Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
wir lägen wieder im Bett.«
    »Tja, in ein paar Stunden ist alles vorbei.«
    »Genau davor hat er Angst«, sagte Sue.
    »Ich weiß, dass wir es tun müssen«, erklärte Neal. »Aber es gefällt mir nicht.«
    »Mir irgendwie schon«, sagte Sue.
    »Was?«
    »Mir gefällt es. Ich fühl mich so, wie als wir in The Fort in die Achterbahn gestiegen sind. Der Pony-Express? Ganz zittrig und aufgeregt.«
    »Ich wäre gern dabei gewesen«, sagte Marta. Die Ampel sprang auf Grün, und sie fuhr über die Kreuzung.
    »Da verdammte Ding ist stehen geblieben«, erzählte Sue ihr. »Wir hingen ganz oben fest. Ich hab totalen Schiss gehabt. Aber es ging gut aus. Und das hier wird auch gut ausgehen.«
    Neal hatte zugehört und schon damit gerechnet, dass Sue Marta erzählen würde, was sie getan hatten, während sie auf dem höchsten Punkt der Achterbahn festsaßen. Er war ein wenig überrascht, dass sie es nicht tat.
    »Wenn das alles vorbei ist«, sagte Marta, »sollten wir nach Disneyland fahren.«
    »Ja!«
    »Mit der halben Million«, sagte Neal, »können wir es uns wohl leisten.«
    Marta legte den Kopf schräg, und Neal sah, dass sie lächelte. »Unser Kind wird Disneyland lieben. Wir werden mit ihm zwei- oder dreimal im Jahr hinfahren müssen.«
    »Wir alle zusammen, oder?«, fragte Sue. Sie schien sich versichern zu wollen, nicht aus Martas Zukunftsplänen gestrichen worden zu sein.
    »Du musst den Kinderwagen schieben«, sagte Marta.
    Neal fiel auf, dass die Autobahnunterführung schon hinter ihnen lag. Er hatte es gar nicht gemerkt, hatte keinen Gedanken an die bedrohlichen Sprüche der Gangster an den Mauern verschwendet, hatte auch keine Gefahr gespürt.
    Sie waren hindurchgefahren, während sie über Disneyland gesprochen hatten.
    »Kann ich ihm einen Namen geben?«, wollte Sue wissen.
    »Dem Baby?«, fragte Marta.
    »Ja.«
    »Nein!«, platzte Marta heraus und lachte.
    Der Jeep ruckelte, als sie über die alten Bahnschienen fuhren. Marta bog nach links ab.
    »Wir hören uns deine Vorschläge an«, lenkte sie ein. »Aber Neal und ich haben das letzte Wort.«
    »Gut, klar. Das ist fair.«
    Neal drehte den Kopf und blickte über das Feld. Das Brachland. Im grauen Mondlicht sah er nackte Erde, Kies und verwilderte Büsche, dazwischen Müll und Gerümpel.
    Er erinnerte sich daran, wie er über das Niemandsland zu den Bäumen gerannt war.
    Dort. Genau da.
    Da hat das Schwein Elise in seiner Gewalt gehabt.
    In dem schmalen Streifen Wildnis zwischen dem Feld und der Autobahnböschung. Ein idealer Ort, um sich zu verstecken, um albtraumhafte Spiele zu spielen.
    Dort, dachte er. Genau dort.
    Ich hätte sie retten können. Wenn ich ihn nur endgültig erledigt hätte.
    Ich hätte mich über ihn beugen und ihm den Lauf in den Mund stecken sollen.
    Bumm!
    Und noch eine zur Sicherheit.
    Wenn, wenn …
    Der wichtigste Schluss, den man daraus ziehen kann, sagte er sich, ist: Begeh nicht den gleichen Fehler noch einmal. Dieses Mal musst du ihn wirklich töten.
    Er beugte sich nach vorn. »Da drüben hätte ich beinahe Elise gerettet. Da zwischen den Bäumen.«
    Marta und Sue wandten ihre Köpfe. Sie blickten auf eine Stelle unterhalb der Böschung. Aber es war nicht der richtige Platz. Neal hatte es zu spät gesagt. Die richtige Stelle lag schon hinter ihnen.
    »Du hast sie gerettet«, korrigierte Marta ihn. »Nicht nur beinahe .«
    »Nein. Ich habe ihr nur eine Galgenfrist verschafft. Einen kurzen Aufschub.«
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte Sue.
    »Ich weiß. Die beiden sind schuld. Aber ich hatte die Gelegenheit, sie aufzuhalten und Elise zu retten. Ich hab’s vermasselt.«
    Und die Frau in der Garage habe ich auch nicht gerettet, dachte er. Aber vielleicht standen die Chancen in dem Fall ohnehin schlecht. Selbst wenn ich das Haus wiedergefunden hätte … So schlimme Verbrennungen.
    Sie muss mittlerweile tot sein.
    Aber wenn ich in Glitts Kopf komme, kann ich vielleicht herausfinden, wo sich die Garage befindet. Es ist einen Versuch wert. Es wäre möglich, dass sie noch lebt …
    Äußerst unwahrscheinlich.
    Ich sollte es trotzdem versuchen, sagte er sich. Ich muss es versuchen.
    Marta bog rechts ab und fuhr langsam die Straße zu Video City entlang.
    Sonntagnacht hatte sich Elise auf genau dieser Straße auf dem Rücksitz von Neals Wagen versteckt, verletzt und blutend und nackt bis auf Neals Hemd und Glitts Schuhe.
    Rasputins Schuhe, erinnerte er sich.
    Die Bestie von Belvedere.
    »Ich frage mich, wo Vince ihn kennengelernt

Weitere Kostenlose Bücher