Der Gast des Kalifen
ersten Auftrag als Mitglied des Inneren Kreises abzulehnen. Abgesehen davon hätte ich bei genauerer Betrachtung vermutlich ohnehin zugestimmt, allein schon aus Neugier, was als Nächstes geschehen würde.
»Nun, warum nicht?«, erklärte ich schließlich. »Ja, natürlich. Ich werde es tun. Mit ein wenig Glück werde ich schon nach kurzer Zeit wie ein Einheimischer sprechen.«
»Das«, erwiderte Pemberton trocken, »hängt davon ab, wie viel Zeit Sie haben werden, es zu lernen.«
»Bitte?«
»Sie haben von jetzt bis September Zeit dafür«, sagte er.
»Gott im Himmel.« Ich rechnete rasch nach. »Das sind ja weniger als sechs Monate.«
»Wenn es nach mir ginge, würde ich Ihnen so viel Zeit geben, wie Sie benötigen. Unglücklicherweise haben wir diesen Luxus aber nicht.«
»Jetzt verstehe ich, warum Sie das eine Herausforderung nennen.«
Ich vermute, nach dem letzten Treffen der Sieben hatte ich erwartet, mit lautem Fanfarengetöse zu großen Taten berufen zu werden. Ich hatte gewagt zu hoffen, dass man mir, wenn meine Zeit zu dienen gekommen war, eine großartigere und aufregendere Aufgabe zuteilen würde, als meinen Kopf mit antiker griechischer Syntax voll zu stopfen. Um die Wahrheit zu sagen: Ich fühlte mich ein wenig herabgesetzt.
Der scharfsinnige Pemberton bemerkte meine Enttäuschung. »Es ist sehr wichtig, Gordon«, sagte er langsam. »Es ist sogar lebenswichtig, sonst hätte ich Sie gar nicht erst gefragt. Mehr noch: Dieses Lernen wird Ihnen sehr zum Vorteil gereichen. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»In der Tat«, bestätigte Zaccaria. »Nun denn.« Er griff in seine Jak-kentasche und holte eine Visitenkarte hervor. »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihren Namen einem Bekannten von mir zu geben. Er heißt Rossides, ein Gelehrter allererster Ordnung.« Er reichte mir die Karte. »Er wohnt in der Lothian Street, nahe der Universität.«
Ich nahm die Karte und las den Namen laut vor. »M. Rossides, Dr. phil.« Er stand dort sowohl in Griechisch als auch in Englisch. »Glauben Sie, er wäre bereit, einen Studenten mit geringen Vorkenntnissen wie mich anzunehmen?«
»Oh, das wird er«, versicherte mir Zaccaria ernst. »Er hat schon so manch einen ins Schwimmen geratenen Odysseus durch die Scylla und Charybdis der aspirierten Vokale und maskulinen Verbformen geleitet. Wenn irgendjemand Sie in kürzester Zeit präparieren kann, dann er.« Er streckte den Arm aus und klopfte auf die Karte in meiner Hand. »Ich wage zu behaupten, dass er sogar Ihr Latein wieder auf Vordermann bringen kann.«
»Dann werde ich ihn sofort aufsuchen, sobald ich Gelegenheit dazu habe. Ich werde ihm meine Karte schicken und versuchen, einen Termin für nächste Woche zu vereinbaren.«
»Er erwartet Sie bereits morgen«, informierte mich Zaccaria. »Um Punkt sechs. Verspäten Sie sich nicht. Der gute Professor erwartet Pünktlichkeit von seinen Studenten.«
Als wäre es so geplant gewesen, schlug die Uhr im Flur vor meinem Büro in ebendiesem Augenblick die Stunde, und meine Gäste erhoben sich, um mich zu verlassen. »Ich nehme an, Sie werden jetzt nach Hause gehen wollen«, sagte Pemberton. »Richten Sie Ihrer schönen Caitlin meine besten Grüße aus, und sagen Sie ihr, dass sie sich ihren Terminkalender für den Frühling freihalten soll.« Er lächelte, als genösse er ein kleines Geheimnis. »Ich habe so das Gefühl, dass Sie beide einige Zeit in einem sonnigeren Klima verbringen werden.«
ch habe den Kalifen gesehen. Ehre sei unserem Erlöser, ich lebe immer noch. Auch wenn mir weiterhin der Tod droht, das ist wahr, so scheint mir doch gestattet worden zu sein, einen weiteren Tag in dieser Welt zu verbringen, denn nach einer ausgesprochen kurzen Audienz hat man mich in meine Gemächer zurückgeführt, damit ich für meine Seele beten kann.
Da ich jedoch ohnehin auf meine Erlösung vertraue, werde ich die Zeit nutzen, um dir, meine liebe Cait, noch ein wenig mehr von meiner Geschichte zu erzählen. Zunächst einmal habe ich noch einmal das überflogen, was ich gestern geschrieben habe, und ich werde kein Wort ändern.
Es ist alles so eingetreten, wie ich gesagt habe: Kurz nach Mittag trat Wazim in mein Gemach: »Da'ounk«, sagte er und verneigte sich tief, »die Stunde ist gekommen. Seine Hoheit, Kalif Muhammad Ibn al-Hafiz, Beschützer der Gläubigen und Herrscher über Kairo, hat befohlen, Euch vor ihn zu bringen, damit Ihr Euch für Eure Verbrechen verantworten könnt.«
Das ist die Art, wie sie
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