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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Berenike verlangt hatte. In einem fauchenden Feuerball ging die Scheune in Flammen auf. Sie loderten weit in den Himmel und tauchten die umliegenden Äcker in Rot und Gold. Hitze schlug ihnen entgegen, versengte ihre Gesichter. Heiße Ascheflocken regneten herab. Grishan wich einige Schritte zurück und ging in Micas Rücken in Deckung.Ein so großes Feuer machte jeder Raubkatze Angst. Gleichzeitig senkten Juvenal und Berenike die Köpfe.
    „Geh deinen Weg in Frieden“, murmelte sie andächtig.
    „Luna, nehme ihn auf in deinen Hort“, sagte er.
    Mica verzog die Lippen. Wer wäre jemals auf den Gedanken verfallen, dass seine hochfahrende Schwester vor einer brennenden Scheune den Nacken beugte und einen Rudelwolf betrauerte? Anscheinend wollte sie jetzt in stiller Andacht verharren, bis das Feuer zu Asche heruntergebrannt und diese ausgekühlt war.
    „Wir sollten gehen, ehe die ersten Sterblichen kommen und uns entdecken.“
    Juvenal nickte und bot Berenike den Arm. Sie schob ihre Hand hinein. Die beiden schritten langsam an dem hohen Feuer vorüber. Wabernde Hitze schloss sich um sie und ließ ihre Haare aufwehen. Ein wahrhaft teuflisches Paar. Falls sie jedoch diese Gemächlichkeit beibehielten, würden sie niemals beizeiten in Medmenham ankommen. Er überholte sie und fand in Grishan einen freudigen Begleiter, der sich seinen langen Schritten anpasste. Immer wieder blickte er über die Schulter zurück.
    „Sancho wäre über dieses große Feuer begeistert gewesen. Bestimmt hätte es ihn erfreut. Das war wirklich und wahrhaftig ein beeindruckendes Final, Mica“, stieß Grishan enthusiastisch aus.
    Mica hob nachsichtig die Mundwinkel. Sein Lächeln verzerrte seine Züge nicht länger zu einer abstoßenden Fratze. Es war so bestrickend wie stets und ließ sein Gesicht aufstrahlen. Der Goldene war gestürzt und wieder aufgestiegen. Fast kam es einer Auferstehung gleich, und wem, wenn nicht einem Gott, war das möglich? Seine Selbstzweifel waren vergessen. Er lebte eine Lüge, aber diese Lüge war derart grandios, dass sie von Bestand sein würde. So ewig wie er selbst.
    „Grishan, das wahre Final steht uns noch bevor. In Medmenham.“
    „Dann auf nach Medmenham!“ Grishan schlug die Faust in die Hand, drehte sich um und rief es Berenike und Juvenal laut johlend zu, um sie zur Eile anzutreiben. „Hört Ihr! Auf nach Medmenham!“
    Der Ruf hatte Erfolg, wo eine Ermahnung versagt hätte. Berenike und Juvenal verfielen in Laufschritt und holten Mica und Grishan ein. Seite an Seite liefen sie durch die Nacht und jeder Schritt brachte sie Medmenham näher.

    Aus dem lockeren Erdreich stieg der lebendige Odem einsetzender Fruchtbarkeit. Obwohl es ein trockener Tag gewesen war, stieg mit dem Abend Nebel von der Themse auf. Doch die Schwaden blieben tief am Boden und bargen keine Gefahr. Zwischen ihnen funkelten nächtliche Tautropfen auf den Grashalmen. Ein breiter Streifen Grün trennte die Abtei von Medmenham von der Themse. So nah am Ufer erbaut, dass sich das Buntglas der gotischen Fenster in Farbklecksen auf dem Wasser spiegelte. Am anderen Ufer hatten sie sich unter dem ausladenden Laubwerk einer Trauerweide verborgen. Der gluckernde Fluss und das Frühlingserwachen der Natur kündeten von einer friedvollen Nacht, wären da nicht die hell erleuchteten Fenster der Abtei gewesen, hinter denen Branwyn seine Intrige auf ihren Höhepunkt zuführte. Ihr Ausgang würde völlig anders sein, als es von ihm geplant worden war.
    „Er ist ahnungslos“, raunte Mica Juvenal zu.
    So unglaublich es war, schien der schottische Vampir tatsächlich fest überzeugt, dass der Spiegel der Sonne in seinem Besitz geblieben war, sonst wäre die Abtei in dieser Nacht verlassen und ihre Fenster dunkel geblieben. Noch war alles ruhig und sie hatten Muße gehabt, sich ein Versteck zu suchen, das ihnen und ihrem Boot Platz bot. Vorsichtig schob Juvenal das silbrig grüne Laubwerk auseinander. Vor ihm erstreckte sich die Themse, und dahinter die von Tautropfen glitzernde Rasenfläche. Die Abtei war ein verwittertes Gebäude mit einem gebrochenen Turm, die alten Steine über und über von Wildem Wein überwachsen. Ein Weg führte darauf zu. Es gab keinen Hinweis, dass dieser in den vergangenen Stunden betreten worden war. Juvenal ließ von den biegsamen Ästen ab und sank auf die Fersen zurück.
    Der Boden unter der Weide war trocken und weich. Beinahe hätte er sich hier wohlfühlen können, verborgen vor den Blicken anderer und umgeben

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