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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht, dass ich so oft kommen kann.«
    »Bist du wirklich? Ich habe es mir schon gedacht, aber ich war nicht sicher …«
    »Tja, ich spritz halt nicht alles voll«, sagte Sue. »Im Gegensatz zu einigen anderen Leuten, die ich kenne.«
    »Aber du hattest wirklich mehrere Orgasmen … also dein Körper … während du in mir warst?«
    »Ich hatte sie an beiden Orten.«
    »Was meinst du?«
    »In dir und in mir.«
    Er nickte. »Du hast meine miterlebt.«
    »Klar! Aber davon hab ich nicht geredet. Ich hatte meinen eigenen an beiden Orten. Der Teil von mir, der in dir war … meine Seele oder was auch immer … ist im selben Augenblick gekommen wie mein Körper. Als wären wir miteinander verbunden. Als wäre ein Schalter gedrückt worden und …«
    »Dir wäre ein Licht aufgegangen.«
    »Du bist mal wieder sehr witzig.«
    »Geht so.«
    Sie lachte. »Ich finde dich wirklich witzig. Manchmal. Ich hätte mich ein paarmal schlapp gelacht, wenn ich nicht so geil und atemlos gewesen wäre. Du hattest echt komische Gedanken.«
    »Du hättest ja nicht bleiben müssen.«
    Statt einer Antwort lächelte Sue ihn träge an und rutschte näher. Dann kroch sie auf ihn, ihr Gesicht knapp über seinem, die Brüste auf seiner Brust, ihre Beine auf den seinen.
    Er nahm an, es war kein Zufall, dass sie seinen Penis zwischen ihre Schenkel klemmte.
    »So ist es besser«, sagte sie und bewegte sich ein wenig hin und her.
    Neal stöhnte. »Viel besser.«
    »Also, wo waren wir?«
    »Bei mir und meinen komischen Gedanken.«
    »Mir haben sie alle gefallen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Weil ich dich liebe, Neal. Wenn du mir nicht glaubst, küss einfach das Armband und komm rein und guck selber nach.«
    »Elise hat mich vor solchen Sachen gewarnt.«
    »Ich hab’s bei dir gemacht.«
    »Stimmt. Und du hast rausgefunden, dass ich ein Ferkel mit schmutziger Fantasie bin.«
    »Ja, aber ein süßes Ferkel.« Sie küsste ihn auf den Mund. Sanft und sehr lang.
    Er wachte auf. Das Licht brannte noch, und Sue lag immer noch auf ihm. Es war kühl im Zimmer. Nur dort, wo Sue ihn bedeckte, war ihm warm. Doch ihre Schenkel waren heruntergerutscht und wärmten seinen Unterleib und seine Beine nicht mehr.
    Er strich langsam über ihren Rücken und die Rundung des Hinterns. Ihre Haut fühlte sich kalt an.
    Ich sollte aufstehen, dachte er.
    Doch er wollte sich nicht bewegen. Es fühlte sich gut an, dass Sue auf ihm schlief.
    Ich sollte wenigstens aufs Klo gehen. Mir die Zähne putzen. Mich waschen. Das Licht ausschalten. Sichergehen, dass die Tür abgeschlossen ist.
    Er ging davon aus, dass sich die Tür wie in den meisten Hotels automatisch verriegelte, wenn man sie zuzog. Doch er sollte es überprüfen. Und den Riegel schließen oder die Kette vorlegen.
    Wie spät ist es?
    Er sah auf die Uhr auf dem Nachttisch.
    3:36.
    Plötzlich durchlief ihn ein Schauder der Angst. Einen Moment lang wusste er nicht, warum.
    Dann erinnerte er sich an Rasputin.
    Der Dreckskerl könnte mittlerweile hier sein.
    Er hätte schon vor Stunden kommen, sich ins Zimmer schleichen und uns beide töten können.
    Zum Teufel, er kommt nicht. Auf keinen Fall.
    Er ist nicht der Typ Krimineller, der herausfindet, wo ich meine Kreditkarte benutzt habe.
    Wahrscheinlich.
    Außerdem habe ich ihm ein paar Kugeln verpasst.
    So wie Neal unter Sue auf dem Bett lag, konnte er die Tür nicht sehen. Doch er wusste, dass sie nicht von innen mit einem Riegel oder einer Kette gesichert war. Vor vielen Stunden hatte Sue sie zugezogen und sich dagegengelehnt … Neal hatte sie zum Bett getragen, und keiner von ihnen war noch einmal zur Tür gegangen.
    Ich sollte sie wenigstens verriegeln.
    Und meine Pistole holen und irgendwo hinlegen, wo ich sie leicht erreichen kann.
    Für alle Fälle.
    Und pinkeln gehen.
    Das Licht ausschalten.
    Uns zudecken, damit wir nicht frieren … oder die Klimaanlage ausschalten. Ohne Klimaanlage ist es bestimmt angenehm hier drin.
    Doch er konnte nicht aufstehen.
    Nicht, ohne Sue zu wecken.
    Nicht, ohne das grandiose Gefühl zu zerstören, sie schlafend auf sich liegen zu haben.
    Keine Eile, sagte er sich. Wenn ihr richtig kalt wird, wacht sie wahrscheinlich auf. Früher oder später muss sie aufwachen. Ich warte einfach ab.
    Er streichelte sie sanft.
    Er überlegte, ob dies der beste Tag und die beste Nacht seines Lebens gewesen waren.
    Und kam zu dem Schluss, dass es daran keinen Zweifel gab.
    Ein perfekter Tag, eine perfekte Nacht.
    Wenn ich sie nur nicht beim Mittagessen fallen

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