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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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motiviert war.
    Zunächst beeindruckte seine Bescheidenheit die Genfer Bankiers. Mein Gott, zehn Millionen Dollar, und der die Transaktion überwachende Anwalt lächelte nur und äußerte freundliche Banalitäten, sperrte sich, wenn man Identitäten von ihm erfahren wollte, und nickte seelenvoll in religiöser Gesinnung, wenn die atemberaubende Summe erwähnt wurde. Also luden sie ihn zum Mittagessen ein, wobei es eine Menge Drinks, viel Augenzwinkern und Angebote von Schlafzimmergymnastik von unglaublicher Vielfalt gab. Schließlich war man in der Schweiz, und Geld war Geld, und man durfte dieses Geschäftsgebaren keineswegs irgendwie mit Jodeln und Edelweiß und Heidi in ihrer
blütenweißen Wäsche verwechseln. Langsam gelangte Devereaux, während sich aus den vielen Lunches Dinners entwickelten, zu der Überzeugung, daß die Genfer Banker ihn entweder für den dümmsten Anwalt halten mußten, der je der amerikanischen Anwaltskammer beigetreten war, oder für den unplausibelsten geheimen Mittelsmann, der je ihre Grenzen überquert hatte.
    Diese Scharade hielt er drei Tage und drei Nächte durch und hinterließ ein halbes Dutzend verwirrter Schweizer Bürgermeister in tränenerfüllter Enttäuschung über von ihm nicht erwiderte Vertraulichkeiten, dafür aber mit restlos überforderten Mägen, und ebensolchen Lebern, die an den branchenüblichen Schmiermitteln litten. Und die Belastung, der Sam sich ausgesetzt sah, war unerträglich. Er hatte den Punkt erreicht, wo er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte als auf sein eigenes starres, ausdrucksloses Lächeln und die notwendige Kontrolle über seine Ängste. Er war so mit sich selbst beschäftigt, daß er, als ihn der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Banque de Genève zum Flughafen brachte und ihn dort verabschiedete, lächelnd >Danke< sagte, während sich der Banker über seinen Regenmantel übergab.
    In seinem Bestreben, Genf so schnell wie möglich zu verlassen, hatte er sein Rasierzeug liegengelassen, was die Erklärung dafür bot, daß er sich jetzt in The Strand befand und nach einer Drogerie suchte. Er ging an eineinhalb Häuserblocks in südlicher Richtung, bis er sich gegenüber dem Hippodrome befand, und betrat dort den Laden Strand Chemists. Nachdem er seine Käufe getätigt hatte, kehrte er zum Hotel zurück, voller Vorfreude auf ein langes, warmes Bad, eine Rasur und ein gutes Abendessen im Savoy Grill.
    »Major Devereaux!« Die Stimme klang enthusiastisch, amerikanisch und weiblich. Sie drang aus dem Taxi, das im Savoy Court anhielt.
    Es war >Abfallend, aber Argumentativ<, die vierte Mrs. MacKenzie Hawkins, die reizende Dame namens Anne. Sie warf sich auf Sam, schlang die Arme um seinen Hals und
drückte ihre Wange und verschiedene andere Körperteile gegen ihn.
    Dann zog sie sich sofort zurück und murmelte etwas verlegen: »Tut mir schrecklich leid. Huh, das war wirklich ein bißchen aufdringlich. Bitte, verzeihen Sie mir. Es war nur so furchtbar nett, wieder einmal ein vertrautes Gesicht zu sehen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Sam und erinnerte sich daran, daß Anne ihm als die naivste und jüngste der vier Frauen erschienen war. Sie hatte immer wieder ›oh‹ gemacht, wenn er sich richtig erinnerte. »Wohnen Sie im Savoy?«
    »Ja, ich bin gestern abend angekommen. Ich war noch nie in England. Also bin ich gestern den ganzen Tag überall herumgelaufen. Huh, meine Füße schreien richtig!« Sie öffnete ihren sehr teuren Wildledermantel und blickte mit gerunzelter Stirn auf ihre reizenden Beine, die unter ihrem kurzen Rock sehr deutlich zu sehen waren.
    »Nun, dann sollten Sie sich möglichst schnell setzen. In der Bar, meine ich.«
    »Ich kann es Ihnen gar nicht sagen! Es ist einfach wonnig, wenn man wieder einmal jemanden sieht, den man kennt.«
    »Sind Sie allein hier?« »O ja. Don, das ist mein Mann — mein jetziger — hat so viel mit seinen Restaurants und seinen Booten und all den anderen Dingen zu tun, daß er letzte Woche in Los Angeles zu mir sagte: >Annie, Honey, warum verschwindest du nicht für eine Weile? Das wird ein anstrengender Monat.‹ Nun, ich dachte an Mexiko und Palm Springs und all die üblichen Plätze, und dann dachte ich mir, verdammt, Annie, du bist nie in London gewesen. Also bin ich einfach losgeflogen.« Sie nickte dem Türsteher des Savoy strahlend zu und fuhr, während Sam sie durch den Eingang in die Halle komplimentierte, fort: »Don dachte, ich sei verrückt. Ich

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