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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mehr. Deine F.«
    Also liebte sie mich! Wie hatte ich nur zweifeln können!
    Ich fühlte mich, als hätte ich meine Flügel ausgebreitet, als ich zum Abendessen die Treppe zum Speisesaal hinabschwebte.

    Zu Ehren seines Gastes Gian Giordano Orsini hatte Taddeo seine Freunde zu einem fürstlichen Bankett geladen.
    Andrea Sansovino war mit der ihm eigenen Lässigkeit gekleidet. Er trug seine langen Haare offen. Neben ihm stand Niccolò Machiavelli. Sandro Botticelli, der bei meinem Eintreten gerade dem Conte Orsini vorgestellt wurde, hatte sich in eine taubengraue Jacke gezwängt, die ihm zuletzt vor zehn Jahren gepasst hatte. Seine üppige Figur quoll aus allen Nähten. Michelangelo stand mit Baccio in ein Gespräch vertieft und warf mir einen finsteren Blick zu. Leonardo begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung, als hätten wir uns monatelang nicht gesehen. Als er mich losließ, entdeckte ich Pietro Perugino, der etwas verloren in der Mitte des Raumes stand. Pietro war derartige Einladungen nicht gewohnt und mit der Etikette nicht vertraut.
    Mit zwei Kristallgläsern von einem Silbertablett trat ich zu Pietro. Ich reichte ihm wortlos ein Glas mit Wein, das er mit einem Stirnrunzeln annahm.
    »Wie mir scheint, werden wir heute Abend unser Gespräch dort fortsetzen, wo wir es vor einigen Tagen in Santa Maria Novella unterbrachen«, sagte er so laut, dass jeder der Anwesenden ihn verstehen konnte. »Bei deinen bescheidenen Fähigkeiten.«
    Ich wollte mich von ihm nicht provozieren lassen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Michelangelo neugierig zu mir herüberstarrte.
    Pietro deutete auf die mit einem Tuch verhängte Staffelei in einer Ecke des Salone. »Taddeo hat versprochen, uns dein neues Gemälde zu zeigen. Er sagte vorhin, er habe es selbst noch nicht gesehen …«
    Ich war wie vom Blitz getroffen. Taddeo wollte die Madonna Felice zeigen?
    Ich ließ meinen Maestro stehen und ging zu Taddeo hinüber, der in ein Gespräch mit Orsini vertieft war. Der Conte beobachtete mich wie ein Insekt, das er im nächsten Augenblick aus einer Laune heraus zerdrücken würde.
    »Ich halte das für keine gute Idee, Taddeo!«, begann ich. »Das Gemälde …«
    Er legte mir freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Du bist zu bescheiden, Raffaello! Es wird mir eine Freude sein, unseren Freunden dein Gemälde zu zeigen. Ich will Michelangelos Gesicht sehen, wenn das Bild enthüllt wird. Und natürlich Pietros.«
    »Aber es ist nonfinito! «, versuchte ich verzweifelt, ihm seine wahnsinnige Idee auszureden. »Die Farbe ist …«
    »Ich will es sehen! Basta! «, war Taddeos letztes Wort. »Der Conte Orsini hat mir erzählt, dass es außergewöhnlich sein soll. Mehr hat er nicht verraten, aber er hat mich neugierig gemacht.«
    Ich stand vor ihm wie Hiob vor seinem Gott. Es war alles gesagt. Nun würde geschehen, was geschehen musste!
    Il Principe bat zu Tisch. Er nahm am Ende der Tafel Platz, Orsini zu seiner Rechten, ich zu seiner Linken.
    Leonardo setzte sich neben mich und flüsterte mir zu: »Mir scheint, dass du ein Problem hast!«
    Als ob ich das nicht wüsste!
    »Kann ich dir helfen?«, fragte er besorgt.
    »Nur, wenn du zaubern kannst«, flüsterte ich zurück.
    »Ich habe meinen Zauberstab zu Hause vergessen«, scherzte er, um mich aufzuheitern. Erfolglos!
    In einer silbernen Schale wurde parfümiertes Wasser mit schwimmenden Orangenblüten herumgereicht, in dem wir uns die Hände wuschen. Dann wurde das Essen aufgetragen. Auf einem Tablett wurde ein gebratener schwarzer Schwan in seinem Federkleid serviert. Dazu gab es noch ofenwarmes Haselnussbrot und eine herrliche Sauce. Leonardo, dessen Vorliebe für vegetarische Gerichte Taddeo bekannt war, erhielt eine Platte mit erlesenem Gemüse. In einer Ecke des Speisesaales nahm eine Hand voll Musiker Platz. Die Klänge des Flos Florum des französischen Komponisten Guillaume Dufay übertönten das Schmatzen und Schmausen bei Tisch.
    Schweigend stocherte ich mit der Gabel in dem zarten Schwanenfleisch, schob das Gemüse von einer Seite des Tellers auf die andere und brachte keinen Bissen hinunter.
    Ein Diener wartete hinter mir, um mir nachzulegen, doch ich winkte ab. Ich fühlte Pietro Peruginos Blicke auf mir ruhen und riss mich zusammen. »Ist dir der Appetit vergangen?«, fragte er mit einem triumphierenden Grinsen.
    Ich würdigte ihn keiner Antwort und stopfte mir ein Stück trockenes Brot in den Mund, um nicht antworten zu müssen. Unruhig starrte ich immer wieder

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