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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gesucht. Aber sie konnten mich nicht finden!
    Ein furchtbarer Verdacht stieg in mir auf, und ich begann zu rennen. Den Spuren nach. So wie sie meinen Spuren gefolgt waren …
    Hinter einer Hecke des Labyrinths fand ich sie. Sie lagen im Schnee, die Arme ausgebreitet, die offenen Augen zum Himmel gerichtet. Sie waren in eine tödliche Falle gelaufen! Es war eine ausweglose Situation gewesen – der Gang des Labyrinthes war hier zu Ende. Zwei von ihnen waren die Kehlen durchgeschnitten worden. In der Brust des Dritten steckte noch der blutverschmierte Dolch des Attentäters, und der Schädel des Vierten war zertrümmert. Im Todeskampf hatten sie den von ihrem Blut tiefroten Schnee zerwühlt.
    Meine Beine gaben nach, und ich sank auf die Knie: ›O mein Gott‹, dachte ich. ›Die Besten holst Du als Erste zu Dir zurück.‹
    Was sollte ich tun? Alle vier waren tot! Gestorben, als sie mir das Leben retten wollten! Ich konnte sie nicht einfach hier liegen lassen. Aber hatten die Mörder es nicht eigentlich auf mich abgesehen? Und um mich zu töten, mussten sie sich zuerst meiner Leibwache entledigen! Die Assassini konnten noch in der Nähe sein!
    Ich erhob mich mit zitternden Knien. Lautlos. Ich hielt den Atem an. Aber hatte ich nicht schon genug Lärm gemacht, als ich den Spuren zwischen den Hecken hindurch gefolgt war? Wussten die Mörder nicht längst, dass ich die Leichen meiner Leibwächter gefunden hatte?
    Ich trat einen Schritt zurück und noch einen, dann wandte ich mich um, um zum Laokoon und von dort zum Palazzo del Belvedere zurückzukehren. Dann sah ich sie, nur wenige Schritte entfernt! Sie waren maskiert und bewaffnet.
    Ich zog meinen Degen und wich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Hecke am Ende des Labyrinthganges stieß. Wohin sollte ich mich wenden? Hinter mir war das Gebüsch, und um zum Palazzo zu gelangen, musste ich an den fünf Maskierten vorbei, die mittlerweile ihre Degen gezogen hatten. Langsam kamen sie näher, trieben mich in die Enge.
    Sie waren nur noch sechs Schritte entfernt, als ich losrannte – direkt auf die Maskierten zu. Trotz ihrer Masken sah ich, wie überrascht sie waren. Sie hatten wohl nicht mit meinem erbitterten Widerstand gerechnet. Ich hatte den Degen erhoben und schlug wie ein verrückt gewordener Gladiator auf meine Gegner ein.
    Einen der Assassini verletzte ich am Arm, einem zweiten schlug ich den Degen aus der Hand. Fluchend gingen die anderen auf mich los. Ich wehrte mich, stach mit der Klinge auf sie ein, wirbelte herum und schlug zu. Körper prallten aufeinander, Metall stieß auf Metall und schlug Funken. Der Wille zu überleben trieb mich an.
    Sie wichen mir aus, konterten meine Schläge und versuchten mich zu stürzen, zu fesseln. Aber sie versuchten nicht, mich zu verletzen oder zu töten. Warum nicht?
    Noch während ich über diese unsinnige Frage nachdachte, wurde es schwarz vor meinen Augen. Einer der Angreifer hatte mich von hinten gepackt und mir einen groben Sack über den Kopf gezogen.
    Ich stolperte und stürzte mit weit ausgebreiteten Armen in den Schnee. Wie ein gefallener Engel.
    Der Maskierte, der mich überwältigt hatte, presste mein verhülltes Gesicht in den Schnee und drehte mir die Arme auf den Rücken, nachdem er mir den Degengriff aus der Hand geschlagen hatte. Ich wurde gefesselt. Dann hörte ich, wie die anderen Assassini ihre Waffen in die Scheiden steckten. Einer von ihnen stöhnte vor Schmerz, als die anderen seine Wunde am Arm untersuchten. Er fluchte. Es war ein römischer Fluch!
    Waren die fünf Assassini gedungene Attentäter?
    In Rom war ein erfahrener Mörder leichter zu bekommen als eine Hure. Für eine Hand voll Dukaten war das Gesindel von der Ripa Grande bereit, ein Menschenleben zu opfern – unter der Voraussetzung, dass der Sündenablass für den begangenen Mord durch den Auftraggeber bezahlt wurde. Keine Namen, keine Fragen.
    Ich lag im Schnee und überlegte, was die Assassini mit mir vorhatten. Sie hätten mir längst die Kehle durchschneiden können. Oder die Sehnen der Handgelenke, damit ich nicht mehr malen konnte. Stattdessen hatten sie mir einen Sack über den Kopf gestülpt und mir die Arme gefesselt. Sie wollten mich nicht ermorden, sondern … entführen?
    In diesem Augenblick wurde ich brutal hochgerissen und auf die Beine gestellt. Einer der Assassini trat mir in den Rücken und trieb mich vor sich her, ein anderer zerrte mich durch das Labyrinth.
    Was sollte ich tun? Jeder Widerstand war sinnlos. Jeder

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