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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Florenz zu regeln habe. Doch die Ehe wurde im Beisein Seiner Heiligkeit vollzogen. Nicht nur ein Mal«, fügte er mit einem selbstgefälligen Lächeln an. »Seine Heiligkeit war zufrieden. Madonna Felice übrigens auch.«
    In den letzten Tagen hatte ich oft an sie gedacht. Wie sie mich erregt hatte, wie sie neben mir nackt im Gras gelegen, wie sie mich geküsst hatte … Aber niemals, wie sie im Bett eines anderen lag und sich ihm hingab! Wir hatten uns ewige Liebe geschworen! Sollte dieser Schwur nicht länger als nur ein paar Tage gehalten haben?
    »Ich gratuliere«, murmelte ich möglichst undeutlich.
    Orsini ging zu einem Tisch, auf dem eine kleine Schatulle aus lackiertem Holz stand. Er reichte sie mir. »Dies ist ein bescheidener Ausdruck meiner Dankbarkeit …«
    Ich öffnete den Deckel. Die schwere Holzschachtel war bis zum Rand gefüllt mit Fiorini d’Oro. Es mochten wohl fünfhundert Goldmünzen sein. »Ich kann das Geld nicht annehmen, Euer Gnaden«, trotzte ich ihm.
    »Du hast die Ehre der Contessa Orsini gerettet. Und vielleicht sogar ihr Leben«, wandte Gian Giordano Orsini ein.
    »Soll ich dafür mit meiner Ehre bezahlen?« Ich war wütend und konnte meine Gefühle nicht verbergen. »Ich bin nicht käuflich wie ein Condottiere!« Ich reichte ihm die Schatulle zurück.
    Zwischen Orsinis Augen bildete sich eine tiefe Zornesfalte. Mühsam beherrschte er seine Wut. Dann änderte der Condottiere seine Strategie und griff mich an meiner ungeschützten Flanke an. »Die Contessa hält sehr viel von deinen Fähigkeiten als Maler. Ich kann aber in diesem Raum kein einziges Gemälde sehen, das von dir stammt …«
    »Es gibt kein fertiges Bild, Euer Gnaden. Ich habe meine Skizzen verloren, als ich die Contessa rettete.«
    »Und was ist das hier?« Der Conte trat neben die Staffelei mit der Madonna Felice und hob das Leintuch ein wenig an, um das Gemälde darunter zu betrachten. Vor drei Tagen hatte ich das getrocknete Bild aus Leonardos Bottega geholt.
    »Das Bild ist unvollendet!« Ich riss ihm das Tuch aus der Hand und zog es wieder über das Gemälde.
    »Die Madonna ist nackt«, sagte Orsini mit einem genießerischen Lächeln. Er hatte genug gesehen, um neugierig zu fragen: »Wer ist sie?«
    »Sie will nicht erkannt werden.«
    »Sie ist kein Modell?«
    »Nein.«
    »Meine Gemahlin will ein Bild bei dir in Auftrag geben. Oder ist ein Auftrag für eine Madonna ebenfalls mit deiner Ehre unvereinbar?«, fragte er mit einem sardonischen Lächeln.
    »Nein, Euer Gnaden.«
    »Felice wünscht sich eine Madonna mit Bambino Gesù. Für ihr Studierzimmer.«
    »Ich werde ein Bild für sie malen«, versprach ich.
    »Auf einen Vertrag können wir verzichten. Ich bezahle im Voraus.« Damit reichte er mir die Schatulle mit den Goldmünzen wieder zurück. Das kalte Lächeln in seinem Mundwinkel warnte mich, mich erneut mit ihm anzulegen wegen einer Nichtigkeit wie fünfhundert Fiorini, die ihm nicht mehr wert schienen als eine Schachtel mit Marzipankonfekt.
    Er lächelte, als wäre er der Sieger unserer Auseinandersetzung. Wie konnten wir ahnen, dass wir uns noch oft begegnen würden? Eines Tages würden wir uns mit dem Dolch in der Hand gegenüberstehen …
    Gian Giordano Orsini reichte mir ein Buch: Dante Alighieris Divina Commedia. »Dies soll ich dir von der Contessa geben.«
    Mein Herz raste. Ein Geschenk von Felice! Sie hatte mich nicht vergessen! Mit zitternden Händen schlug ich die ersten Seiten auf und fand ein paar Worte in einer zierlichen Handschrift:
    »Ist unser Leben nicht eine Göttliche Komödie? F.«
    In diesem Augenblick betrat Taddeo den Salone. »Sie werden alle kommen«, flüsterte er Orsini geheimnisvoll zu und bat ihn mit einer höflichen Geste in sein Studiolo. Dann wandte er sich an mich: »Du willst sicher ruhen, Raffaello. Du musst unglaublich müde sein.« Bevor ich antworten konnte, hatte Taddeo mir die Tür vor der Nase zugeknallt.
    Was war das für eine geheimnisvolle Besprechung zwischen Taddeo und Orsini? Wer würde alles kommen? Wozu war Orsini nach Florenz gekommen – doch nicht, um mir ein Buch zu bringen und mir den Auftrag für ein Madonnenbild zu geben!
    Ich setzte mich auf den Sessel, blätterte durch das Buch, las noch einmal Felices Widmung: ›Ist unser Leben nicht eine Göttliche Komödie?‹ Hatte sie mir nicht mehr zu sagen als diese wenigen Worte?
    Enttäuscht klappte ich das Buch zu, sprang auf, lief auf und ab, die Divina Commedia mit beiden Armen umschlungen und an mich

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