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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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und ihnen Nachkommen zu gebären, als mich Mica zu beugen. Das kannst du ihm auch ausrichten.“
    Ohne ihm die Zeit zu einer Erwiderung zu lassen, nahm sie die Treppe nach oben. Auf der Straße vor dem Haus ratterte eine Kutsche über das Pflaster, doch ihm kam es vor, als würden die großen Räder über ihn hinwegrollen. Was sollte dieses Gerede über Vampire und Nachkommen? Hatte Branwyn sie deshalb entführt? Andere würden Branwyn nacheifern, und dies bedeutete … Jäh wurde die gestohlene Kleidung noch enger und das Hemd schnürte seinen Brustkorb ein.
    An der Frau, die die Stufen hinaufging, war nichts mehr frivol. Ihr schmaler, gerader Rücken weckte Erinnerungen an Alba und den Tag, als er mit einer geladenen Pistole vor ihr gestanden und die Mündung an ihre Stirn gedrückt hatte. Menschliche Augen waren es gewesen, in deren dunklem Blau die Erkenntnis stand, dass sie sterben musste, damit ihr Blutrausch ein Ende fand. Aus Berenikes Worten glaubte er, Sorscha herauszuhören. Sie hatte sich einfach zu Bett gelegt und das Atmen eingestellt. Bereit, zu gehen. Und sogar ein Funke seiner selbst sprühte in Berenike auf, während sein Leben zersprang und er es neu zusammensetzen musste. Wohl wissend, dass es nie wieder so sein würde wie zuvor.
    „Ich warte hier auf dich“, rief er ihr zu.
    Mit der Hand auf der Brüstung drehte sie sich um und sah auf ihn herab. „Dann hüte dich vor dem Wasser. Sobald es sich bewegt, solltest du rennen, so schnell du kannst.“
    Erst nachdem er genickt hatte, nahm sie die letzten Stufen nach oben. Er blickte ihr nach, bis sie in einen dunklen Gang glitt und verschwand.

    Sobald Berenike sich unbeobachtet wusste, raffte sie den Rock und rannte auf Zehenspitzen in ihr ehemaliges Zimmer. Ihre Kaltblütigkeit und Ruhe waren aufgesetzt. Tatsächlich lagen ihre Nerven blank und drohten jeden Augenblick zu reißen. Dieses Ungeheuer aus Wasser war noch im Haus und konnte jederzeit zuschlagen. Während sie die Silberpfeile und die Armbrust im Schrankkoffer verstaute, blickte sie immer wieder in den dunklen Gang hinaus. So merkwürdig es war, es erfüllte sie mit einer gewissen Erleichterung, Juvenal im unteren Geschoss zu wissen. Ausgerechnet er, den sie vor Kurzem noch hatte umbringen wollen, bot ihr nun Sicherheit.
    In fliegender Hast stopfte sie ihre Kleider in den Koffer. Feuchtigkeit hatte die Stoffe klamm werden lassen. Zuletzt legte sie die Schmuckschatullen und Geldbörsen dazu. Damit konnte sie ein neues Leben beginnen. Das Katana legte sie auf den geschlossenen Koffer und schob ihn in den Gang. Das Holz der kleinen Räder war aufgequollen. Je schneller sie ging, desto lauter quietschte es. Mehrmals hielt sie inne, aus Furcht, die Kreatur mit den Geräuschen anzulocken. Als sie beim nächsten kurzen Halt eine Stimme aus dem Vestibül hörte, wurde ihr Mund schlagartig trocken. Flucht war ihr erster Impuls. Am anderen Ende des Ganges führte eine Dienstbotentreppe aus dem Haus, sodass sie es ungesehen verlassen konnte. Anderseits war ihre Erziehung zu stark verankert, um diesem Anflug von Feigheit nachzugeben. Sie nahm das Schwert auf, zog es aus der Scheide und ließ den Koffer zurück. Geduckt schlich sie an der Treppenbalustrade entlang. Durch die Holzstreben überblickte sie das Vestibül, ohne gesehen zu werden. Direkt unter ihr stand Juvenal. Ihm gegenüber, in einem Abstand, ein anderer Mann mit hellem Haar. Er besaß die scharf geschnittenen Züge der Garou.
    „Sie hat es getan, Vater. Die Lamia lockte mich in eine Falle. Du musst Gerechtigkeit üben. Töte sie für mich.“
    Berenike umfasste die Holzstreben und unterdrückte einen Fluch. Diese verdammte Kreatur wühlte in den Erinnerungen anderer, um ihre Gestalt zu wandeln und Schrecken zu verbreiten. Oder Lügen. Glaubte Juvenal an die Gegenwart seinestoten Sohnes in diesem Haus? Jedenfalls schien der Anblick ihn zu lähmen, sonst hätte er ihren Rat befolgt und sofort die Flucht ergriffen, anstatt sich auf ein Gespräch einzulassen.
    „Wie war es ihr möglich, dich zu töten, Gil?“, fragte er. Seiner Stimme fehlte jede Modulation.
    „Du kennst die tödlichen Folgen ihrer Fänge, Vater.“
    Soeben hatte sich das Geschöpf verraten. Falls Juvenal bisher an eine Erscheinung geglaubt hatte, wusste er es nun besser. Ein gequälter Laut entrang sich seiner Kehle. Er wich zurück, sodass Berenike ihn nicht mehr sehen konnte.
    „Du bist nicht mein Sohn. So sehr ich es wünsche, du bist es nicht.“
    Die Kreatur

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