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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufgelösten, auf seiner Zigarre kauenden MacKenzie, der ihn mit zusammengekniffenen Augen durch das Glasfenster einer Gefängniszelle in Peking angestarrt hatte. Und noch weniger dem kurzgeschorenen Hawkins, der die ganze Zeit dastand, als hätte er einen Ladestock verschluckt, und bei jedem Schritt, den er tat, den Eindruck erweckte, als marschierte er zu den Klängen von tausend Pfeifen — gegen kräftigen Wind.
    Da war zunächst einmal der Van-Dyke-Bart. Zugegeben, er war noch neu, aber sehr gepflegt und sorgfältig gestutzt, ebenso wie das Haar. Er ließ es nicht nur wachsen, sondern es war offensichtlich von der Hand eines Fachmanns gestylt und lag jetzt in grauen Wellen über den Ohren. Sehr, sehr distinguiert. Und die Augen — nun, die Augen konnte man eigentlich nicht sehen, weil sie von leicht gefärbten Brillengläsern in einer Schildpattfassung verdeckt waren. Es war eine ganz leichte Färbung, die eher akademisch oder diplomatisch als geheimnisvoll wirkte.
    Und wie der Mann ging! Du großer Gott! Hawkins’ militärische Ladestockhaltung hatte sich in eine geschmackvolle, sogar verdammt elegante Grazie verwandelt. Seine ganze Attitüde hatte etwas Weiches an sich, etwas beiläufig Gleitendes, das mehr nach Palm Beach als nach Fort Benning paßte.
    »Sie haben mich beobachtet«, sagte der Hawk, während er sich in die Nische schob. »Nicht schlecht, wie, Junge? Keiner von diesen Scheißern hat mich aufgehalten. Was sagen Sie dazu?«

    »Ich bin erstaunt«, antwortete Sam.
    »Das sollten Sie aber nicht sein, Junge. Das erste, was Sie bei einer Infiltration lernen, ist Anpassungsfähigkeit. Nicht nur, was das Terrain betrifft, sondern man erfährt da auch eine ganze Menge über lokale Sitten und Verhaltensweisen. Das ist ebenfalls eine Form der psychologischen Kriegführung. «
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie denn?«
    »Vom Gebiet hinter den Linien, Sam. Das ist feindliches Territorium, wissen Sie das nicht?«
    Als Mac Hawkins anmutig seine geeiste Vichyssoise gelöffelt hatte, war er ans Herz - den Kern - der Bombe vorgedrungen, die den Grund für sein Abendessen mit Sam geliefert hatte. Dieser Kern war auf explosive Weise in einem einzigen Namen eingekapselt.
    Heseltine Brokemichael. Ehemaliger Generalmajor des Kommandos Bangkok. Augenblicklich in der Schwebe, Washington, D. C.
    »Ja, Sam, der alte Brokey war in Korea und an anderen Punkten östlich und südlich mit mir zusammen. Ein verdammt guter Offizier, ein wenig hitzköpfig, aber schließlich mußte er sich ja dauernd mit diesem blöden Vetter auseinandersetzen. Wie hieß der Idiot doch gleich? Ethelred? Können Sie sich das vorstellen? Zwei Brokemichaels in derselben gottverdammten Army, und beide mit solchen Spinnerniamen!«
    »Ich habe keinen Hunger mehr«, murmelte Devereaux.
    Der Hawk fuhr fort: »Ja, Sir, Sie haben Brokey wirklich die Laufbahn vermasselt. Er könnte keinen Stern mehr auf den Kragen bekommen, und wenn er sämtliche Astrologen im Pentagon kauft. Sehen Sie, die können nie sicher sein. Einer von den verdammten Brokemichaels ist ein Ganove, aber auch das haben Sie natürlich nie bewiesen.«
    »Die haben mich ja nicht gelassen!« Devereaux’ Flüstern reichte weiter, als ihm lieb war. Das Paar in der Nachbarnische starrte wieder zu ihnen herüber. Sam grinste erneut. »Ich hatte die Beweise. Ich habe den ganzen Fall
aufgebaut. Aber die haben mich daran gehindert, etwas zu unternehmen! «
    »Und ein guter Mann war erledigt — gerade, als die Vereinigten Stabschefs ihn mit freundlichen Blicken bedachten. Ich sage Ihnen, jammerschade ist das.«
    »Hören Sie schon auf, Mac! Ich hatte den Kerl ...«
    »Aber den falschen, Junge. Und selbst da haben Sie ernsthafte Unkorrektheiten begangen — sogar Straftaten, um Ihr sogenanntes Beweismaterial zusammenzukriegen.«
    »Ich bin ein kalkuliertes Risiko eingegangen, weil ich verdammt zornig war. Ich habe mit zwei Jahren meines Lebens in dieser Hanswurstuniform dafür bezahlt. Und jetzt ist Schluß. Ich will raus.«
    »Wirklich schade«, meinte Hawkins. »Ich höre das mit Bedauern, weil Sie möglicherweise noch ein wenig Zeit im Büro des GI verbringen müssen, wenn ich ...«
    »Moment mal!« unterbrach Devereaux ihn mit einem Flüstern, das an die Lautstärke eines Brüllens heranreichte. »Ich bin übermorgen fertig! Nichts, nichts wird daran etwas ändern! «
    »Hoffentlich nicht. Lassen Sie mich meine Erklärung beenden. Es könnte sein, daß Sie weiter dienen müssen, wenn ich dem

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