Der Gamma-Stoff
die beiden wieder hinüber«, sagte er zu dem Polizisten.
»Einen Moment mal«, protestierte Flowers. »Lassen Sie uns nicht frei?«
»Wie kommen Sie auf die Idee?« lachte Bone. »Ich habe gern einen Arzt um mich. Das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.«
Flowers fügte sich seufzend in das Unvermeidliche.
»Ich kann leider nichts dagegen tun.« Er bückte sich, um die Tasche aufzuheben, und bemerkte den Ausdruck der Enttäuschung in Leahs Gesicht. Seine Hand glitt an Bones Hals vorbei.
»Hier«, sagte Flowers zu dem argwöhnisch zusehenden Polizeibeamten, »das werden Sie wohl behalten wollen.« Der Polizist trat vor, um die Tasche zu nehmen, und machte zwei Schritte zurück, als er die Tasche in der Hand hatte. Mit der Hand, die die Pistole hielt, kratzte er sich den Rücken der anderen Hand. Bone brach hinter Flowers zusammen. Der Polizeibeamte versuchte die Waffe zu heben, aber sie war zu schwer, sie zog ihn nach unten. Im Fallen drehte er sich halb zur Seite.
»Was ist los?« fragte Leah erstaunt. »Was sind das für Geräusche?«
Flowers ergriff ihre Hand und packte mit der anderen die Tasche. »Ich habe Bone mit Ultraschall betäubt, den Polizisten mit einer Injektion von Neo-Curare. Los!«
Als sie durch die Glastüren die Halle erreichten, fragte er sich wieder: Wo ist Coke? Es gab wahrscheinlich Treppen, aber er konnte nicht mit einem blinden Mädchen hinunterlaufen. Er drückte auf den Knopf an der Aufzugtür und wartete in verzweifelter Ungeduld. Leah hielt seine Hand zuversichtlich fest. »Keine Sorge. Sie holen uns schon heraus.«
Kühle Sicherheit überflutete ihn. Er richtete sich auf.
»Was für Medizin haben Sie ihm gegeben?« fragte sie.
Flowers lachte. »Zuckerpillen. Phantasiemedikamente für eine Phantasiekrankheit.«
Als sich die Aufzugtüren öffneten, standen sie vor dem Sergeant. Er starrte sie an, und seine Hand glitt zur Pistole.
Flowers trat unbesorgt auf ihn zu. »Bone hat gesagt, daß man uns freilassen soll.«
»Das sieht Bone nicht ähnlich«, knurrte der Sergeant. Er zog seine Waffe aus dem Halfter. »Sehen wir erst einmal nach.«
Flowers hob die Schultern, ließ Leahs Hand los, damit er die Tasche in die andere Hand nehmen konnte und drehte sich um, so daß die Tasche das Bein des Sergeants streifte. Der Sergeant bürstete sich ab, machte zwei Schritte und brach zusammen.
Als Flowers und Leah den Aufzug im Keller verließen, erlosch das Licht. Coke, dachte Flowers und stöhnte.
»Was ist los?« fragte Leah aufgeregt.
»Die Lichter sind ausgegangen.«
»Ich könnte Ihnen helfen, wenn ich wüßte, was Sie vorhaben.«
»Finden Sie die Ambulanz. Sie muß hier irgendwo sein.«
»Auf diesem Weg muß man mich hereingebracht haben«, meinte Leah nachdenklich. »Ich habe eine Tür zufallen hören, dann kamen ein paar Stufen, wieder eine Tür, nochmals Stufen und dann eine gerade Strecke bis zum Aufzug. Kommen Sie!«
Flowers blieb einen Augenblick stehen und ließ sich dann ins Dunkel ziehen.
»Da sind Stufen«, sagte sie.
Sie stiegen vorsichtig hinunter. Flowers fand die Türklinke und öffnete. Einen Augenblick später gingen sie wieder eine Treppe hinunter.
»Hier herüber«, sagte Leah zuversichtlich. Sekunden später standen sie neben dem Ambulanzwagen, stiegen ein, schalteten das Licht an. Flowers setzte das Fahrzeug in Bewegung. Nicht einmal der Anblick der geschlossenen Garagentür störte ihn. Er fuhr heran so nahe wie möglich, stieg aus, berührte die Tür mit einiger Vorsicht und zerrte am Griff. Sie kippte augenblicklich nach oben. Danach gab es kein Problem mehr.
Flowers fuhr in nördlicher Richtung zur Sixth Street-Autobahn, um einem Hinterhalt auszuweichen und Verfolger abzuschütteln. Auf der Straße konnte er alles abhängen. Nach ein paar Minuten erreichten sie die Südwest-Autostraße. Flowers überließ es dem Roboterchauffeur, die Ambulanz zu steuern, und wandte sich Leah zu. Sie saß auf dem Krankenbett.
»Hören Sie«, begann er, »ich –« Er verstummte.
»Wissen Sie nicht, was Sie mit mir anfangen sollen?« fragte sie leise.
»Tja – ich – Sie haben recht, ich kann Sie hier nicht alleinlassen, und wenn ich Sie nach Hause bringe, läßt Bone Sie vielleicht wieder abholen. Nach den Vorschriften darf man niemand mit in das Zentrum bringen –« Er atmete tief ein. »Zum Teufel mit den Vorschriften. Hören Sie zu! Sie sind eine Patientin. Für – eine Augenoperation, Ersatz einer undurchsichtigen Hornhaut. Sie sind vom
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