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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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und della Rovere vor ihm. Er macht es nur mit mediceischer Gründlichkeit«, verteidigte ich Giovanni. »Wenn er es nicht täte, wäre seines das kürzeste Pontifikat in der Geschichte der Kirche. Was glaubst du, wer ihn zuerst zu ermorden versuchen würde? Gian Giordano Orsini? Die Kardinäle Francesco Soderini, Rafaele Riario, Alessandro Farnese? Ippolito d’Este, dessen Exkommunikation trotz seiner demütigen Unterwerfung noch nicht aufgehoben wurde? Die Reformer des Laterankonzils, die Giovannis humanistische Ideen nicht billigen wollen? Immerhin war Pico della Mirandola einer seiner Lehrer. Der König von Frankreich …?«
    »Oder ich?«, fragte Francesco herausfordernd und knuffte mich zum Spaß in die Seite. So wie früher.
    »Oder du«, echote ich, während ich den Blick nicht von den Zeremonien vor dem Papstthron ließ.
    Papst Leo winkte Giuliano zu sich heran, der vor seinem päpstlichen Bruder auf die Knie fiel. Francescos Gesicht war blass und verkniffen, als wüsste er, was nun kommen sollte …
    Giovanni ernannte seinen Bruder Giuliano zum Bannerträger der Kirche. Im selben Atemzug erklärte er Herzog Francesco della Rovere von Urbino, den Neffen des verstorbenen Papstes, für seines Amtes enthoben. Keine Würdigung seiner Leistungen als Feldherr, kein Wort des Dankes.
    Francesco stand mit hilflos geballten Fäusten neben mir. Ich sah ihn an, und er erwiderte meinen Blick. Zornig. Nachdenklich. Ängstlich.
    War seine Entlassung als Gonfaloniere der Kirche nur der erste Schritt? Wollte Papst Leo nicht eigentlich auch das Herzogtum Urbino für seinen Bruder Giuliano gewinnen, wie einst Papst Alexander die Romagna für seinen Sohn Cesare Borgia gewollt hatte?
    »Du wusstest es?«, knirschte Francesco zornig.
    »Seine Heiligkeit hat es mir vor einer Stunde gesagt. Es tut mir Leid, Francesco.«
    »Lehnst du es deshalb ab, als Conte da Novilara nach Urbino zurückzukehren? Weil ich Urbino nicht mehr lange regieren werde?«
    »Nein, Francesco. Nicht deshalb«, fauchte ich ärgerlich. Er gab sich nicht die geringste Mühe, mich zu verstehen.
    Francesco wich meinem Blick aus und starrte hasserfüllt Giuliano de’ Medici an.
    Wenn er geahnt hätte, was Papst Leo mir noch gesagt hatte, wäre er wahrscheinlich noch während der Zeremonien mit seinem Dolch auf Giuliano losgegangen. Oder auf Papst Leo: »Wenn mein Bruder Gonfaloniere ist, müssen wir einen passenden Titel für ihn finden, Raffaello. Was hältst du von ›Herzog Giuliano von Urbino‹?« Meine Meinung zum Machtwechsel in Urbino hatte Giovanni nicht gefallen. Er war zornig gewesen. So wie vorhin, als er mich durch die Reihen der Würdenträger zu Herzog Francesco hinübergehen sah. Glaubte er, dass ich meinen Freund vor seinen Plänen warnen würde?
    Giuliano war ebenso unglücklich über seine Ernennung zum Bannerträger der Kirche wie Francesco. Giuliano wäre lieber in der Via Larga in Florenz geblieben, als nach Rom umzuziehen. Sein Neffe Lorenzino dagegen lächelte zufrieden, als sein päpstlicher Onkel ihn zum Regenten der florentinischen Republik ernannte.
    Ich erinnerte mich an Giovannis Worte, als er mir vor zwei Tagen bei einem Glas Chianti seine Pläne erläuterte: »Florenz wird mit Samthandschuhen regiert. Doch darunter trägt Lorenzinos Faust einen Handschuh aus florentinischem Stahl. Die Republik wird beibehalten. Aber in der Signoria sitzen die Leute, die ich für geeignet halte. Lorenzino muss sich als Regent bewähren – aber wenn er sich noch ein einziges Mal auf eine Diskussion mit Niccolò Machiavelli einlässt, werde ich ihn gleich wieder seines Amtes entheben.«
    Kardinal Francesco Soderinis Gesicht war eine unbewegte Maske, als er Lorenzino de’ Medicis Ernennung beobachtete. Sein entmachteter Bruder Piero war aus seinem Exil in Siena geflohen, als er von der Wahl Giovanni de’ Medicis zum Papst hörte. Kardinal Soderini befürchtete das Schlimmste für Florenz. Dass die Stadt am Arno jetzt von Rom aus regiert werden sollte, war ein schwerer Schlag für die stolzen Florentiner, die ihre Republik als Erbe der untergegangenen Res Publica Romana betrachteten. Aber auch die Römer waren unzufrieden. Sie befürchteten, dass Rom zu einer florentinischen Kolonie werden könnte, denn die Florentiner waren im Vatikan eingefallen wie die alttestamentliche Heuschreckenplage in Ägypten.
    Nicht nur die Familie Medici wurde an diesem Tag durch den Papst ausgezeichnet: Leo ernannte Bernardo Dovizi da Bibbiena wegen seiner

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