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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hingegen etwas dicker. Neal hätte am liebsten mit den Lippen über ihren Arm gestrichen und den weichen Flaum gespürt.
    Doch er wollte sie nicht wecken.
    Er sah über ihre Schulter zum Wecker auf dem Nachttisch.
    15:18 Uhr.
    Marta war die ganze Nacht wach gewesen und erst gegen elf Uhr morgens eingeschlafen.
    Deshalb berührte Neal sie nicht. Er betrachtete sie noch eine Weile und bewunderte das Zusammenspiel von Licht und Schatten auf den Kurven und Erhebungen und Senken und Falten ihres Körpers. Er wünschte, sie wäre wach. Er hätte sie so gern berührt, jeden Winkel ihres Körpers erkundet, sie gestreichelt, geküsst, geschmeckt …
    So wie ich es bei Sue getan habe.
    Sue.
    Er hatte sich seit Stunden nicht um sie gekümmert.
    Vorsichtig kroch er zur Bettkante, schwang seine Füße auf den Boden und stand auf. Marta rührte sich nicht. Es klang, als schliefe sie noch.
    Neal ging um die auf dem Teppich verstreuten Kleider herum, öffnete leise die Tür und trat in den Flur. Er schloss die Tür hinter sich.
    Auf dem Weg zum Wohnzimmer überlegte er, ob Sue schlief.
    Er fragte sich, ob sie sich angezogen hatte.
    Was hat sie die ganze Zeit gemacht?
    Und in wem war sie, in Marta oder in mir?
    Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie das Armband bei einem von ihnen benutzt hatte; sie war dort gewesen, eine stumme Teilnehmerin an den Geschehnissen in Martas Schlafzimmer.
    Es störte ihn jedoch nicht.
    Er hatte zwar zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst darüber nachgedacht, doch er musste gewollt haben, dass Sue bei ihnen war. Andernfalls hätte er ihr das Armband schließlich abnehmen können.
    Sie könnte in diesem Moment in mir sein, fiel ihm ein.
    »Hallo? Bist du da? Wie war’s?«
    Er betrat das Wohnzimmer und sah das leere Sofa. Die beiden Decken waren ordentlich zusammengefaltet und an einer Seite des Sofas gestapelt, die Kissen lagen darauf.
    Sue war nicht im Zimmer.
    Entspann dich. Sie ist wahrscheinlich irgendwo hier.
    Neal eilte zum Bad, wechselte jedoch die Richtung, als er die offene Tür sah, und lief in die Küche. Das Linoleum fühlte sich warm und weich unter seinen nackten Füßen an.
    Keine Sue.
    Sie ist weg!
    Was, wenn Rasputin irgendwie reingekommen ist und …
    Sie in die Garage gebracht hat …
    Sie an die Wand genagelt hat …
    Neals Magen wollte sich gerade verkrampfen, als er den Zettel sah, der mitten auf dem Küchentisch lag. Er schnappte ihn sich.
    Die Nachricht war mit Bleistift geschrieben.
    Lieber Neal, liebe Marta,
    ich bin shoppen. Ruckzuck wieder da.
    Gruß,
    ich.
    Neal atmete tief durch und seufzte. »Gott sei Dank.« Er fragte sich, wohin sie gegangen war.
    Es kam ihm seltsam vor, dass sie einfach so losgezogen war, obwohl sie sich in Los Angeles überhaupt nicht auskannte. Wie sollte sie sich zurechtfinden?
    Sie ist nicht gerade schüchtern. Wahrscheinlich fragt sie jemanden.
    Neal schnüffelte ein wenig herum. Er stellte fest, dass Sues Lederrock, ihr ärmelloses blaues Hemd, Unterhose, BH, Socken und Schuhe verschwunden waren. Ihre Handtasche war auch nicht mehr da. Genau wie Neals Schlüssel.
    Sie hat mein Auto genommen!
    Einen Moment lang ärgerte er sich. Dann amüsierte ihn ihre Dreistigkeit, einfach ohne zu fragen sein Auto zu nehmen. Zugleich freute er sich, dass sie es offenbar nicht für nötig gehalten hatte. Dann machte er sich Sorgen.
    Was, wenn sie sich verfährt?
    Oder einen Unfall hat?
    Oder von Rasputin geschnappt wird?
    »Es wird schon gut gehen«, sagte er leise.
    Aber er wünschte, sie wäre bei ihm.
    Er fragte sich, wie lange sie schon weg war.
    Was, wenn sie nicht zurückkommt?
    Beruhig dich, sagte er sich.
    Hatte sie die Pistole mitgenommen? Er blickte zu dem Beistelltisch neben dem Sessel. Die Waffe lag noch dort.
    Und daneben das Armband.
    Wenigstens ist sie gerade nicht in mir oder Marta.
    Neal ging ins Bad, um zu duschen. Ihm war warm, und er fühlte sich verschwitzt und klebrig. Außerdem würde unter der Dusche die Zeit schneller vergehen.
    Bleib richtig lange drin, dann ist Sue vielleicht schon zurück, wenn du fertig bist.
    Wir hätten zusammen einkaufen gehen können, dachte er. Wenn ich aufgestanden wäre, als Marta einschlief …
    Aber er war so müde gewesen und hatte sich im Bett so behaglich gefühlt.
    Wenn Sue etwas zustößt …
    Es wird nichts passieren, sagte er sich.
    Dann stand er unter dem heißen Strahl inmitten von Düften, die ihn an Marta erinnerten.
    Das ist alles so unwirklich, dachte er, während er sich mit Martas Seife

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