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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Fesseln, die sich über Jahrzehnte um sein Herz und seine Seele geschlungen hatte. Es war ein unfassbar fest sitzender Knoten aus Kummer und Verzweiflung. Es flossen keine Tränen, doch er trauerte in leisen, klagenden Worten um all diejenigen, die seinem Herzen nahegestanden und die er verloren hatte. Sorscha. Gilian. Sancho. Zuletzt das Geheimnis über seine Tochter. Alba lebte. Er wusste nicht, wo, aber er hatte sie nicht erschossen. Sie hörte zu und wiegte ihn in den Armen, bis jeder Verlust, jeder Schmerz aus ihm herausgeflossen war und die Wunden heilen konnten. Juvenal rückte von ihr ab und rieb mit den Handballen über seine Augen. Verzagt und etwas verlegen lachte er auf.
    „Verdammt, so habe ich es mir nicht vorgestellt. Ich wollte dich heute Nacht lange und ausgiebig lieben, anstatt dir die Ohren vollzujammern.“
    „Es bleibt genügend Zeit, einander zu lieben, mi cielo.“
    Behutsam beugte sie sich vor und küsste seine Lider. Er umfasste ihr Gesicht und musterte sie.
    „Du bist wunderschön, mein Stern“, murmelte er.
    Der schwere Stoff raschelte. Ihre Küsse waren geprägt von Sanftmut und Vertrauen. Ohne Hast liebkosten sie einander. Nackte Haut auf nackter Haut. Juvenal schob die Hand in ihre Kniekehle und zog ihr Bein über seine schmale Hüfte. In einer fließenden Bewegung drang er in sie ein. Ihre Zungenspitzen umspielten einander, während sein Becken sie in sachten Kreisen stieß. Es war ein stummer, zarter Liebesakt, so vollkommen anders als alles, was Berenike von ihm kannte. Tief sah er ihr in die Augen. Seine Bewegungen wurden langsamer, versiegten, hoben erneut an, geleitet von dem Bewusstsein, dass ihren Seelen etwas möglich war, was ihren Körpern versagt blieb. Ein vollkommenes Verschmelzen. Ihr schwerer Atem erklang im selben Gleichmaß wie der Schlag ihrer Herzen. Der Duft seiner Marke stieg vage in ihre Nase. Eng umschlungen bäumten sie sich auf, erreichten gemeinsam den Höhepunkt. Aus seiner Kehle kam ein tiefes, eindringliches Stöhnen. So leise, dass nur sie es hören konnte. Ein Schauder blanker Wollust zog durch sie hindurch. Wieder und wieder. Große, warme Hände, die Handflächen etwas rau, streichelten sie, bis ihre Lust abebbte. Juvenal hatte ihre selbstvergessene Ekstase beobachtet. Ein rötlicher Funke des Feuers zündete in seinen Augen.
    „Du bist alles für mich, Nike“, flüsterte er.
    „Du bist mein Himmel und ich bin dein Stern.“
    „Solange ich lebe“, stimmte er zu und besiegelte seinen Schwur mit einem tiefen Kuss.

10
    Ü
bellaunig runzelte Mica die Stirn. Schlichtweg alles ging viel zu schleppend voran für seinen Geschmack. Abgesehen von seiner Heilung. Diese war binnen weniger Nachtstunden und eines Tages in Tiefschlaf abgeschlossen. Obwohl er auf einen Spiegel verzichten musste, wusste er, dass er sein altes, junges Aussehen zurückerlangt hatte. Seine Hände bestätigten es ihm. Er sah darauf hinab, ballte die Fäuste und löste sie wieder. Seine Finger waren so schlank und beweglich wie eh und je. Die Kraft eines Vampirs war in ihn zurückgeflossen. In jeder Faser spürte er sie, vermengt mit zunehmender Ungeduld. Er wischte achtlos eine goldblonde Locke aus seinen Augen und unterdrückte einen Fluch.
    Seine schnelle Genesung war dem Blut eines Werwolfes zu verdanken, und gerade dieser Umstand brachte ihn maßlos gegen Juvenal auf. Das Geschenk des Blutes war etwas, das Mica niemals erzwungen hatte. Vielleicht hatte er hin und wieder den Willen seiner Quellen in die gewünschte Richtung gelenkt, aber Druck war absolut unnötig gewesen. Zumal er den Geschmack verfälschte. Dafür war er von seinen Blutquellen von jeher verehrt worden. Ausnahmslos. Nun, vermutlich nicht allein dafür, sondern auch ob seines Äußeren und der Fähigkeit, ein Netz aus Illusionen um sie zu weben. Trotzdem hatte sein Biss einen großen Anteil an der ihm zuteilwerdenden Anbetung. Umso mehr fuchste es ihn, dass Juvenal de Garou die erste Quelle war, die ihm diese Verehrung verweigerte. Keineswegs bewusst, sondern einzig, weil er keinen Funken dieses Gefühls in sich trug. Damit war jede Chance dahin, ein weiteres Mal von ihm zu kosten. Selbst zwei Nächte später konnte Mica einen Überrest des vollmundigen, würzigen Lebenssaftes auf der Zunge schmecken. In kleinen Schlucken hätte er es genießen sollen, aber dazu war er viel zu hungrig gewesen. Und nun, da er wiederhergestellt war, würde der Werwolf kein zweites Mal sein Blut anbieten.
    Aus schmalen Augen

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