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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Resultat. Er war definitiv zu alt für diese Scheiße aus Mord und Totschlag.
    „Was ist bloß aus uns geworden, Garou?“ Mica schien seine Gedanken aufzugreifen. „Schau dich an. Schau mich an. Es ist absurd. Schlichtweg und absolut grotesk.“
    „Wir müssen ihn nach oben bringen“, brachte Grishan sich in Erinnerung.
    Eine Klauenhand schnellte vor und packte Juvenals Schulter. Obwohl Mica geschwächt war, war sein Griff hart und kräftig. „Von Anfang an war es eine Lüge!“, krächzte Mica. „Götter sind aus anderem Stoff geschaffen. Sie hauchen toten Dingen Leben ein, während wir das Leben in den Tod führen.“
    „Beruhige dich. Wir kümmern uns um dich“, bat Berenike und streckte die Hand nach den nassen Locken aus.
    Knapp über seinem Kopf hielt sie die Finger in der Schwebe. Vermutlich aus Angst, dass die geringste Berührung das Haar von der Kopfhaut des Goldenen lösen konnte.
    „Kümmern? In wenigen Stunden bin ich der, der ich schon immer war. Der ewig Goldene. Wie sollte es auch anders sein? Das ist mein Schicksal. Ich habe es selbst gewählt.“
    „Er redet wirr“, flüsterte Berenike.
    Kummer bog ihre Mundwinkel nach unten. Aus ihren Augen flossen Tränen und rollten über ihre Wangen. Eine nach der anderen, ohne dass sie sich dessen bewusst wurde. Ihr Unglück löste ein Ziehen in Juvenals Herz aus.
    „Er hat großen Hunger und braucht sofort eine Blutquelle“, stellte er fest.
    „Ganz in der Nähe sind einige Hütten und ein großes Gehöft. Dorthin sollten wir ihn bringen“, schlug Grishan vor.
    Berenike nickte und wollte sich aufrichten. Der Aufschrei ihres Bruders zwang sie zurück auf die Knie. Sein Gesicht, ohnehin zu einer Grimasse geworden, verzerrte sich in alle Richtungen. Haut platzte auf, und dunkelrotes Blut floss hervor.
    „Nein! Mein Anblick würde ihnen zu große Furcht einflößen. Ich habe meinen Quellen niemals Angst gemacht.“
    „Mica“, beschwor sie ihn.
    „Niemals! Es fehlt mir an Kraft, um ihre Sinne zu besänftigen.“
    Juvenals Magen verkrampfte. Er sah nur eine machbare Lösung vor sich, doch scheute er davor zurück, sie zu ergreifen.Einzig das tränenüberströmte Gesicht von Berenike konnte ihn dazu bewegen. Er liebte sie, und um ihr diese Liebe zu beweisen, war er zu allem bereit.
    „Ich gebe dir von meinem Blut“, sagte er fest.
    „Ein Almosen?“, gluckste Mica heiser. „Das ist wirklich zu großzügig, Garou, aber du kannst dein Blut behalten.“
    „Du brauchst Blut“, knurrte Juvenal ungehalten und streckte seinen Arm aus. Als er sein Handgelenk über das weiße Gebiss führte, verhärteten sich die Muskeln auf seinem Unterarm. Mit einem Blick nagelte Mica ihn fest. Ohne die Lider schienen seine Augen einem Reptil zu gehören. Kalt und bar jeder Emotion. „Garou, du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass sich irgendetwas geändert hat. Dein Sohn hat meine Tochter erwählt. Du wählst meine Schwester, aber in unseren Herzen bleiben wir Feinde, oder willst du das leugnen?“
    Ja, sie waren Feinde. Seitdem Juvenal denken konnte, war der Großmeister der Vampire ein großes Übel. Sein Großvater hatte ihn bereits vor dem Goldenen gewarnt. Er war der Anführer des alten Volkes in Europa. Er hatte etliche Schlachten gegen die Werwölfe siegreich bestanden. Er war jeder Falle der Alphawölfe frühzeitig entgangen. Unverwundbar. Unbesiegbar. Unverwüstlich. Obwohl Juvenal vor langer Zeit in Paris eine Abmachung mit Mica getroffen hatte, hatte er nie vergessen, wer und was er war. Der gefährlichste Gegner der Wolfsippen. Und doch lag er nun hilflos am Boden, während seine Schwester um ihn weinte.
    „Nimm mein Blut“, grollte er dumpf.
    Berenike umfasste seinen Oberarm, wollte ihn zurückziehen und es verhindern, doch Mica hatte bereits seinen Unterarm gepackt, zerrte ihn tiefer und grub die Fänge tief in sein Fleisch. Ein anhaltendes Knurren verfing sich in seiner Kehle, während er trank. Juvenal war noch nie von einem Vampir gebissen worden. Es gab keinen Schmerz. Einzig zwei winzige Stiche und dann sein pulsierendes Blut. Er hielt still und zwang sich, seine Muskeln zu entspannen. Widerstand wallte auf. Er rang ihn nieder. Aus freien Stücken hatte er sich entschieden, für einen Rückzieher war es zu spät. Doch wie lange musste Mica trinken? Wie viel Blut musste er ihm geben? Das Schlucken des Vampirs war deutlich zu hören, trotz der Wellen, die gegen die Kieselsteine schlugen. Berenike streichelte über seinen Arm. Eine zarte,

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