Der galaktische Kontakt
daß Jungfrau ein sehr passendes Wort für Polly Ming war. Und als er sie in ihrer schwebenden Landefähre unter den Palmen sah, kam sie ihm noch strahlender und untadeliger als eine menschliche Jungfrau vor. Sie öffnete ihm das Verdeck.
»Viva!« rief Chino, als er in das Cockpit kletterte. »Viva el macho! Viva el hijo del Contactor.«
Polly begrüßte ihn charmant mit einer mehr als menschlichen Pose.
»Du bist nun ein Held. Die Geburtsstunde der transgalaktischen Kultur ist ein erhabener Moment für dein Volk.« Irgendwie erinnerte die Geschmeidigkeit ihrer Worte daran, daß der Moment für sie eher gewöhnlich war. »Für deinen Planeten ist dies der Beginn einer neuen Epoche. Die Zeit des ruhigen und langsamen Wachstums ist vorbei. Die Erde wird wiedergeboren werden in einer größeren Welt mit besseren Errungenschaften, aber auch mit schmerzlichen Niederlagen.«
Die Palmen verschwammen flimmernd, als sie einen Knopf auf der Instrumententafel drückte. Der fahle Morgen wich dichter Dunkelheit.
»Es ist unlogisch!« platzte Adam heraus. »Und widersinnig. Wie kannst du mich losschicken, um eine neue Kultur zu errichten, über die ich gar nichts weiß?«
»Wir hatten es auch nicht so geplant gehabt.« Er sah in dem grünlichen Licht des Kontrollpults, wie sie ruhig und nüchtern mit den Schultern zuckte. »Euer Kontakt-Team konnte viele Jahre durch die Galaxis reisen und wurde speziell informiert und ausgebildet. Aber dein Vater ist tot, und Tom Jett ist gegen uns. Du mußt das Beste daraus machen.«
Ihr betäubendes Parfüm erfüllte das kleine Cockpit. »Die Maschine selbst ist ein Vorratslager kultureller Errungenschaften. Die Bedingungen des Clubs verlangen, daß sie von einem menschlichen Wesen befehligt wird. Du bist nur für die allgemeinen Entscheidungen zuständig. Wenn die Räder ins Rollen gekommen sind, kann die Maschine alles allein weiterführen.«
Er saß von ihr abgerückt und versuchte, ihrer unwiderstehlichen Anmut zu entgehen.
»Den Anfang wirst du in Westmark machen, deiner Heimatstadt. Wenn du dort die neue Kultur gegen die Monks und Man First errichten kannst, wird es an anderen Stellen keine Schwierigkeiten mehr geben.«
Die eiförmige Kontakt-Maschine schwebte dicht über der aufgewühlten See, als sie sie erreichten. Die riesige Kuppel bestand aus einem golden glänzenden Metall. Die Sonne stand noch niedrig zwischen dahingleitenden Wolken, als Adam die Maschine erblickte. Nach seiner Schätzung mußten sie etwa zweitausend Meilen ostwärts geflogen sein und waren jetzt irgendwo über dem Atlantik.
Eine breite Rampe klappte aus der Maschine und bildete dicht über den aufpeitschenden Wellen eine Landeplattform. Solomon Smith kam darauf angelaufen. Er sah aus wie eine Puppe in seinem fleckigen Overall, und Adam erkannte daran die ungeheuren Ausmaße der Kuppel. Polly setzte das Fahrzeug neben ihm ab.
»Nur Mut, Adam!« Sie blickte ihn mit ihrem elfenhaften Gesicht an, die Augen halb geschlossen, und er küßte sie gegen seinen Willen. »Wenn du Fragen hast, wende dich an die Maschine.«
Das durchsichtige Verdeck öffnete sich, und er kletterte unsicher hinab auf die Plattform. Smith schwang sich in das Cockpit zu Polly, die ihn mit einem warmen Kuß begrüßte. Adam fühlte sich plötzlich verletzt und verlassen.
»Und nun?« fragte er aufgebracht. »Was mache ich jetzt?«
»Teufel«, grinste Smith ihn an. »Frag die Maschine!« Dann schloß er das Cockpit. Polly kuschelte sich so selbstverständlich an ihn, als ob er zu dem transgalaktischen Team gehören würde. Sie winkten Adam freundlich zu. Ihr kleines Fahrzeug summte schwach, verschwamm und verschwand.
Adam mußte sich gegen eine plötzliche Windbö stemmen, als er allein auf der Plattform stand. Er torkelte gegen das Ende der Rampe.
Kalte Panik griff nach ihm. Die Ereignisse hatten ihn zu schnell hin und her gestoßen. Das Bild des reißenden Sturzbachs mit einem schnell näher kommenden Wasserfall drängte sich ihm auf. Krampfhaft suchte er nach einem Ausweg, aber alles, was er sah, waren die weißen Schaumkronen des Meeres, die gleitenden Wolken und die goldene Krümmung der Kontakt-Maschine.
Willkommen, Adam Cave.
Die Stimme kam aus der geheimnisvollen Kuppel hinter ihm. Sie drang ruhig in seinen Kopf, als ob kein anderes Geräusch sie daran hindern könnte. Sie klang zu exakt und spiegelte doch etwas von Polly Mings Tonfall wider, als ob die Maschine von ihr die Sprache erlernt hätte.
Willkommen in der
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