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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hat«, sagte Neal.
    »Glitt?«
    »Ja. Wohin geht man, wenn man so einen Typen sucht?«
    »Man könnte unter irgendwelchen Steinen nachsehen«, schlug Marta vor.
    Neal sah die hellen Lichter des Venice Boulevard vor ihnen.
    Fast da! Mein Gott!
    Er hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr richtig Luft zu bekommen, und ihm wurde übel.
    »Da vorne an der Ecke ist es«, murmelte er.
    Aus dem Schaufenster an der Seite der Videothek fiel Licht über den Bürgersteig.
    »Haben sie geöffnet?«, fragte Sue.
    »Normalerweise machen sie um Mitternacht zu«, sagte Neal. »Ich glaube, das Licht brennt die ganze Nacht.«
    »Je mehr Licht, desto besser«, meinte Marta.
    »Wo wir gerade davon reden«, sagte Neal. »Schalt lieber die Scheinwerfer aus.«
    Die Lichtkegel erloschen, doch die Nacht war wegen der Laternen und des Vollmonds noch immer ziemlich hell.
    »Wo sollen wir parken?«, fragte Marta, als sie an dem Gebäude vorbeifuhren.
    »Nicht auf dem Parkplatz«, sagte Neal.
    »Vielleicht hier an der Straße«, schlug Sue vor.
    »Ja«, sagte Neal. »Da drüben. Du kannst hier wenden.«
    Marta fuhr langsam an den Straßenrand und wendete. Mit dem Heck zum Venice Boulevard richtete sie den Wagen parallel zum Bordstein aus. Dann fuhr sie langsam rückwärts.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite glitt das Gebäude von Video City vorüber.
    Als sie einen freien Blick auf den gesamten Parkplatz hatten, hielt Marta an. »So?«, fragte sie.
    Neal warf einen Blick über die Schulter. »Fahr noch ein Stück zurück. Dann stehen wir im Dunkeln.«
    Marta befolgte seinen Rat. Der Schatten eines Baums kroch über den Jeep.
    »Hier.«
    Sie hielt an und schaltete den Motor aus.
    »Perfekt«, sagte Neal.
    Der Schatten verbarg sie zwar nicht völlig, doch zumindest waren sie dort vor dem direkten Licht des Mondes und der Laternen in der Nähe geschützt.
    Aus der Ferne konnte man vermutlich nur einen undeutlichen dunklen Umriss erkennen – wenn man sie überhaupt bemerkte. Der Blick eines Fremden würde wohl einfach über diesen Straßenabschnitt hinwegschweifen, vielleicht bemerken, dass ein Fahrzeug in dem dunklen Fleck parkte, und sich helleren Orten zuwenden.
    Das glaubte und hoffte Neal zumindest.
    Vor sich konnte er undeutlich die Gesichter von Marta und Sue erkennen. Sie hatten beide den Kopf nach links gedreht und beobachteten den gut beleuchteten Parkplatz auf der anderen Straßenseite.
    Er wünschte, sie hätten dunkle Oberteile angezogen. Daran hatte er vorher nicht gedacht.
    Sie hatten nicht darüber geredet, was sie anziehen sollten; sie waren einfach in die Kleider geschlüpft, die Sue ihnen aus dem Wohnzimmer gebracht hatte – als würden sie nur eine kleine Besorgung machen, hätten nicht vor, aus dem Auto zu steigen, und würden wahrscheinlich ohnehin von niemandem gesehen werden.
    Neal hatte nichts dagegengehabt.
    Selbst wenn er an dunkle Kleidung gedacht hätte, hätte er vermutlich nichts gesagt. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Marta unter ihrem T-Shirt nichts anhatte und dass Sue unter ihrem Pullover und dem Faltenrock nackt war. Er selbst trug ebenfalls nur Shorts und Turnschuhe.
    Warum haben wir uns nicht richtig angezogen?, überlegte er.
    Er nahm an, es hing mit Bequemlichkeit zusammen und dem guten Gefühl, eine gewisse sexuelle Spannung aufrechtzuerhalten. Doch vor allem schien es ein Mittel zu sein, sich nicht einzugestehen, dass sie in einer so gefährlichen Mission unterwegs waren.
    Zieh dich an, als wolltest du nur ein paar Minuten vor die Tür gehen – vielleicht, um ein Video zurückzugeben.
    Mit einer Pistole in der Tasche.
    Es fühlte sich seltsam an, keine Unterwäsche zu tragen, aber eine Pistole am Oberschenkel liegen zu haben. Er spürte die Waffe kalt und schwer durch den dünnen Stoff der Tasche.
    Marta drehte sich um und sah zu ihm. »Kannst du mir mal die Kamera geben?«
    Er hob sie auf und reichte sie nach vorn.
    Als Marta die Tasche öffnete, richtete Neal seine Aufmerksamkeit auf den Parkplatz. Fünf oder sechs Autos standen dort verstreut, doch der Platz war so groß, dass er fast verlassen wirkte. Neal sah niemanden. Die parkenden Autos schienen leer zu sein, und auch im Laden konnte er niemanden herumlaufen sehen.
    Nur hinter ihnen auf dem Venice Boulevard rührte sich etwas. Ein paar Autos fuhren vorbei – ein Rauschen wie Windböen. In einem davon war das Radio so laut aufgedreht, dass die wummernden Bässe den Rest der Musik übertönten.
    »Hoffentlich reicht die

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