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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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halluziniert. Wie bei LSD oder so. Die Hippies haben damit experimentiert, aber mittlerweile ist es nicht mehr so angesagt. Ein bisschen zu viel, und du bist nur noch eine tumbe Nuss.«
    »Echt?«
    »Ja«, sagte er, obwohl er überhaupt keine Ahnung hatte. Soweit er wusste, hätte die Aspisviper, die Kleopatra angeblich gebissen hatte, auch die Letzte ihre Art sein können.
    Wie immer es auch wirklich war, die Geschichte ist mir von Nutzen.
    Irgendwann muss ich es mal nachschlagen …
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Hattest du irgendwelche interessanten Halluzinationen von dem Gift?«, fragte er.
    Wieder warf sie ihm einen sonderbaren Blick zu.
    »Vielleicht«, sagte sie.
    »Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst. Ich meine, Halluzinationen ähneln irgendwie Träumen. Meistens sind sie Ausdruck der eigenen Sorgen, Obsessionen oder Fantasien. Sachen, die man vielleicht für sich behalten will.«
    »Du verarschst mich«, sagte sie.
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Du weißt verdammt genau, dass ich keine Halluzinationen gehabt hab. Ich war in dir, und du weißt es.«
    »Nein, ich …«
    »Verflucht, du hast mich die ganze Zeit angeschrien, dass ich rausgehen soll.«
    Er bemühte sich um einen belustigten Gesichtsausdruck. »Wirklich? Ich kam in deinen Fantasien vor? Ich fühle mich geschmeichelt.«
    »Das ist keine Fantasie gewesen. Ich war in dir, wegen dem Armband, glaub ich. Deswegen hast du es so eilig gehabt, es zurückzuholen. Du wolltest den Zauber brechen.«
    »Es gab keinen Zauber«, sagte er. »Ich hatte Angst, du hättest dich vergiftet.«
    »Blödsinn. Du hast gedacht, ich wär in dir, und das hat dir überhaupt nicht gepasst. Du hast mich in Gedanken angeschrien. ›Verdammt, Sue, raus mit dir!‹, und solche Sachen. Weil du nämlich nicht wolltest, dass ich rausfinde, dass du ein Mörder bist.«
    »Ich bin kein Mörder«, sagte er.
    »Wen hast du umgebracht?«
    »Niemanden!«
    »Komm schon, gib’s zu.« Sue grinste. Fand sie es etwa lustig , mit einem Mörder durch die Gegend zu fahren? »Ich war in deinem Kopf«, sagte sie. »Also, wen hast du umgebracht? Marta? Hast du sie wegen dem Armband ermordet?«
    »Nein!«
    »Sie hat dir bestimmt die Arme zerkratzt, als du sie ermordet hast.«
    »Nein! Das ist doch lächerlich. Marta geht es wunderbar.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich verrat dich nicht.«
    Er traute seinen Ohren kaum und starrte sie fassungslos an. »Nein? Du verrätst mich nicht? Warum zum Teufel nicht?«
    »Du bist mein Fahrer.«
    »Hast du keine Angst vor mir?«
    »Du hast keinen Grund, mich umzubringen. Außerdem, wie gesagt, Sunny hat deine Autonummer.«
    »Ach, stimmt ja.«
    »Deshalb sollten wir einfach zu The Fort fahren, als ob nix passiert wäre. Was hältst du davon?«
    »Einverstanden«, murmelte Neal.
    »Gut.«
    »Trotzdem«, sagte er, »habe ich niemanden umgebracht. Ich könnte wegen eines Mordes, der vor ein paar Tagen geschah, in Schwierigkeiten geraten. Ich habe tatsächlich auf den Mörder geschossen, aber es sieht so aus, als wäre er davongekommen. Deshalb könnte es passieren, dass ich verdächtigt werde, obwohl ich völlig unschuldig bin. Und der echte Mörder ist wahrscheinlich hinter mir her. Wenn er nicht gestorben ist oder so. Aus diesem Grund habe ich an Mord gedacht, nicht weil ich einen begangen habe. Und deshalb fahre ich auch zu The Fort. Ich musste aus L. A. verschwinden und Gras über die Sache wachsen lassen.«
    Sue sah ihn an wie einen Hund, der einen fantastischen Trick vorgeführt hatte. »Du bist der Typ«, sagte sie, »der die Turmspringerin ermordet hat. Alice Waters?«

24
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    »Elise«, sagte Neal. »Sie hieß Elise, nicht Alice. Und ich habe sie nicht umgebracht. Ich habe ihr das Leben gerettet.«
    »Nein, stimmt nicht. Sie ist mausetot.«
    »Ich weiß, ich weiß. Mir musst du nicht sagen, dass sie tot ist. Sie wurde ermordet, nachdem ich sie gerettet hatte. Sie hat mir das Armband gegeben. Nicht Marta. Elise hat es mir gegeben, kurz bevor sie umgebracht wurde. Als Belohnung, weil ich ihr das Leben gerettet habe.«
    Sue zog die Brauen hoch. »Wirklich?«
    »Wirklich. Ich schwöre es bei meinem Leben.« Er nahm die rechte Hand vom Lenkrad und legte sie sich aufs Herz.
    Sue schlug mit den Knöcheln gegen seine rechte Schulter, als klopfte sie an eine Tür. »Gib mir das Armband.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Ich will es noch mal ausprobieren. Komm schon. Ich will wissen, ob du mich immer noch anlügst.«
    »Auf keinen

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