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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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glänzenden, auf und ab wippenden Brüste.
    Neal hätte den Anblick geliebt …
    Tot. Er ist tot.
    Er wird nie mehr …
    Denk nicht an ihn!
    Sie schnappte sich die Pistole von der Kommode und steckte sie in die rechte vordere Tasche. Ein paar Reihen Patronen befanden sich noch in dem Plastikhalter aus der Munitionsschachtel. Sie schüttete sie sich in die Hand und verstaute sie in der linken Tasche.
    Mit den Schlüsseln in der Hand lief sie aus dem Zimmer. Auf dem Weg zur Wohnungstür schloss sie ein paar der Hemdknöpfe. Kurz darauf war sie draußen. Die kühle Nachtluft fühlte sich herrlich an.
    Sie eilte die Treppe hinab und rannte so schnell sie konnte zum Tor. Ihre Hosentaschen schwangen unter dem Gewicht der Pistole und der Munition hin und her. Sie schlugen gegen ihre Schenkel.
    Marta nahm das Schlüsselmäppchen in die linke Hand und öffnete mit der rechten das Tor.
    Sie trat in die Gasse hinaus.
    Während sie auf den Jeep zu rannte, spähte sie in das Halbdunkel des Carports. Und sah etwas an der Beifahrertür. Ein schwarzes Bündel. Es bewegte sich, als wäre es lebendig, schwankte und wand sich.
    Sie blieb abrupt stehen.
    Starrte das Ding an.
    Was ist das?
    Das schwarze Bündel hatte einen eigentümlichen Glanz an sich – Satin?
    Ach, es ist nur Graf Dracula bei einem kleinen Mitternachtsimbiss.
    Bei dem Gedanken musste Marta lächeln.
    Scheiße!, dachte sie dann.
    Sie schrie: »Hey! Was machst du da?«
    Das schwarze Ding wirbelte herum und löste sich von der Beifahrertür.
    Es war jetzt nicht mehr schwarz und stürmte auf Marta zu. Ein Mann, blass und dürr, mit einem Umhang, der hinter ihm in der Luft wehte. Unbehaart. Vorn ganz nackt bis hinab zu den Schäften der schwarzen Stiefel.
    Ich fass es nicht, dachte Marta. Wir haben genug Ärger, auch ohne …
    »Ich bin der Schleicher!«, verkündete die Gestalt.
    »Halt!«
    Er blieb nicht stehen. Er rannte mit gebleckten Zähnen, ausgestreckten Händen, erigiertem Penis und über den Asphalt polternden Stiefeln auf sie zu.
    »Die Nacht ist mein!«
    Marta riss die Pistole aus der Tasche. Ehe sie die Waffe heben konnte, umklammerte der Schleicher ihre Schultern und schob sie zurück. Sie stieß ihm die Mündung in den Bauch und drückte den Abzug.
    Sie hörte, wie der Hammer aufschlug.
    Aber es löste sich kein Schuss.
    Sie fiel mit dem Rücken auf den Boden. Der Schleicher stürzte sich auf sie. Sein Penis stieß fest gegen den Schritt ihrer Shorts, und zugleich fiel er mit dem Bauch auf den nach oben gerichteten Pistolenlauf.
    Seine Augen quollen hervor. Er grunzte, und sein saurer Atem schlug Marta ins Gesicht.
    Sie rollte sich zur Seite und warf ihn ab. Der Schleicher landete auf dem Rücken. Er umklammerte seinen Bauch und krümmte sich zusammen.
    Marta kam auf die Beine. Sie beförderte eine Patrone in die Kammer und zielte auf sein Gesicht.
    »Nein!«, keuchte er. Er riss die Arme hoch und überkreuzte sie vor seinem Gesicht, als glaubte er, so die Kugeln abwehren zu können. »Nicht schießen!«
    »Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Nichts!«
    »Steh auf!«
    »Bitte!«
    »Sofort!«
    Er drehte sich auf Hände und Knie, erhob sich und schlang den Umhang um sich, als schämte er sich plötzlich.
    »Rüber zum Jeep«, befahl Marta.
    »Warum?«
    »Ich will sehen, was du mit meiner Freundin gemacht hast.«
    »Ich habe gar nichts gemacht!« Er drehte sich um und ging auf den Carport zu. »Sie war schon so.«
    »Wie?«
    »Ich weiß nicht. Als ob sie ohnmächtig wäre.« Er warf über die Schulter einen Blick zu Marta. »Ist sie betrunken oder …?«
    »Geht dich nichts an. Was hast du hier hinten getrieben?«
    »Nichts.« Er trat in den Schatten neben dem Jeep.
    »Blödsinn«, sagte Marta.
    Mit plötzlicher Begeisterung in der Stimme verkündete er: »Ich wollte ihr helfen. Ich habe gesehen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Ich dachte, sie bräuchte Hilfe.«
    »Klar.«
    Er war nun wieder eine schwarze Gestalt im Halbdunkel, die neben Sues Tür stehen blieb. Marta bohrte ihm den Pistolenlauf in den Rücken.
    »Weiter«, sagte sie.
    Er ging ein paar Schritte. »Das ist weit genug.« Marta blieb vor der Tür stehen.
    »Ja, Ma’am.«
    Sie beugte sich über die Tür. Sue saß noch dort. Sie atmete schwer, als wäre sie erschöpft oder erregt oder fürchtete sich. In der fast völligen Dunkelheit schien es, als sei alles in Ordnung.
    Marta nahm die Pistole in die linke Hand. Mit der rechten tastete sie nach Sue.
    »Ich wollte ihr nur helfen«, wiederholte der

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