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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Geliebten Francesco wenden konnte. Nicht, weil ich mit Lucrezia Borgia und Isabella d’Este unter den kritischen Augen ihrer Ehemänner die Tarantella tanzte. Und auch nicht, weil ich Gian Giordano Orsinis Unhöflichkeiten so lange ignorierte, bis er wütend den Platz wechselte. Sondern weil Francesco um Mitternacht so betrunken war, dass ich ihn ins Bett bringen musste.
    Eleonora folgte uns schweigend ins Brautgemach und hielt die Verfolger in Schach, die den Vollzug der Ehe gerne vom Rand des Bettes aus protokolliert hätten.
    Ich ließ Francesco auf sein Bett sinken und begann ihn zu entkleiden. Ich zog ihm die Stiefel aus, öffnete die Jacke und streifte ihm das Hemd über den Kopf. Als ich ihn mit dem seidenen Laken zudeckte, war er bereits eingeschlafen.
    Eleonora war neben der geschlossenen Tür stehen geblieben und beobachtete mich. Ich trat einen Schritt zurück, und sie ging an mir vorbei zum Bett, auf dem sie sich niederließ.
    »Hilfst du auch mir beim Ausziehen, Raffaello?«, fragte sie.
    »Wenn Ihr darauf besteht, Euer Gnaden!«
    »Ich bestehe darauf«, befahl sie. Dann ließ sie sich rückwärts auf das Bett fallen. »Ich kann kaum atmen in diesem engen Kleid.«
    Ich kniete mich neben sie und öffnete den obersten Verschluss ihres Mieders. »Besser so?«, fragte ich leise, um Francesco nicht zu wecken.
    »Nein«, sagte sie mit einem herausfordernden Lächeln, als meine Hand über ihre Brüste strich.
    Dann öffnete ich einen weiteren Haken. »Und nun?«, fragte ich.
    Sie ergriff meine Hände und ließ mich auch die restlichen Verschlüsse öffnen. Ihre vollen Brüste wölbten sich wie zwei reife Pfirsiche.
    »Jetzt geht es mir besser«, hauchte sie.
    Ich zog ihr das schwere Brokatkleid aus und ließ es vor dem Bett zu Boden gleiten. Dann legte ich mich neben sie.
    Sie küsste mich. »Es ist nicht mehr wie in Florenz, Raffaello. Alles ist anders! Ich bin nicht mehr das Mädchen, das sich in den jungen Maler verliebt hat, der Leonardos Flugmaschinen ausprobiert, um dem Himmel nah zu sein. Und du bist nicht mehr …«
    »Nichts hat sich geändert, Eleonora. Wir sind dieselben geblieben.«
    Sie wollte mir so gerne glauben! Ihre Hände, ihre Lippen und ihre Haare streichelten meinen Körper und setzten ihn in Flammen. Ich brannte lichterloh wie vor wenigen Stunden das Dach des Palazzo Ducale, als der Wagen mit den Feuerwerksraketen explodiert war.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich.
    Sie kniete sich auf meine Schenkel, und ich genoss es, mich ihrem Willen zu unterwerfen. Sie gab den Rhythmus vor und ritt mit mir durch die Wogen der Lust, als sei sie Galatea und ich einer der Delphine Poseidons.
    Wie Ertrinkende keuchten wir, als Francesco erwachte, sich umdrehte und sich über uns beugte.
    Er sagte kein Wort, als wir unseren Ritt beschleunigten. Er beobachtete uns, streichelte unsere in der nächtlichen Schwüle schweißnassen Körper mit Blicken und mit Händen. Und als wir den Höhepunkt erreichten, hielt er uns fest, als wollte er uns nie wieder loslassen.
    Dann lagen wir schwer atmend nebeneinander im Bett. Wir waren uns ganz nah, unsere Arme und Beine waren ineinander verschlungen.
    »Ich nehme an, es war nicht das erste Mal, dass ihr miteinander geschlafen habt. Aber es war ganz sicher das letzte Mal«, versprach Francesco. »Als Herzog von Urbino kann und werde ich es nicht dulden, dass mein bester Freund mit meiner Gemahlin ins Bett kriecht.«
    Francesco liebte Eleonora nicht. Clarissa Buffa, die Tochter des herzoglichen Sekretärs, war seine Geliebte.
    Ich drehte mich zu ihm um, wollte etwas sagen.
    Doch Francesco beugte sich über Eleonora, drückte mit den Knien ihre Beine auseinander, um seine Pflicht zu erfüllen, in der Hochzeitsnacht einen Sohn zu zeugen. Aber vor allem, um seinen unbeherrschten Zorn zwischen den Stößen in die Nacht hinaus zu brüllen.

    Am nächsten Morgen frühstückten wir zu dritt in Francescos Wohnung. Wir scherzten und lachten, und zwischen mir und Francesco schien alles wie immer zu sein. Dachte ich.
    Der nächste Morgen war ganz den Turnieren außerhalb der Stadt gewidmet. Ich hatte keine Lust, der Selbstinszenierung der Ritter von Ferrara, Mantua und Urbino zuzusehen, die durch die Stadt stolzierten wie Elstern in der Mauser, und begann mit dem Porträt von Guido, um das er mich gebeten hatte.
    Der Herzog war so krank, dass er an diesem Tag das Bett nicht verlassen konnte. Er gab sich jede Mühe, seine Schmerzen vor mir zu verbergen, als ich ihn

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