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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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klapperten auf dem Beton. Der Saum des T-Shirts hing schief über ihre Shorts. Das lange blonde Haar wurde vom Wind zur Seite geweht.
    Was, wenn der Mistkerl sie schnappt und mit ihr dasselbe macht wie mit Elise?
    Neal wandte sich schnell ab und beschleunigte seine Schritte.
    Das wird nicht passieren, sagte er sich.
    Aber es könnte.
    Nein! Das lasse ich nicht zu!
    Auf dem Weg zum hinteren Tor kam er an der offenen Tür zur Waschküche vorbei. Er hörte, wie Miss Universum eine Münze in die Waschmaschine warf, doch er eilte vorbei, ohne hineinzusehen.
    Hinter dem Tor überprüfte er die Straße.
    Kein Rasputin.
    Er liegt wahrscheinlich irgendwo im Bett, sagte sich Neal. Oder sogar in der Leichenhalle.
    Ein schwarzer Lieferwagen stand auch nirgends.
    Warum hielt er überhaupt danach Ausschau? Es war völlig ausgeschlossen, dass er schon wieder durch die Gegend fuhr. Das Ding war wahrscheinlich von der Polizei beschlagnahmt worden.
    Neal stieg in sein Auto, warf die Tasche auf den Beifahrersitz, fuhr rückwärts aus der Parknische und begab sich auf den Weg zu Martas Wohnung.
    Ihr Haus lag nicht einmal einen Kilometer entfernt, ein Spaziergang. Doch er wollte seinen Wagen heute Nacht für alle Fälle in der Nähe haben. Schön, dass Marta deswegen kein Theater gemacht hatte.
    Eine ihrer guten Eigenschaften: Sie mischte sich nicht zu sehr in sein Leben ein.
    In der Hoffnung, Neuigkeiten über die Mordermittlungen zu erfahren, schaltete er das Radio ein. Beim Fahren wechselte er von einem Sender zum nächsten.
    Doch er fand nur Verkehrshinweise, Musik und Talkshows. Er mochte die Sendung von John und Ken, deshalb hörte er eine Weile zu.
    Schon bald erreichte er Martas Straße. Als er hineinbog, sah er, wie Martas Jeep Wrangler auf den reservierten Parkplatz vor dem Haus fuhr. Er parkte am Straßenrand, nahm seine Tasche und stieg aus.
    Sie trafen sich auf dem Bürgersteig.
    Neal sah sich um, überprüfte die Hauseingänge und Straßen und Gehwege in der Nähe.
    Kein Rasputin.
    Nach dem Lieferwagen brauche ich gar nicht zu gucken, sagte er sich.
    Er tat es trotzdem.
    Nur weil ich das Ding mit Kugeln durchsiebt habe, muss es nicht unbedingt außer Gefecht sein.
    Doch der Lieferwagen war nirgendwo zu sehen.
    Er entdeckte einen schwarz-weißen Streifenwagen auf Höhe des nächsten Häuserblocks, und eine Welle der Angst überspülte ihn.
    Sie wissen überhaupt nichts, sagte er sich. Beruhige dich.
    Marta schloss das Tor auf. Sie gingen in den Hof. Er ähnelte sehr dem von Neals Haus, war jedoch größer. Auch der Pool und die Betonumrandung waren größer. Mehr Wohnungen umgaben den Hof.
    Zu ihrem Haus gehörte auch ein Whirlpool neben dem Schwimmbecken.
    Die Wohnungen waren besser. Neal war nur selten in Martas Wohnung gewesen, doch die war viel größer und neuer als seine eigene.
    Die Miete war allerdings auch fast doppelt so hoch.
    Er freute sich darauf, eine Nacht darin zu verbringen – auch wenn Marta gegen Viertel nach elf würde gehen müssen.
    Er folgte ihr die Außentreppe hinauf. Die Lederhandtasche schwang an ihrer Hüfte. Ihre Beine waren schlank und leicht gebräunt. Die Shorts spannten sich bei jedem Schritt eng um ihre Hinterbacken.
    Oben trat sie zur Seite und wartete auf ihn. Nebeneinander gingen sie den Gang zu ihrer Wohnung entlang. Marta schloss auf, und sie traten ein.
    Die Wohnung kam ihm sehr dunkel vor.
    Marta nahm ihm die Reisetasche ab, stellte sie zur Seite und kuschelte sich in seine Arme. Ihre Haut und ihre Kleider fühlten sich heiß an, als hätte sie die Hitze der Nachmittagssonne mit hereingebracht.
    Sie küssten sich.
    »Bekomme ich dieselbe Behandlung noch mal?«, fragte er.
    Sie grinste. »Ich will dich nicht zu sehr verwöhnen. Komm, wir gehen in die Küche, dann mache ich uns etwas zu trinken.« Auf dem Weg fragte sie: »Was hältst du von Wodka-Tonic?«
    »Okay«, sagte er. Doch sie musste bemerkt haben, dass mit seinem Tonfall etwas nicht stimmte.
    »Was ist los?«
    Er zuckte die Achseln.
    Er hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil er das Armband vor ihr verheimlichen wollte. Er wollte sie nicht auch noch unverhohlen anlügen, deshalb beschloss er, die Wahrheit zu sagen. »Letzte Nacht haben wir dasselbe getrunken. Elise und ich. Wodka-Tonic.«
    Marta zog die Brauen hoch. Sie wirkte neugierig und vielleicht ein wenig enttäuscht. »Habt ihr eine Party gefeiert?«
    »Wir haben … versucht, uns zu erholen, glaub ich. Nachdem wir diesen Typen los waren.« Er blickte sie an und

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