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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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verschwand, und er betrachtete mich mit vorsichtigem Interesse. »So! Du bist also Armenier. Wir kennen diese Art Christen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, edler Kalif«, erwiderte ich, »aber ich bin auch kein Armenier.«
    »Kein Armenier?«, sagte er. »Was bist du dann für ein Christ? Sag es mir, aber rasch.«
    »Mein Herr Kalif, ich gehöre zu den Cele De«, erklärte ich. »Wir sind nur eine kleine, unbedeutende Gemeinschaft. Einst waren wir viele, doch unsere Zahl hat abgenommen. Während wir einst ganz Britannien beherrschten, sind wir nun auf ein kleines Gebiet im hohen Norden beschränkt.«
    Aus irgendeinem Grund schien ihm das zu gefallen. »Ich habe von diesem Pritania gehört«, bemerkte er. »Es liegt weit weg von Rom und Konstantinopel, sagst du?«
    »Ja, mein Herr. So weit östlich wie westlich davon und mit drei Meeren dazwischen.«
    Ungeduldig wand der Kalif sich auf seinem Kissen. »Da du ein Christ von besonderem Glauben bist«, sagte er, »werde ich dir einen Tag gewähren, um deinen Frieden mit Gott zu machen, bevor ich dich zu ihm schicke.«
    »Ich danke Euch, mein Herr«, erwiderte ich und verneigte mich dankbar vor ihm ob seiner Großzügigkeit.
    Wieder winkte er den Wachen, und ich wurde aus dem Thronsaal in mein Gemach gebracht, wo ich nun sitze und niederschreibe, was geschehen ist. Auch wenn ich für diese kleine Gnadenfrist dankbar bin, so weiß ich doch nicht, was sie zu bedeuten hat. Aber wie auch immer, dieser Tag gehört mir. Darf ich vielleicht auf weitere hoffen?
    Um deinetwillen, Cait, bete ich, dass mir das Beil des Henkers noch ein wenig länger erspart bleibt. Während ich warte, bleibt mir nichts Besseres zu tun, als mit meiner Geschichte fortzufahren. Also beginne ich:
    Marseille ist eine laute, geschäftige Hafenstadt. Dort gibt es nicht weniger als fünfWerften, und in allen herrscht von Sonnenaufgang bis weit in die Nacht hinein rege Betriebsamkeit. Die Hälfte der Menschen in der Stadt und der näheren Umgebung verdient ihren Lebensunterhalt damit, bei den Schiffbauern zu arbeiten, und die andere Hälfte versorgt sie mit Waren aller Art. Der Hafen ist gut geschützt, breit und tief, und dort fanden wir endlich auch die Templerschiffe, die sich gerade darauf vorbereiteten, in See zu stechen.
    Der größere Teil der Flotte war bereits abgesegelt - insgesamt waren es zweiundvierzig Schiffe -, doch achtzehn lagen noch im Hafen und nahmen Vorräte und Ausrüstung an Bord. Ich befahl Sarn, in der Nähe der Templerschiffe anzulegen; dann eilten Padraig und ich davon, um den Ritter zu suchen, mit dem wir in Rouen gesprochen hatten.
    »Pax vobiscum«, grüßte ich den ersten Mönchskrieger, den wir sahen. »Gott möge Euch gewogen sein, mein Freund. Wir suchen nach einem Eurer Brüder.« Ich erklärte ihm, dass sein Bruder gesagt habe, wir könnten ihn hier treffen. Er fragte, wer es sei, den wir treffen wollten, und ich nannte ihm den Namen.
    »Es war de Bracineaux?«, fragte der Mann und musterte uns von Kopf bis Fuß. »Renaud de Bracineaux? Seid Ihr sicher? Wenn es wirklich Renaud war, dann könnt Ihr Euch in der Tat glücklich schätzen. Er hätte eigentlich mit den ersten Schiffen segeln sollen, doch er ist aufgehalten worden. Er ist noch immer hier.«
    Er erklärte uns, Renaud sei einer der Führer des Ordens und dass alle Führer sich im Augenblick mit dem Großmeister darüber berieten, was sich auf ihren Reisen durchs Land ereignet hatte. »Sobald die Versammlung beendet ist, müsste er wieder hierher zurückkehren - morgen vielleicht, oder übermorgen. Dann segeln wir nach Outremer.«
    Ich dankte dem Bruder für seine Hilfe, und wir machten uns auf den Weg zurück zum Boot, um dort zu warten. Roupen hatte beschlossen, sich nach einem Schiff umzusehen, das ihn nach Osten mitnehmen würde. Doch nun, da er mittellos war, konnte er nicht mehr für die Passage zahlen, und bei dem Gedanken, sich demütigen zu müssen, verschlechterte sich seine Laune drastisch. Und das war noch nicht alles: Auch wenn er nicht offen gegen sie redete, so war ihm doch deutlich anzumerken, dass er nicht allzu viel für die Templer übrig hatte. Ich erwähnte dies Padraig gegenüber, dem ebenfalls aufgefallen war, dass der junge Armenier stets das Gesicht verzog, wann immer von den Mönchskriegern die Rede war.
    Auch Sarn war unglücklich. Nun, da wir unser Ziel erreicht hatten, wusste er, dass ich ihn nach Hause schicken würde, doch er wollte mit uns nach Jerusalem. Das konnte ich nicht erlauben;

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