Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
… Leslie Glitt passiert ist.«
    Neal legte einen Arm um ihre Schultern. Die Decke war weich und angenehm. Er nahm an, dass sie sich sehr gut an ihrem Körper anfühlte.
    Sie lehnte sich gegen ihn. »Und lass nix aus.«
    »Nichts«, korrigierte er sie.
    »Oder noch besser, was hältst du davon, wenn ich für die Geschichte in deinen Kopf komm? So wie gestern im Auto?«
    Gestern? War es erst gestern gewesen, dass Sue das Armband geküsst hatte und in ihn gekommen war?
    Damit er ihr beweisen konnte, dass er Elise nicht ermordet hatte.
    Es schien schon viel länger her zu sein.
    Es war der Tag, an dem ich Sue kennengelernt habe. Kurz nachdem sie das Armband geküsst und mir versehentlich einen Besuch abgestattet hat. Auf dem Weg zu The Fort …
    Dienstag. Das war am Dienstag. Wir haben nur eine Nacht dort verbracht, am nächsten Tag sind wir zurückgefahren … Mittwoch. Wir sind in meiner Wohnung gewesen und dann hierhergekommen. Es ist Mittwochnacht.
    Oder eher Donnerstagmorgen.
    Er sah auf die roten Leuchtziffern von Martas Videorekorder.
    3:56 Uhr.
    Donnerstagmorgen, alles klar.
    »Vielleicht sollte ich es dir lieber nur erzählen«, sagte Neal.
    »Bitte?«
    »Ich bin nicht sicher, ob du in mir sein möchtest. Es ist wirklich schrecklich.«
    »Das kann ich ertragen. Komm schon.«
    Seufzend nahm Neal den Arm von ihren Schultern.
    Als er das Armband vom Handgelenk zog, sagte Sue: »Aber erzähl sie mir trotzdem. Die Geschichte. Denk nicht nur daran. Erzähl sie mir, so wie im Auto.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Doch. So ist es am besten.« Die Decke teilte sich vorn, und ihr rechter Arm kam heraus. Ihr Oberarm drückte gegen ihre Brust, als sie Neal die Hand entgegenstreckte.
    Er streifte ihr das Armband über das Handgelenk.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Neal.
    »Sicher bin ich sicher.«
    »Wenn es zu krass wird, spring einfach raus.«
    »Wird schon gehen.« Sue hob die Hand an den Mund und küsste den Schlangenkopf.
    Sie erschlaffte. Ihr herabfallender Arm schob die Decke zur Seite. Der Handrücken klatschte auf ihren nackten Oberschenkel.
    Ihre ganze rechte Seite war unbedeckt – nur über dem Unterschenkel hing eine Ecke der blauen Decke.
    Na, wunderbar. Sieh dir das an. »Hallo, Sue. Wirklich hübsch. Aber wie soll ich mich dabei konzentrieren?«
    Ich könnte sie zudecken.
    Doch er wollte sie nicht zudecken. Er wollte sie ansehen. Und berühren.
    Haben wir das nicht schon zur Genüge getan?
    Davon kann man nie genug bekommen.
    Er seufzte. Dann griff er über Sue hinweg, nahm die Decke und zog sie über sie.
    »Ich bin ein echter Gentleman«, sagte er. »Also, Folgendes ist geschehen: Ich konnte in dem Sessel keine Ruhe finden. An Schlaf war nicht zu denken. Deshalb habe ich das Armband geküsst und bin losgeflogen.«

42
    42
    Neal wurde vom Klicken des Türriegels aus dem Schlaf gerissen.
    O nein.
    Strahlendes Tageslicht blendete ihn, als die Wohnungstür geöffnet wurde. Marta kam herein und schloss die Tür hinter sich. Es blieb hell im Zimmer, doch das Licht war nicht mehr so gleißend.
    Marta ging leise, als wollte sie ihre Gäste nicht stören. Sie trug ihre Uniform. An ihrer Schulter hing eine große Lederhandtasche. Sie blieb auf der anderen Seite des Wohnzimmertischs stehen und stellte ihre Tasche auf den Boden. Dann drehte sie sich um und starrte Neal und Sue an.
    Neal formte mit den Lippen das Wort »Hallo« und versuchte, unschuldig zu wirken.
    Sue schlief weiter.
    Sie saßen aneinandergelehnt auf dem Sofa und hatten die Füße auf den Tisch gelegt.
    Neal hatte in seinen Sessel zurückkehren wollen, ehe er einschlief. Außerdem hatte er einen Wecker stellen wollen, damit er und Sue rechtzeitig aufwachten, bevor Marta kam.
    Er hatte sicherstellen wollen, dass Sue anständig angezogen war.
    Er sah zu ihr.
    Die blaue Decke klemmte teilweise zwischen ihrem und Neals Arm. Sue lag völlig nackt da. Alles, was sie anhatte, war das Armband an ihrem rechten Handgelenk.
    Neal zog eine Grimasse.
    Er sah Marta an, schüttelte den Kopf und versuchte, einen verwirrten Eindruck zu machen.
    Sie erwiderte seinen Blick. Ihre Augen wirkten ein wenig glasig. Der Mund stand offen.
    Sie schien überrascht, durcheinander, argwöhnisch …
    Ihr Blick wanderte zu Sue.
    Sie betrachtete sie eingehend.
    Sieht sie sich die Konkurrenz an?, fragte sich Neal. Überlegt, wie sie abschneidet?
    Denkt sie, ich habe ihn an ein mageres Kind verloren?
    An diese Schlampe? Ich bin doppelt so schön wie sie! Meine Figur ist hundertmal

Weitere Kostenlose Bücher