Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
noch brauchte sie eine Eisenstange, um sich eines Übergriffs zu erwehren.
    „Wenn du ihn totschlagen willst, nur zu“, sagte Branwyn.
    „Bei der geringsten Bewegung schlage ich euch beide tot!“
    Es war eine lächerliche Drohung. Stechender Kopfschmerz drückte gegen ihre Augäpfel. Dieser verfluchte Drang, sich jeder Gefahr zu stellen, anstatt sich in Sicherheit zu bringen, würde noch ihr Erlöschen zur Folge haben. Sie sollte schleunigst lernen, sich mit den veränderten Umständen in ihrem Dasein abzufinden, wollte sie es weiterführen. Absolut nichts hatte sie unter Kontrolle gebracht.
    „Schlag. Ihn. Tot!“, brüllte Branwyn. „Meine Geduld mit dir ist …“
    Ein Tropfen fiel auf seine Wange. Ein dicker Wassertropfen aus der Decke. Branwyn wischte ihn fort, betrachtete seine feuchten Finger und sprang zurück. Helles Entsetzen ließ seine Blässe durchscheinend werden wie Glas.
    „Sie ist hier!“, stieß er aus.
    Zwei weitere Tropfen zerplatzten vor seinen Füßen. Mit gebleckten Zähnen und glasigen Augen stierte er darauf. Tropfen um Tropfen fiel herab. Branwyn wich vor der kleinen Pfütze zurück und knurrte. Das helle Blau seiner Augen wurde von den geweiteten Pupillen ausgelöscht. Seine Panik grenzte an Todesangst. Berenike ließ das Eisen sinken und sah zur Decke auf. Es war lediglich ein kleines Loch im Dach, durch das Wasser vom letzten Regen eindrang. In dieser Stadt regnete es nahezu in einem fort. Wovor fürchtete er sich?
    „Branwyn“, zischte sie ihm zu.
    Er überhörte es, wirbelte herum und raste durch den Speicher auf die schmale Stiege zu. Seine schnellen Schritte, unverhältnismäßig laut für einen Vampir, verklangen. Verdammt noch eins. Wegen eines löchrigen Daches stand sie allein dem gefährlichsten Krieger der Werwolfsippen gegenüber. Immerhin einen Gegner war sie losgeworden. Wenn sie sich klug verhielt, würde sie auch den anderen schaffen. Juvenal war zu ihrer Rettung geeilt und würde sie gewiss nicht zugleich umbringen. Darauf baute sie, als sie die Stange auf den Tisch legte und die Finger spreizte, wobei sie ihm die Handflächen zuwandte. Aus schmalen Augen nahm er die Geste der Beschwichtigung zur Kenntnis, löste sich von der Wand und pirschte auf sie zu. Bevor ihre Knie nachgeben konnten, sank sie in den Stuhl mit der geborstenen Rückenlehne.
    „Wer bist du?“, fragte er tonlos.

4
    J
uvenal sammelte die brennenden Kerzen vom Boden auf, ehe die morschen Dielen Feuer fangen konnten und steckte sie in die Leuchter. Obwohl er Berenike mehrmals den Rücken zukehrte, unternahm sie keinen Versuch, ihn mit der Eisenstange hinterrücks zu überfallen. Beinahe hatte er den Eindruck, als hätte sein unergiebiger Kampf gegen Branwyn sie stärker mitgenommen als ihn. Sein Blut schäumte noch immer schneller als üblich durch seinen Körper.
    Die Frage, wer sie war, konnte er sich selbst beantworten. Ihr altertümlicher Name und das sich in ihren Augen reflektierende Kerzenlicht verrieten ein Geschöpf der Nacht und eine Jägerin. Gleichwohl verhielt sie sich unerwartet friedfertig für eine Lamia. Seines Wissens saßen diese Mörderinnen nicht tatenlos herum, wenn ein Werwolf in ihrer Nähe war. Insbesondere, wenn ein Sieg über ihn nahrhaftes Blut in Aussicht stellte.
    Nachdem der letzte Wassertropfen aus der Decke in die Pfütze gefallen war, begann die Stille im Speicher zu dröhnen. Juvenal gab sein Grübeln auf, zog den Silberdolch aus seiner Rocktasche und hieb ihn mit der Spitze in den Tisch. Der laute Knall ließ sie zusammenzucken. „Du wolltest mich damit töten.“
    Resignation schien ihre schmalen Schultern niederzudrücken. Sie waren nackt, und der warme Lichtschein verlieh ihrer Haut einen seidig bronzenen Schimmer.
    „Ich habe Branwyn davon abgehalten, dich umzubringen“, erinnerte sie ihn.
    Sollte sie Dank erhoffen, konnte sie lange warten. Er gab ein ungehaltenes Brummen von sich. Ihre Antwort stellte ihn ebenso wenig zufrieden wie seine Unschlüssigkeit. Das Auslöschen einer Lamia war schwer zu bewerkstelligen und die Krönung eines jeden Kriegerlebens. Falls sie zu ihnen gehörte, wusste sie davon. Trotzdem blieb sie ruhig sitzen und vermied jede Bewegung, die seine Aggression schüren könnte. Er trat vor sie, nestelte in seiner anderen Rocktasche und warf den verlorengegangenen Schuh in ihren Schoß. Irritiert blinzelte sie hinab und schob ihn nach kurzem Zaudern auf ihren Fuß. Als sie sich vorbeugte, wölbten sich ihre Brüste aus dem

Weitere Kostenlose Bücher