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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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die aufgemalten Spielarten des Liebesaktes. Im Gegensatz zu ihm hatte sie Lillys Angebot angenommen und ihr nasses Kleid gegen einen Morgenmantel aus flaschengrünem Samt eingetauscht. Als sie von der Wand zurücktrat, blitzte eine nackte Wade zwischen den Samtfalten auf.
    „Das sind überaus plastische Gemälde“, stellte sie sachlich fest und setzte sich zu ihm. „Mir ist entgangen, wie weit die Fantasien der Sterblichen reichen. Eine Frau begattet von einer Schlange. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schlangen das mögen. Unglaublich!“
    Juvenal brummte in sein Glas. Weder wollte er besagte Frau noch die Schlange zwischen ihren gespreizten Schenkeln einer näheren Betrachtung unterziehen. Absolut nichts von dem, was in kräftigen Farben auf die Wand gepinselt war, wollte er sehen. Für seine Gemütsverfassung war es zu viel an nacktem Fleisch. Berenike nippte an ihrem Wein.
    „Machen die Sterblichen in diesem Haus alles, was hier gezeigt wird? Zwei Männer auf einen Schlag und so?“, fragte sie wissbegierig.
    „Wenn der Preis stimmt, machen sie es vermutlich“, brummte er übellaunig.
    Er hatte kein Geld bei sich, könnte jedoch einen zweiten Wechsel unterschreiben und mit einer der Nymphen die Nacht verbringen. Obwohl er in Todesgefahr geschwebt hatte und eine Flut aus Eiswasser über ihn hereingebrochen war, ebbte das Flackern in seinem Unterleib nicht ab. Es lag an diesen Bildern, aber mehr noch an Berenike im Morgenmantel. Er sollte umgehend Abhilfe schaffen. Sie sprach in seine Gedanken hinein.
    „Meine Mutter erzählte oft von den alten Zeiten. Eines Tages, so versprach sie mir, würden sie zurückkehren. Bevor die Larvae mich erwischten, glaubte ich fest daran, eine Göttin unter den Herden zu werden.“ Ein schwerer Seufzer hob ihre Brust. „Stattdessen ende ich wohl eher in einem Haus wie diesem. Oder ich muss mit Diebstahl mein Dasein finanzieren.“
    Er bedachte sie mit einem knappen Seitenblick. Wer die von ihr erwähnten Larvae waren, wusste er nicht, und so wie sie aussah, waren Fragen danach unerwünscht. Fest stand, dass Berenike einer glänzenden Zukunft entgegensah, ob nun als Diebin oder Kurtisane. Für das eine besaß sie das angeborene Talent einer Räuberin. Für das andere war ihr ein Aussehen gegeben, das etliche Männer in den Ruin treiben konnte. Er füllte seinen Mund mit Port. Da saß er mit einer Lamia in einem Bordell und hörte sich ihre kruden Zukunftspläne an. Dabei hätte sie keine Zukunft haben dürfen. Nach dem Gesetz der Werwölfe hätte er sie auslöschen müssen, anstatt sie vor einem Wasserdämon in Sicherheit zu bringen. Natürlich fand sich in den Chroniken nichts über Sonderfälle, in denen Lamia kein Gift besaßen und zur Rettung eines Werwolfs eilten. In ihm sträubte sich alles dagegen, jemanden umzubringen, der für ihn eingesprungen war. Sie war anders und konnte nicht mit demselben Maß gemessen werden.
    „Immerhin hat dein Morden künftig ein Ende.“
    Es war ein Fehler, sich ihr zuzuwenden. Der Samt umschmeichelte ihre schlanke Gestalt und machte bewusst, dass sich darunter nackte Haut befand. Das Ziehen in seinem Unterleib wurde stärker. Ihre Fänge blitzten auf. Kleine scharfe Spitzen, die einst die Schlagadern ihrer Quellen perforiert hatten. Es war Vergangenheit.
    „Du siehst nur eine Seite und verleugnest die andere, Juvenal“, sagte sie und kämmte sich mit den Fingern durch ihr offenes, noch feuchtes Haar. „Meine Quellen wählte ich unter den Sündern Roms. Vielmehr wurden sie von meiner Mutter ausgewählt. Die Stadt beherbergt viele Heißsporne. Sie münzen ein Scherzwort in eine Beleidigung um, sammeln ihre Freunde und legen dem vermeintlichen Rivalen einen Hinterhalt. Meuchelmorde geschehen in Rom nahezu jede Nacht. Am nächsten Morgen werden die Leichen aus dem Tiber gefischt. Somit ist das, was du Mord nennst, eher ausgleichende Gerechtigkeit.“
    „Und wer hat dich dazu bestimmt, diese Gerechtigkeit zu üben und über Leben und Tod zu entscheiden?“
    „Es gab auch andere. Söldner, die marodierend herumzogen und Kriege für ihre Grausamkeiten nutzten. Wer gab ihnen das Recht dazu? Im Gegensatz zu ihren Opfern erlebten die meinen einen glücklichen Tod.“
    So genau wollte er über ihre Opfer nicht Bescheid wissen. Marodierende Soldaten. Hatte sie auch mit ihnen und einigen Federn gespielt, während sie ihr Blut nahm? In seinen Lenden pochte es. Entsprechend gereizt fuhr er sie an.
    „Das sind Ausflüchte, Berenike.“
    Unmut

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