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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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schäumend. Als wäre er ein Mann mit Humor. Was natürlich nicht sein konnte.
    „Das kann man wohl mit Fug und Recht behaupten“, meinte er.
    Sie hatte einen Werwolf gerettet und auf der Flucht seine Hand gehalten. Geradezu festgeklammert hatte sie sich an seinen Fingern. Unfassbar! Sie ertappte sich bei einem Lächeln und presste flugs die Lippen aufeinander.
    „Was ist mit meinem Schwert?“
    „Ich habe es beiseitegelegt, als ich dich zurückzog und dann … vergessen.“
    Umkehren und sich dem Grauen noch einmal stellen, war ausgeschlossen. Sie lehnte den Hinterkopf an die Hausmauer und spähte unter ihren Wimpern zu ihm. Durch den nassen Batist seines Hemdes schimmerte gebräunte Haut. Der Stoff spannte sich über straffe Muskeln. Irgendwie sehr appetitlich. Sie leckte über ihre Unterlippe.
    „Auch du hast mich gerettet. Damit sind wir quitt“, sagte sie.
    „Das war ich dir wohl schuldig.“ Mit einem Schmunzeln stieß er sich von der Wand ab. „Komm.“
    „Wohin? Ich kehre nicht zurück nach Kensington.“
    „Dann gehen wir woanders hin. Unsere Kleider müssen trocknen.“
    Sie blinzelte zu ihm auf. Wir? Etwa er und sie gemeinsam? Das Abenteuer war ausgestanden, es gab keinen Grund, beisammenzubleiben. Plötzlich befangen drückte sie die Knie durch und richtete sich auf.
    „Weißt du, ich denke, ich sollte …“
    Donner hob über ihren Köpfen an und rollte über die Dächer. Über ihnen waren die Sterne und der Mond hinter einer Wolkendecke aus tiefem Schwarz verschwunden. Erste, dicke Regentropfen zerplatzten auf der Gasse. Fenster und Läden schlugen zu. Am Eingang in die Gasse hasteten Passanten vorüber, suchten Schutz vor dem aufziehenden Unwetter.
    „Ein Gewitter. Ausgerechnet“, murmelte sie.
    „Da wir bereits nass sind, kann es kaum schlimmer …“
    Juvenal stockte. Wieder reichte ein Blickwechsel aus, um zu wissen, woran sie beide dachten. Aus der kleinsten Pfütze konnte ein tödlicher Feind entstehen und angreifen. Die sich leerenden Straßen wurden mehr und mehr zu einer Gefahr. Ein Blitz leuchtete auf, gefolgt vom Krachen eines tiefen Donnerschlages, der die Schleusen des Himmels öffnete. Ein Vorhang aus Regen wehte schräg in die Gasse hinein.
    „Wir müssen unter Leute. Je mehr es sind, desto besser. Ich kenne einen Ort, an dem die ganze Nacht Trubel herrscht. Esist nicht weit.“
    Berenike folgte ihm aus der Gasse. Das Gluckern der Gosse war laut und erinnerte an das Murmeln einer Stimme. Alles war besser, als allein durch London zu laufen, sogar die Gesellschaft eines Werwolfs. Außerdem hatte er ihr beigestanden. Sie warf einen Blick auf seine Hand. Gebräunte, kräftige Finger. Sie hatte die Schwielen in seiner Handfläche gespürt. Natürlich war es absolut unangebracht, noch einmal nach seiner Hand zu greifen, gar die Finger mit seinen zu verschränken. Ihr Bedürfnis danach war ein weiteres Anzeichen gravierender Veränderungen. Es fehlte noch, Sympathie für einen Alphawolf zu entwickeln. Sie mochte verrückt sein, doch so verrückt, um sich nach seiner Nähe zu sehnen, war sie nun auch wieder nicht. Oder?

    Narbengesicht wollte ihnen den Eintritt verwehren, doch Lilly Prescott war zugegen und erinnerte sich noch sehr gut an den großzügigen Kunden, der vor zwei Jahrzehnten bei ihr eingekehrt war. Zudem war Lilly schon zu lange im Geschäft, um sich von der armseligen Bekleidung ihrer Gäste oder den Wasserlachen auf ihrem roten Teppich irritieren zu lassen.
    „Ah, das sollte gewiss eine lustige Scharade werden. Der Regen hat Euch wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht“, stellte sie munter fest und führte sie auf eines ihrer Zimmer.
    Zuvor hatte Juvenal einen Wechsel unterzeichnet, bei dessen Summe ihm die Spucke wegblieb. Damit beglich er das Zimmer, den Wasserschaden am Teppich sowie den Umstand, dass er eine Fremde mitbrachte, anstatt sein Vergnügen bei den zauberhaften Nymphen zu suchen. Eine Karaffe mit Port und eine Flasche Rheinwein waren im Preis inbegriffen. Den Port hatte er dringend nötig, um den Sinneseindrücken standzuhalten, die das Zimmer aufbot. Das Bett reichte über die gesamte Breite des Raumes. Gegenüber war eine bemalte Wand, deren aufreizende Bilder die Freier auf den weichen Kissen und Decken in die Tat umsetzen konnten. Für einen Stuhl war kein Platz geblieben, sodass er am Fußende des Bettes saß und trank.
    Es war bereits sein drittes Gas, und Berenike schritt noch immer die Wand ab und studierte ohne erkennbares Schamgefühl

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