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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die alle ein bißchen spinnen, aber dafür können sie auch eine Menge Lärm machen.«
    MacKenzie Hawkins schmunzelte. Seine Zigarre hatte sich inzwischen in eine zerdrückte, klebrige Masse verwandelt.
    Jetzt kniff Sam die Augen zusammen. »Woran denken Sie?«
    »An nichts Besonderes, Junge. Sie haben mich nur gerade an etwas erinnert. Jeder ist tatsächlich sein eigenes Inventar. Die Summe seiner Teile. Vielleicht wartet dort draußen wirklich eine verdammt große Welt, mit ein oder zwei Herausforderungen.«

TEIL II
    Eine Firma in Privatbesitz — eine Gesellschaft also
mit nur wenigen Investoren, gleichgültig, wie groß
die Kapitalausstattung ist — muß in ihrem finan-
ziellen Kern über Männer mit großzügigem Herzen
und aufrechtem Charakter verfügen, über Männer,
die dem Unternehmen mit Hingabe dienen und ihm
eine Zielvorstellung geben können.
     
    Shepherd’s Laws of Economics
Buch CVI, Kapitel 38

7.
    Die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof verlief für alle Betroffenen nach Wunsch. MacKenzie Hawkins war geradezu ein Paradebeispiel für bekehrte, reformierte Feindseligkeit. Er war ein männliches Kätzchen, das seine Rolle vollendet spielte. Bei seiner Ankunft auf dem Travis-Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien stieg er mit stoischer Miene aus dem Flugzeug, sprach klar und verständlich in die Kameras und zu der versammelten Menge, bezauberte die Medien und verhinderte, daß es zu irgendwelchen Aufwallungen von seiten der kreischenden Superpatrioten kam.
    Er verkündete einfach, daß für jeden alten Soldaten – auch für junggebliebene alte Soldaten – einmal die Zeit kam, wo es sich geziemte, beiseitezutreten. Die Zeiten änderten sich, und mit ihnen auch die Wertmaßstäbe. Was vor einem Jahrzehnt als Perfidie gegolten hatte, war heutzutage vielleicht genau die richtige Handlungsweise. Der Soldat, der militärische Geist, war nicht dafür ausgerüstet – sollte auch nicht dazu ausgebildet werden – sich mit großen internationalen Dingen zu befassen. Es genügte, daß der Soldat ein einfacher Krieger in den Legionen seiner Nation ( sic – ibid – in gloria transit) – daß MacKenzie Hawkins den ewigen Wahrheiten, so wie er sie auffaßte, Gefolgschaftstreue bewahrte.
    Das alles war sehr erfrischend.
    Es kam aus dem tiefsten Herzensgrund.
    Und kein Wort davon war wahr.
    Und Mac Hawkins war großartig.
    Es hieß, daß der Mann im Pentagon ihn von einem bequemen Polstersessel aus beobachtete, seinen sechzig Kilo schweren Hund Python auf dem Schoß. Er lachte und klatschte über Pythons Fell in die Hände und stampfte mit den Füßen und kicherte und kam sich großartig vor. Seine Familie gesellte sich zu ihm und lachte, und dann klatschten sie alle mit den Händen und kicherten und stampften mit den Füßen, ganz wie Daddy. Sie wußten nicht genau,
weshalb Daddy so fröhlich war, aber sie hatten schon lange keinen solchen Spaß mehr gehabt, nicht seit damals, als Daddy diesem schrecklichen kleinen Spaniel einen Bauchschuß verpaßt hatte.
    Sam Devereaux betrachtete die Verwandlung von MacKenzie Hawkins vom brüllenden Bären zum passiven Kätzchen voll zweifelnder Ehrfurcht. Der Hawk hatte sich in einen Weichling verwandelt, und was dabei im Grunde fehlte, war das Motiv. Nicht daß Sam das drohende Gefängnis — Mongolei oder Leavenworth — leichthin abgetan hätte. Aber sobald Hawkins einmal dem Schuldspruch zugestimmt hatte, der öffentlichen Entschuldigung, dem Brief und den Gratisfotografien, die ihn zeigten, wie er mit gesenktem Haupt die auf Bewährung ausgesetzte Gefängnisstrafe von hundert Jahren entgegengenommen hatte, hätte er leicht wieder seine militärische Haltung annehmen und sich von Stürmen umbrausen lassen können. Statt dessen ging er ins Extrem, um jegliche Kontroverse zu vermeiden. Es schien, als wäre es wirklich sein Wunsch, dahinzuwelken (ein schrecklicher Ausdruck, dachte Devereaux).
    Natürlich kam es Sam in den Sinn, daß Hawkins’ Verhalten auf das Geschäft zurückzuführen war, das er mit Washington bezüglich der G-2-Akten abgeschlossen hatte
    — Vorschrift 775 — und MacKenzies Zugang zu diesem Material. Wenn dem so war, so hätte der General sich die Mühe sparen können. Drei Abwehrdienste hatten sich die Akten angesehen und nichts darin gefunden, was die nationale Sicherheit hätte gefährden können. Im großen und ganzen bezogen sich die Eintragungen auf uralte Verschwörungen in Saigon, einige alte Spekulationen über Agentennetze in Europa

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