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Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Titel: Der Garten der verlorenen Seelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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bleiben zurück: die Verkrüppelten und Alten, die Patienten, die aus den vom Militär requirierten Krankenhäusern geworfen worden sind, Straßenkinder und Geisteskranke, die ein Granatwerfereinschlag aus dem Irrenhaus befreit hat. Filsan schaltet ihr Funkgerät ein und hört, dass die Rebellen die Wasserversorgung des Krankenhauses gekappt haben und dass umgehend Lastwagen Wasser für die verletzten Soldaten dorthin transportieren müssen.
    Zwei Mitglieder der Siegespioniere, Ahmed und Jimaale, werden zum Checkpoint beordert und sollen bei der Identifizierung der NFM-Sympathisanten helfen; sie wissen alles über jeden – Familie, Clan, Wohnviertel, Beruf, Kollegen –, es zahlt sich endlich aus, dass sie jahrelang ihre Nasen überall hineingesteckt haben. Sie wirken wie neugeboren, Armbanduhren und konfisziertes Geld beulen ihre Taschen aus; sie wollen von den Rekruten Waffen haben, aber Filsan verbietet es.
    Eine Gruppe Zivilisten, Bündel auf den Rücken, nähert sich vorsichtig dem Schlagbaum. Das einzige männliche Wesen ist ungefähr zwölf Jahre alt und müht sich mit einem Handkarren ab, der mit ihren weltlichen Gütern vollgeladen ist.
    Sie bleiben vor dem Schlagbaum stehen und warten.
    «Wo kommt ihr her?», fragt Filsan.
    «Iftiin», antwortet eine junge Frau, die mit einem Riemen um die Stirn die Last auf ihrem Rücken gesichert hat. Sie ist offenbar die Anführerin der Gruppe, die älteste Frau lehnt sich keuchend gegen die Wand.
    «Wie heißt du, und wer sind diese Leute?»
    «Nurto Abdillahi Yusuf. Das sind meine Mutter und meine Geschwister.» Ohne sich umzudrehen, deutet sie nach hinten.
    «Ihr Vater hat im Kino gearbeitet; es ist bekannt, dass ihre Familie
anti
ist. Untersuch den Karren, wahrscheinlich versorgen sie den Feind!», schreit Ahmed und hastet gleich selbst zum Karren.
    «Zurücktreten», befiehlt Filsan und schneidet die Haltegurte des Karrens durch. Sie wühlt sich durch den Inhalt: eine Schaumstoffmatratze, eine Papiertüte mit Medikamenten, Reis- und Mehlsäcke, ein
girgire-
Kocher und dann etwas Überraschendes.
    «Da!», schreit Jimaale auf. «Ertappt wie die Katze mit einem Stück Hühnerfleisch.»
    «Die ist zum Schutz gegen Banditen, wir sind nur Frauen und Kinder, wir müssen uns doch verteidigen können», bittet Nurto flehentlich.
    «Wo habt ihr die her?» Filsan untersucht die Waffe, ein altes Polizeimodell.
    «Die haben wir schon seit Jahren, mein Vater hat sie gekauft, nachdem bei uns in den Siebzigern eingebrochen wurde, jeder hat eine, damals brachen in unserer Gegend nachts Betrunkene und Klebstoffschnüffler ein.»
    «Lügnerin! Lügnerin!» Jimaale gibt dem Mädchen einen Stoß. «Du bist eine
anti
! Warum ruft ihr nicht die Polizei, wenn eingebrochen wird?»
    «Wir haben dich bei Demonstrationen gegen die Regierung gesehen, uns kannst du nichts vormachen.» Ahmed versetzt ihr einen Tritt, und sie stürzt.
    Filsan zieht ihn fort. «Bringt sie nach Birjeeh. Dort werden sie die Wahrheit schon herauskriegen.»
    Ahmed und Jimaale reißen der Familie die Bündel von den Rücken, während Filsan Nurtos Handgelenke und die ihrer Mutter zusammenbindet. Die Kinder wehren Filsans Hände ab, Filsan unterdrückt den Drang, sie zu schlagen, und weist die beiden jüngsten Rekruten an, mit der gesamten Sippschaft zum Hauptquartier zu marschieren. Ihre Gestaltenwerden immer kleiner, und Filsan erscheint es wie eine Ironie des Schicksals, dass sich ihre Flucht verzögert hat, weil sie so viele Besitztümer wie möglich mitnehmen wollten und nun ebenjene Besitztümer ihre Flucht behindern.
    Das Knacken des Funkgeräts drängt sich in Filsans Gedanken, am anderen Ende ist Lieutenant Hashi mit dem Befehl, sie solle sich zum Checkpoint beim Radiosender begeben. Sie überlässt den Karren Ahmed und Jimaale, sollen sie doch klauen, was sie wollen, und hastet zur nächsten Stellung.
    Fragmentarisch dringt das Chaos von draußen an Kawsars Ohr: das scharrende Geräusch, mit dem das Wellblech von den Nachbardächern gerissen wird, das kehlige
Wruuum
der Kanonen, die hinter dem Hotel abgefeuert werden, die sich unheilvoll nähernden Schritte im Hof. Sie spürt, dass ihr der Tod bevorsteht; alles an ihr ist kalt, und ihr Herz schlägt schwerfällig, verzweifelt. Ein Gewicht senkt sich auf die Matratze, und sie dreht den Kopf. Farah sitzt da in seinem schmal geschnittenen Nadelstreifenanzug, den er so mag, lehnt sich zurück und stößt einen abgrundtiefen Seufzer aus. «Wer hätte gedacht, dass

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