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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gepresst. Ich dachte an die Nacht mit Felice, an das unfassbare Glück, das wir uns gegenseitig schenkten und das wir nicht festhalten konnten, an unsere Trennung in Santa Croce. Ich lauschte auf den Klang meiner Stiefel auf dem Steinboden und auf die gedämpften Stimmen im Nebenraum. Und auf das Geklapper von Pferdehufen auf dem Pflaster der Via San Gallo. Ich eilte zum Fenster und sah, wie ein Mann vom Pferd sprang und durch das Tor den Palazzo betrat.
    Wenig später wurde die Tür zu Taddeos Studiolo geöffnet, und ich hörte, wie Niccolò Machiavelli Giovanni Strozzi hereinführte. Ich schlich näher an die Tür.
    Die Wollhändler Strozzi waren eine der reichsten Familien von Florenz. Das hatte mir Taddeo erzählt. Das Bankhaus Strozzi war das zweitgrößte nach dem Bankhaus Medici. Und Giovannis Vater Filippo Strozzi war der ehrgeizigste Konkurrent des Magnifico um die Macht in Florenz gewesen. Erst vor kurzem war er aus der fünfzehnjährigen Verbannung aus Neapel nach Florenz zurückgekehrt. Es hieß, dass er von Neapel aus mit Kardinal Giovanni de’ Medici intensive Kontakte gepflegt hatte. Und dass er sein immenses Vermögen nicht nur für die Fertigstellung seines großartigen Palazzo ausgeben wollte …
    Die nächsten Besucher waren Angelo Doni, ein gut betuchter Florentiner Kaufmann, dessen Handelsimperium bis nach Constantinopolis reichte, und Cesare, der Sohn Jacopo de’ Pazzis, der für die Ermordung von Lorenzos Bruder Giuliano de’ Medici im Jahr 1478 gehenkt worden war.
    »Wir werden nicht mehr viele Gelegenheiten haben«, hörte ich Orsini sagen.
    Ich presste mein Ohr an die Tür, um mir kein Wort dieser geheimnisvollen Unterhaltung entgehen zu lassen.
    »Der Conte Orsini hat Recht. Wir müssen handeln!«, bestätigte Niccolò Machiavelli. »Die Gelegenheit war nie günstiger.«
    »Angenommen, das Attentat gelingt. Was passiert dann?«, fragte Angelo Doni.
    »Wir setzen einen neuen Papst auf den Stuhl Petri«, erklärte Orsini ungeduldig.
    »Das wird ohne ein Konklave nicht möglich sein. Welcher der Kardinäle hat die besten Aussichten, gewählt zu werden? Giovanni de’ Medici, dem sein Vater Lorenzo il Magnifico das Amt gekauft hat? Alessandro Farnese, der sein Amt seiner Schwester Giulia verdankt, die Papst Alexander eine Tochter geschenkt hat? Oder Rafaele Riario, der mehr Geliebte hat als Papst Alexander Kinder?«, fragte Angelo Doni hitzig. »Und was geschieht dann?«
    »Dann werde ich nach Urbino reiten und Guidobaldo da Montefeltro von der schweren Bürde seines Amtes als Herzog befreien«, erklärte Orsini. »Dieser größenwahnsinnige Sohn eines Condottiere wird nicht mehr lange in Urbino regieren. Mein Vater war verrückt, ihn gegen Lösegeld freizulassen!«
    »Der Bannerträger des Papstes ist ein gefährlicher Mann«, warnte Giovanni Strozzi.
    »Der Einzige, der uns gefährlich werden könnte, ist sein Neffe Francesco della Rovere. Er ist fünfzehn Jahre alt, der Neffe des Papstes und der Nachfolger des Herzogs von Urbino. Und damit nach dem bedauerlichen Hinscheiden seines Onkels Guido der nächste Bannerträger der Kirche. Um ihn werde ich mich selbst kümmern«, versprach Orsini.
    »Und wenn der della-Rovere-Clan aus Rom und Urbino vertrieben ist, dann wird Gian Giordano Orsini Herzog von Urbino und Bannerträger der Kirche«, erläuterte Niccolò Machiavelli. »Er wird Siena, Florenz und Lucca den Krieg erklären und die drei Republiken der Macht der Kirche unterstellen.«
    »Und der Papst sieht dabei zu?«, zweifelte Angelo Doni.
    »Alessandro Farnese feilt noch an den Formulierungen der Bulle, die er nach seiner Wahl zum Papst erlassen wird. Aber im Prinzip ist er einverstanden. Ich werde seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen und die Fahne der Heiligen Inquisition ins gottlose Florenz tragen«, erklärte Orsini.
    »Und wenn Alessandro Farnese nun nicht gewählt wird?«, fragte Cesare de’ Pazzi.
    »Giovanni de’ Medici sähe nichts lieber als den Sturz des Gonfaloniere Soderini und die ehrenvolle Rückkehr der Medici nach Florenz«, legte der Conte dar.
    Cesare de’ Pazzi schlug mit der Faust auf Taddeos Schreibtisch. »Die Medici in Florenz? Niemals!«, fauchte er. Cesare hatte auf der Piazza della Signoria zugesehen, wie sein Vater Jacopo und sein Bruder Franceschino wegen der Ermordung von Giuliano de’ Medici hingerichtet worden waren.
    »Beruhigt Euch, Cesare!«, sagte Orsini. »Es wäre nur für kurze Zeit. Kardinal Giovanni de’ Medici hat viele Feinde. Nicht nur

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