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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Seite lagen sie so dicht beieinander, dass sich ihr Atem mischte.
    Das Lagerfeuer vor der Höhle warf einen rötlichen Schein in sein kurzes Haar. Es schimmerte schwarz wie das Gefieder eines Raben. Schatten und Licht fielen im Wechsel auf sein Gesicht, betonten die tiefen Kerben um seine Mundwinkel, den entschlossenen Zug um seine Lippen und den markanten Schliff seines Kinns. Er war müde, so überaus müde, dass ihm die Augen zugefallen waren. Mica hatte sehr viel von seinem Blut genommen. Beinahe zu viel. Die kräftige Würze seines Blutes war ihr in die Nase gestiegen. Exquisit hatte Mica es genannt und daran gab es keinen Zweifel. Das Blut der Alphawölfe war ein überaus delikates Lebenselixier für jeden Vampir. Weshalb hatte Juvenal es ihm gegeben? Niemand hatte ihn genötigt, und ihm war anzusehen gewesen, dass er dieses Geschenk ungern machte. Trotzdem hatte er seinen Widerwillen überwunden. Gewiss nicht, um Mica einen Gefallen zu erweisen. Juvenal hatte es einzig und allein für sie getan. Sie schmiegte sich an ihn. Sein Körper war so fest und warm wie ein sonnenüberfluteter Fels.
    „Ich liebe dich. So sehr, dass ich Angst vor mir selbst bekomme“, wisperte sie.
    Er war wach, erkannte sie. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem erschöpften Lächeln. Mit einem leisen Brummen streichelte er über die Rundung ihres Pos, schob die Handkante in ihre Pospalte und drückte sie an seinen Unterleib. In dieser Nacht war er zu geschwächt, um sie zu markieren. Ihre aufgewühlten Sinne kamen zur Ruhe. Das gelegentliche Knacken eines brennenden Astes, die leise Unterhaltung vor der Höhle, das Nest aus Samt, in dem sie lagen, schenkten ihr eine Geborgenheit, die ihr aus der Kindheit vertraut war. Sie schloss die Augen und schlug sie wieder auf. Ein Gedanke, scharf wie ein Stachel, bohrte sich in ihre Stirn.
    „Wo ist Sancho?“
    Langsam öffnete Juvenal die Lider. Seine langen Wimpern umrahmten die dunklen Augen wie ein Trauerflor. Er blieb lange stumm. Sein Brustkorb hob und senkte sich angestrengt, ehe er sich ein einzelnes Wort abrang.
    „Tot.“
    Ihr fehlten die Worte. Der kleine, rundliche und überaus gemütvolle Sancho lebte nicht mehr. Freundlich war er zu ihr gewesen. Respekt hatte er gezeigt, indem er sie Mylady nannte. Er hätte in Spanien zu ihr gehalten und sie vor dem Rest des Rudels verteidigt. Während sie einen Verbündeten vermisste, hatte Juvenal in dem Omega einen Freund und Vertrauten verloren. Gewiss kannte er Sancho seit sehr langer Zeit. Für Juvenal war er sehr viel mehr gewesen als ein treuer, pflichtbewusster Diener.
    „Wie ist es geschehen?“, hauchte sie.
    „Ich war unachtsam.“
    Die Kerben in seinem Gesicht wurden tiefer und weiß, so fest biss er die Zähne zusammen. Vor ihren Augen schien er zu altern. Erschöpfung und Gram zehrten an ihm. Er gab sich die Schuld an Sanchos Tod. Nichts anderes war zu erwarten. Juvenal lud jede Verantwortung auf sich, weil er ein Alpha und ein Leitwolf war. Vermutlich gab er sich an allem, was an Schicksalsschlägen auf ihn zugekommen war, die Schuld. Eine viel zu große Last war es, selbst für seine breiten Schultern. Sie zog ihn fest an sich, drückte seinen Kopf an ihre Brüste. Sein zerzaustes Haar streifte weich ihre Lippen.
    Er wollte sich zunächst gegen ihre Umschlingung sträuben, dann gab er es auf. Sein heißer Atem strich über ihre Haut. Er erzählte ihr alles. Stockend, als müsste er sich die Worte abringen. Beinahe konnte sie die Eisenfalle vor sich sehen, verborgen im Efeu. Sie glaubte gar das laute, metallische Schnappen zu hören, mit dem ein Lebensfaden durchtrennt worden war.
    „Es war ein Unfall, Juvenal. Du trägst keine Schuld.“
    Einen Mann von seiner Größe in den Armen zu wiegen, war ein unmögliches Unterfangen, doch er lag in den Armen einer Lamia, und diese konnten außer dem Tod auch Schutz und Sicherheit bieten. Sie hielt ihn, so fest sie konnte.
    „Wie soll ich es seiner Gefährtin beibringen? Catalina hat sich darauf verlassen, dass ich auf ihn achte.“
    „Ich werde bei dir sein, wenn du es ihr sagst.“
    „Was mich am meisten quält …“, er schluchzte trocken auf, „was mir das Herz zerreißt ist, dass ich nicht um ihn weinen kann. Er hätte es verdient. Sie alle hätten meine Tränen verdient.“
    Berenike konnte ihm vieles abnehmen, doch weinen, das konnte sie nicht für ihn. Sie summte leise in sein Ohr, streichelte durch sein Haar und über seinen Rücken. Die süße Melodie sprengte die

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