Zeilen, bis ich zu der Stelle kam, wo er aufgehört hatte zu lesen: »Eine Niederlage bedauere ich besonders: der Karton der Schlacht von Cascina ist von einem Verrückten zerstört worden. Ich ließ die Fragmente wieder zusammenleimen, aber zu viel ist verloren: zerrissen, gestohlen und verbrannt. Sag Michelangelo, dass ich mit ihm leide. Seine Schlacht wäre ein wunderbarer Sieg geworden!
    Ich umarme dich und danke dir für dein Gebet bei unserem Abschied in Rom. Es hat mich beschützt und geleitet. Wir werden uns bald wiedersehen, Raffaello: in Rom!
    Florenz, 5. September 1512,
    Giovanni.«

    Die Schlacht von Cascina hatte Michelangelo nach der Zerstörung des Kartons endgültig verloren, aber sein zäher Kampf gegen die Sixtina war ein triumphaler Sieg! Sein erster Erfolg seit dem David in Florenz. Aber zu welchem Preis hatte er ihn errungen! Die Opfer dieses vierjährigen Kampfes waren seine Gesundheit, sein Augenlicht und seine Seelenruhe.
    Am 31. Oktober 1512, einen Tag vor Allerheiligen, hatte er zum letzten Mal den Freskopinsel aus der Hand gelegt und war vom Gerüst »herabgestiegen zur Erde«, wie er vergnügt sagte. Am Holzgerüst war bereits gehämmert und gesägt worden, als er noch oben am Gewölbe arbeitete. Ich hatte ihm einige Gerüstbauer von der Baustelle von San Pietro zur Verfügung gestellt, die die Holzbretter abschlugen und zur Baustelle herüberbrachten – gegen den Willen von Donato Bramante, der sich über nichts mehr gefreut hätte als über eine Verzögerung der Eröffnungsfeierlichkeiten der Sixtina.
    Eleonora legte ihren Kopf in den Nacken und lehnte sich gegen meine Schulter, als sie während der Messe zur Decke hinaufsah. Sie war zuletzt im Sommer vor einem Jahr in der Sixtina gewesen, als uns Julius während des Gerüstumbaus die fertige Hälfte der Decke gezeigt hatte. Damals war gerade die Erschaffung des Menschen fertig geworden.
    Ich schlang meine Arme um ihre Hüfte und zog sie zu mir heran. Die Anwesenden standen während des Gottesdienstes so eng, dass sich niemand zu uns umdrehte. Sie ließ es geschehen und lehnte sich zärtlich an mich.
    »Ihr habt beide denselben Gott gemalt«, flüsterte sie. Ich folgte ihrem Blick hinauf zur Erschaffung von Sonne und Mond: Michelangelos Gottvater schwebte, umgeben von vier Engeln, im rauen Wind der Urgewalten. »Deine Vision Ezekiels zeigt denselben Gott, nur viel gewaltiger. Obwohl dein Bild so viel kleiner ist.«
    »Du hast einen scharfen Blick«,

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