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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ich glaub, irgendwie war ich in diesem Moment in sie verliebt.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Du hättest sie gemocht. Wirklich. Und du hättest sie bestimmt auch kennengelernt, wenn … diese schreckliche Sache nicht passiert wäre. Sie hat uns eingeladen, zum Grillen und Schwimmen zu ihr zu kommen.«
    Marta wirkte überrascht und ein wenig erleichtert, aber dennoch skeptisch. »Du hast ihr von mir erzählt?«
    »Klar. Wegen dir habe ich nicht die Nacht mit ihr verbracht.«
    »Hat sie dich gefragt, ob du bleibst?«
    »Ja. Aber das würde ich nicht tun.«
    »Wegen mir?«
    Er nickte.
    Sie starrte ihn an, legte die Stirn in Falten und schüttelte langsam den Kopf. »Mein Gott«, sagte sie dann leise, fast als spräche sie mit sich selbst. »Elise könnte noch leben, wenn du geblieben wärst. Oder du wärst auch ermordet worden. Aber du bist nicht geblieben. Wegen mir?«
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Aber ich bin darin verwickelt.«
    »Irgendwie schon. Wenn man es so betrachtet. Aber …«
    »Seltsam. Ich kenne sie nicht einmal, aber ich habe daran mitgewirkt, dass sie umgebracht wurde.«
    »Nein. Es ist einfach geschehen.«
    »Mannomann.« Sie hob ihr Glas und trank ein paar Schlucke. Als sie es absetzte, waren ihre Lippen wieder voller Schaum. »Lass uns die Videoaufnahme machen.«

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    Marta füllte ihre Gläser auf. Sie gingen ins Wohnzimmer. Neal setzte sich auf das Sofa, während sie die Tortillachips holte. Anschließend verschwand sie für ein paar Minuten. Sie kam mit einer Videokamera in der einen und einem Stativ in der anderen Hand zurück.
    »Ich habe das ruckzuck aufgebaut«, sagte sie. »Aber du musst dich woanders hinsetzen. Sonst haben wir zu viel Gegenlicht. Am besten holst du dir einen Stuhl aus dem Esszimmer.«
    Er tat, was sie vorgeschlagen hatte, und stellte den Stuhl so hin, dass er das Fenster nicht im Rücken haben würde.
    Als die Kamera aufgebaut war, setzte sich Marta dahinter auf einen Stuhl. »Datum und Uhrzeit sind im Bild eingeblendet.« Sie beugte sich zum Sucher. »So können wir beweisen, wann wir die Aufnahme gemacht haben.«
    »Aber wir liefern das Band doch nicht ab, oder?«
    »Vielleicht willst du das irgendwann. Um dich zu entlasten.«
    Neal leerte sein Glas und spähte in die Kameralinse. »Es läuft doch noch nicht?«
    »Nein.«
    »Wie soll mich das von Dingen entlasten, die ich tatsächlich getan habe?«
    »Du hast Elise nicht getötet.«
    »Nein, das weiß ich natürlich.« Er lachte gezwungen. »Aber ich habe eine verborgene Waffe getragen. Eine geladene Waffe. Das ist eine Straftat. Das war auch der Hauptgrund, aus dem Elise und ich letzte Nacht beschlossen haben, erst einmal nicht zur Polizei zu gehen. Weil sie mich sonst verhaftet hätten. Ist das nicht lächerlich? So etwas passiert wirklich, wusstest du das? Man benutzt seine Pistole, um sich zu schützen, und ehe man sich’s versieht, sitzt man hinter Gittern.« Er wollte noch einen Schluck trinken, doch in seinem Glas war nur noch ein Rest Schaum. »Ich meine, die Verfassung garantiert mir das Recht, eine Waffe zu tragen. Oder zumindest war das mal so. In der guten alten Zeit, als wir noch eine Verfassung hatten . Also benutze ich meine Pistole, um Elise vor diesem Arschloch zu schützen, aber dann können wir nicht mal zur Polizei gehen … plötzlich sind wir die Verbrecher … deshalb schleichen wir uns davon, und er steht auf und verfolgt uns und bringt die Sache zu Ende. Ist das nicht großartig? Ist das nicht wirklich großartig?«
    Er begann zu weinen.
    »O Scheiße«, murmelte er.
    Marta kam zu ihm. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand. Dann zog sie seinen Kopf an sich. »Schon gut«, sagte sie.
    Er schmiegte das Gesicht an ihren Bauch.
    »Ist schon gut, Süßer.« Sie strich sanft über sein Haar. »Ist schon gut.«
    Ihr T-Shirt war weich. Die Haut darunter fühlte sich warm und glatt an. Er schlang die Arme um ihre Oberschenkel.
    »Tut mir leid«, sagte er in ihr T-Shirt.
    »Es muss dir nicht leid tun.«
    Er versuchte, nicht mehr zu weinen. »Ich dachte, ich hätte … sie gerettet. Das ist … das ist verdammt hart.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Ich habe sie im Stich gelassen.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Wir … hätten zur Polizei gehen sollen. Wenn wir nur zur Polizei gegangen wären … sofort, direkt nachdem ich sie befreit habe. Oder wenigstens angerufen hätten. Sie wären gekommen und hätten den Mann mitgenommen. Elise würde noch leben.«
    »Vielleicht.«
    »Ich hab nicht

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