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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Rückhalt eines Rudels zum Kampf zu fordern. Die Spitze des Eisens kratzte ungut über die Holzdielen. Aus dem Stand katapultierte sich Branwyn in die Höhe und nach vorn. Sein Sprung hätte ihn direkt vor Juvenal geführt, ehe dieser zuschlagen konnte. Berenike vereitelte seinen Angriff, indem sie seinen Fußknöchel packte und mit aller Kraft daran zog. Anstatt dem Werwolf ins Gesicht zu springen, schlug Branwyn krachend auf den Dielen auf. Der Boden erzitterte. Gleichzeitig durchschnitt das Eisen die Luft und sauste auf seinen Kopf zu. Branwyn rollte sich zur Seite und sprang auf. Der Fehlschlag spaltete ein Dielenbrett.
    „Zur Hölle mit dir, Berenike! Wenn ich dir den Vortritt lassen soll, musst du es nur sagen.“
    Fassungslos wich sie an die Wand zurück. Vor einem Feind, in diesem Fall war das Juvenal, schloss sich das alte Volk zusammen. Stattdessen hatte sie Branwyn ins Hintertreffen gebracht. Natürlich war dies nur ein kleiner Vorteil für Juvenal und konnte nicht von Dauer sein. Schlag auf Schlag zischte die Eisenstange durch die Luft. Der Werwolf jagte Branwyn mit kraftvoll geführten Hieben durch den Speicher. Doch die meisten Schläge gingen daneben. Eine Stuhllehne brach, das Geschirr auf dem Tisch ging zu Bruch, aber es fehlte das Rudel, das Branwyn in eine Ecke drängen konnte. Auf Juvenals Stirn perlte Schweiß, während die beiden Kontrahenten immer neue Runden um die lange Tafel drehten. Er kam so nah an ihr vorüber, dass sie seinen Farngeruch riechen konnte. Intensiver denn zuvor.
    „Flieht, Miss Hunter! Ich halte ihn auf.“
    Was? Hatte er noch immer nicht begriffen, was sie war? Neugierde ließ Berenike an der Wand verharren. Juvenal hatte lediglich zwei Treffer gelandet, gleichwohl hielt er Branwyn auf Distanz und scheuchte ihn ohne Unterlass herum. Branwyn gelang es, den Tisch zwischen sich und Juvenal zu bringen. Beide rangen um Atem.
    „Du bist in der Unterzahl, Köter. Heute Nacht wirst du sterben.“
    „Ich sehe nur dich und habe schon andere deiner Sorte überlebt.“
    „Dann musst du blind sein.“ Branwyn machte eine einladende Geste. „Er gehört dir, dunkles Täubchen. Bring es zu Ende. Ein Alphawolf ist ein dir würdiges Brautgeschenk.“
    Jetzt konnte sie ihren Mordplan zum Erfolg führen und einen Garou umbringen. Branwyn würde ihr dabei helfen. Dennoch blieb Berenike reglos stehen. Zum einen keuchte der Vampir so laut, dass er das Angebot vermutlich nur machte, weil er seinen Kräften nicht mehr traute. Zum anderen war sie nicht seine Braut und wollte es auch niemals werden.
    „Was ist los mit dir, Berenike?“, keifte Branwyn.
    Sie wusste es selbst nicht genau und musterte Juvenal. Gelbe Stromlinien flossen im Braun seiner Augen. Ingrimm vertiefte die Kerben in seinen Mundwinkeln und ließen sie weiß aus seiner gebräunten Haut hervortreten. In seinem Kiefer zuckte ein Muskel. So wie er aussah, brauchte er kein Rudel, um mit einem Vampir fertig zu werden. Sie sollte seinen Ratschlag beherzigen und verschwinden.
    Bewegung kam in Juvenal. Er setzte über den Tisch und schwang das Eisen in einem weiten Bogen. Kurz verzerrte sich Branwyns Gesicht zu einer Fratze, dann warf er sich mit dem Mut der Verzweiflung in den Schlag und fing ihn ab. Es gelang ihm, die Eisenstange zu packen, ehe er getroffen wurde. Da Juvenal das andere Ende hielt, wurde er über die gesamte Länge der Tafel gezogen. Gläser und Teller wurden beiseitegefegt und zerschellten am Boden. Die Kerzen kullerten dazu und erloschen. Plötzlich war es stockdunkel. Branwyn stieß einen bestialischen Schrei aus. Mit einem Donnerhall krachte etwas in eine Wand, gefolgt von einem Klirren. Als Berenikes Augen sich an die Dunkelheit angepasst hatten, kauerte Juvenal an der Wand. Das Eisen war seinen Fingern entglitten und lag außerhalb seiner Reichweite.
    Sie hätte fliehen sollen. Dies war nicht nur das Ende des berüchtigten Juvenal de Garou, sondern auch der Freiheit einer Lamia. Einem Impuls folgend stieß Berenike sich von der Wand ab, hob die Eisenstange auf und richtete sie gegen Branwyn.Lichtkegel flammten auf, als ihr Wille die Kerzen am Boden anzündete.
    „Was glaubst du, was du da machst?“, fauchte Branwyn sie an.
    Über diese Frage würde sie später nachdenken. Juvenal zog die Beine unter sich und schob sich an der Wand nach oben. Unverwandt sah er sie an. Sie musste die Situation für sich entscheiden. Was hätte Selene getan? Dreifach verdammt! Selene wäre weder in diesen Schlamassel geraten

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